Unternehmen mit Digitalisierungsmängeln im Finanzbereich

Viele Unternehmen hinken im Bereich der Digitalisierung und Automatisierung hinterher, was auch den Finance-Bereich betrifft. Eine aktuelle Studie zeigt, in welchen Bereichen CFOs noch Nachholbedarf sehen und welche Prioritäten sie für die digitale Transformation setzen.

Für die CFO-Studie 2025 der Beratungsgesellschaft Horváth wurden branchen- und länderübergreifend mehr als 150 Finance-Manager befragt, aus Unternehmen mit mehrheitlich über 1.000 Mitarbeitenden, davon über 100 aus der DACH-Region. Die Ergebnisse der Befragung legen offen, dass auch der Finance-Bereich die digitale Transformation verstärkt vorantreiben muss. CFOs planen vor allem, die Automatisierung im Bereich Planning & Analytics zu verstärken (77 Prozent).

Forecasting & Analytics: Kaum Analysen durch Spezialisten

Der Mangel an Digitalisierung wird besonders im Bereich Forecasting & Analytics deutlich: Nur 26 Prozent der CFOs setzen Data Scientists und fortschrittliche Algorithmen ein, um ihre täglichen Entscheidungsprozesse mit präzisen Analysen zu unterstützen. Ebenso gibt es bei der Automatisierung Nachholbedarf: Zwar ist bei 26 Prozent der Unternehmen das Forecasting bereits hochautomatisiert und Predictive Forecasts (rollierende Prognosen) werden eingesetzt, jedoch zeigt die Studie, dass dieser Fortschritt noch nicht flächendeckend ist.

Im Bereich Reporting stimmen nur 41 Prozent der Befragten zu, dass ihr Reporting allen Anforderungen entspricht und durch eine integrierte Plattform unterstützt wird. Erfreulicherweise bestätigen 53 Prozent, dass ihre Performance Reviews eine strukturierte Definition, Durchführung und Nachverfolgung der Maßnahmen in enger Abstimmung mit dem Unternehmen aufweisen.

Steering Models: Prioritäten für die weitere Entwicklung

Ein Steering Model (Steuerungsmodell) ist für 55 Prozent der befragten CFOs ein grundlegendes Element des Corporate Performance Managements. Es hilft, das Betriebsmodell des Unternehmens zu reflektieren und die strategische Ausrichtung zu steuern.

Für die weitere Entwicklung setzen CFOs die Prioritäten bei den Steering Models vor allem auf

  • Kundenzentrierung (73 %),
  • verstärkte Konzentration auf Bilanz- und Liquiditätskennzahlen (69 %),
  • Funktionsübergreifende Steuerung/bessere Integration von nicht-finanziellen Kennzahlen (66 %),
  • Einfachheit der Steuerung (64 %) und
  • Integration von ESG und Nachhaltigkeit (62 %).

Investitionen besser verteilen

59 Prozent der CFOs sind der Meinung, dass Planung unter der Leitung von FP&A (Financial Planning & Analysis) alle relevanten Abteilungen einbezieht und durch eine integrierte Planungsplattform erleichtert wird.

Dennoch zeigt die Horváth-Studie, dass viele CFOs zu viel in Budgetierung und Reporting investieren. Gleichzeitig bleibt ein erhebliches Effizienzpotenzial in Bereichen wie der mittelfristigen Planung, Simulationen und Performance Reviews ungenutzt.

Management Reporting im Wandel

Das interne Management Reporting zeigt in vielen Unternehmen noch Schwächen, trotz seiner entscheidenden Rolle bei der Unterstützung von Entscheidungsprozessen. Besonders im Einsatz von neuen BI-Tools besteht noch großes Verbesserungspotenzial. Laut der Studie planen 79 Prozent der CFOs, neue Business Intelligence-Tools einzuführen, um die Qualität des Reportings zu verbessern.

Zudem wollen 66 Prozent der Befragten den Bereich Compliance in Bezug auf Management Reporting verstärkt fokussieren. Ein weiterer Trend, der sich abzeichnet, ist die Schaffung einer zentralen Abteilung für Datenmanagement, Reporting und Insights, die von 63 Prozent der CFOs angestrebt wird.

Auch das Thema Self-Controlling wird zunehmend wichtiger: 63 Prozent der CFOs beabsichtigen, Self-Controlling zu fördern, um die Zahl zentral erstellter Reports zu verringern. Interessanterweise möchten 56 Prozent der CFOs die Anzahl der Berichte insgesamt reduzieren, was auf eine Überlastung durch zu viele Reports hinweist.

Und was ist mit Künstlicher Intelligenz?

Der Trend GenAI geht auch an CFOs nicht vorbei. Sie sehen ebenfalls in GenAI große Potenziale. 60 Prozent der befragten Studienteilnehmer setzten ihre kurzfristigen Prioritäten auf die Einführung von GenAI. Prozesse können hierdurch effizienter gestaltet werden und nicht zuletzt Content entwickelt werden.

Entsprechende Projekte sind in verschiedenen Bereichen, jedoch insbesondere bei Reporting und Analytics in Planung. Auch der Einsatz im Bereich Forecasting ist vorgesehen. Doch auch wenn die Potenziale bereits erkannt wurden – die Einführung von GenAI steht noch ganz am Anfang. Es verwundert daher nicht, dass das Thema von CFOs verstärkt vorangetrieben wird.

Klar scheint jedoch bereits jetzt: Auch beim Einsatz von GenAI werden Controller weiterhin von großer Bedeutung sein. Für 80 Prozent der Befragten ist klar, dass Controlling an Bedeutung nicht verlieren wird. Allerdings werden neue Aufgaben und Rollen im Finanzbereich entwickelt. Und 68 Prozent sind überzeugt, dass weitere Aufgaben auf den Finanzbereich zukommen werden. Ein weiterer Grund, die Digitalisierung voranzutreiben, damit die Kapazitäten hierfür geschaffen werden können. 

"Im Gespräch mit Kunden und Kundinnen sowie auch auf unseren Konferenzen hören wir oft 'Wir müssen dringend KI integrieren, eigentlich müssten wir schon viel weiter sein, aber uns fehlen Kapazitäten und Rückendeckung'", sagt Achim Wenning von Horváth.

Auch die Datenbasis ist noch ein Problem. "Für eine wirkungsvolle KI-Implementation sind zentral zur Verfügung stehende cross-funktionale interne und externe Daten in gebotener Qualität jedoch Voraussetzung, und daran hakt es", so Horváth-Experte Wenning.

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