"NextGen Business Partnering": Update einer Controller-Rolle

Wie gelingt die Transformation der Controlling-Rolle? Patrick Dressel und Andi Suarsana berichten auf der Fachkonferenz Reporting & Analytics über "NextGen Business Partnering" bei der Merck Gruppe.

Historic Architecture der Merck-Gruppe

Die Merck-Gruppe ist heute mit 66.000 Mitarbeitern in 66 Ländern vertreten und besteht bereits seit mehr als 350 Jahren. Die Konzernaktivitäten werden in die drei Sektoren Life Science, Health Care und Electronics aufgegliedert. Aufgrund der von eigenem Wachstum und Zukäufen geprägten Historie sowie der heterogenen Anforderungen in den Sektoren haben sich im Laufe der Zeit viele verschiedene ERP-Systeme angesammelt. Aus diesem Grund wurde der Wechsel auf BW on HANA vollzogen, um jegliche Anforderungen an das Reporting abdecken zu können. Wichtige Meilensteine dabei waren die Definition eines "Single Source of Truth" und die Generierung einer "Universal Data Structure".

Transaktionelle Daten verfügbar machen

Ziel des NextGen Business Partnering ist es, jegliche transaktionelle Daten auf globaler Ebene verfügbar zu machen und für die Business Partner eine neue Art der Herangehensweise in der Arbeit mit den Daten zu etablieren. Zusätzlich wurde eine globale Kostenstellenhierarchie entwickelt, die ein drill-down bis in die kleinste Einheit ermöglicht. Ebenso werden die Kostenarten harmonisiert, sodass über eindeutige Daten gesprochen wird. Durch diese Initiativen wird der personale Aufwand im Bereich Accounting sowie Reporting reduziert und freie Kapazitäten für konzeptionelle Aufgaben geschaffen, z.B. Fokus auf Nutzung von Analytics.

Portfolio und Applikationen

Bislang werden sehr viele Systeme zur Auswertung genutzt (z.B. TM1, SAP BW, Qlik, Tableau). Die verschiedenen Systeme haben dabei aus funktionaler Sicht ihre Berechtigung. Der Fokus soll für die Zukunft allerdings auf wenigen Tools liegen. Der "Fit for purpose" ist jeweils zu hinterfragen. Das übergeordnete Ziel ist es ein Interface für alle Business Manager zu etablieren, um einen Gewohnheits-Effekt zu erzeugen.

Die Aktivitäten in diesem Bereich werden unterschieden in

  • ad hoc-Anfragen bzw. weiterführende Analysen (Data Cube),
  • integrierte Planung, d.h. automatisierte Forecast-Prozesse für schnelle Reaktionsfähigkeit und
  • integriertes Reporting.

Darüber hinaus wird eine "Data lake"-Umgebung durch Data Science und Advanced Analytics unterstützt. Die Datenvorhaltung wird ermöglicht. Data Analysis und Visualisierung wird vor allem über Qlik (Custom Dashboard), Tableau (Self-Service Reporting) sowie über die SAC (Live-Verbindung an BW) ermöglicht. Process Analytics/Mining wird durch Celonis möglich. Das Ziel ist es effizienter und skalierbar zu werden.

Strategische Prioritäten

Strategische Prioritäten liegen zum einen auf dem Cost Management. Ziel ist es ein standardisiertes Kostenreporting zu erzeugen, das weltweit einheitliche Betrachtung bis hin zu Einzeltransaktionen ermöglicht.

Über das Headcount Resource Management soll die Personalkosten-Klassifikation vereinheitlicht werden. Ziel ist eine höhere Transparenz bei der Kostenzuordnung sowie die Ermöglichung von Kosten-Forecasts. Der Treasury Data Lake aggregiert den Liquiditätsfluss auf Ebene der Tochtergesellschaften und ermöglicht ebenso Forecasts. Weitere Prioritäten liegen auf dem Capex Reporting, Supplier Management, Risk Management und dem Projekt LEAP, über das eine Loslösung von Detailorientierung hin zu Nutzung der Datenvielfalt über Automatisierung erreicht werden soll.

Über die Referenten:

Patrick Dressel ist Lead Expert - Data Provisioning bei der Merck KGaA

Andi Suarsana ist Leiter Swarm/Data Officer bei Merck Group Functions MilliporeSigma

Produkt-Tipp

Podcast Controlling Vordenker: „Controlling und Kennzahlen bei Merz Pharma“ mit Dr. Mark Jehle

In dieser Folge von „Controlling Vordenker“ ist Dr. Mark Jehle, Senior Vice President Finance bei Merz Pharma, zu Gast und gibt Einblicke in relevante Kennzahlen im Controlling und deren Einsatz bei Merz Pharma. Aufgrund der Neuausrichtung nach Kundengruppen anstelle von Regionen gab es hier zahlreiche Ergänzungen sowie neue Erkenntnisse. Darüber hinaus berichtet er von Automatisierungsmöglichkeiten im Controlling und welche Anforderungen aktuell an neue Controllerinnen und Controller gestellt werden.


Schlagworte zum Thema:  Analytics, Reporting, Planung, Controlling