Rz. 138

Grundsätzlich ist bei einer Analyse der Finanzlage im Wesentlichen zwischen bestände- und bewegungsbezogener Analyse zu unterscheiden, wie es Abb. 12 verdeutlicht.

Abb. 12: Analyse der Finanzlage

 

Rz. 139

Im Rahmen der bestandsgrößenorientierten Analyse gibt die Vermögensanalyse als vertikale Betrachtung der Bilanzaktiva Aufschluss über die Struktur des Vermögens sowie dessen Veränderungen im Zeitablauf. Dabei sind beispielsweise die Art und Zusammensetzung des Vermögens oder die Dauer der Vermögensbindung von Interesse.[1] Im Gegensatz zur Vermögensanalyse bezieht sich die Finanzierungsanalyse auf die Passivseite der Bilanz und gibt Auskunft über die Quellen und die Zusammensetzung des Kapitals nach Art, Sicherheit und Fristigkeit.[2]

 

Rz. 140

Die Liquiditätsanalyse als horizontale Betrachtung der Bilanzstruktur informiert über die Deckungsverhältnisse von Vermögen und Kapital, wodurch ein Einblick in die Fähigkeit eines Unternehmens, zu jeder Zeit seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, gewonnen werden kann.[3] Bei Betrachtung der langfristigen Deckungsverhältnisse ergeben sich für die Analyse relevante Aussagen hinsichtlich der Fristenentsprechung der Investitionsfinanzierung und der strukturellen Liquiditätseinflüsse. Mit Hilfe einer auf die kurzfristigen Vermögens- und Kapitalpositionen bezogenen Betrachtung kann die Fähigkeit des Unternehmens untersucht werden, aus kurzfristig verfügbaren Vermögensteilen die kurzfristig abzudeckenden Verbindlichkeiten begleichen zu können.

 

Rz. 141

Während die bestandsgrößenorientierte Finanzanalyse vornehmlich das Stichtagsbild von Vermögen und Kapital untersucht, betrachtet die stromgrößenorientierte Finanzanalyse (Cashflow-Analyse), welche Finanzmittel aus der unternehmerischen Tätigkeit erwirtschaftet und wie diese verwendet worden sind.[4] Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei die Kapitalflussrechnung und der ausgewiesene bzw. zu berechnende Cashflow als Kennzahl für die Finanzierungskraft des Unternehmens.

 

Rz. 142

Abgesehen von einer retrospektiven Untersuchung der Finanzlage einer Unternehmung ist eine prospektive Interpretation der Daten notwendig. Dieser kombinierte Ansatz stellt eine entscheidungsorientierte finanzwirtschaftliche Bilanzanalyse sicher.

[1] Vgl. Born, Rechnungslegung international – Deutsche und ausländische Jahresabschlüsse lesen und beurteilen, 3. Aufl. 2008, S. 275 ff.
[2] Vgl. Coenenberg/Haller/Schultze, Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 26. Aufl. 2021, S. 1146 ff..
[3] Vgl. Lachnit/Müller, Bilanzanalyse, 2. Aufl. 2017, S. 286 ff.

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