Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt

Die Corona-Pandemie hat sich auf die Arbeitswelt und die Beschäftigten unterschiedlich ausgewirkt. Für manche hat sich fast nichts verändert, für andere ist inzwischen wieder der normale Arbeitsalltag zurückgekehrt und wieder andere sind noch immer stark von der Ausnahmesituation belastet.

Professor Nico Dragano von der Düsseldorfer Uniklinik untersucht mit seinem Team die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt. Dabei geht es vor allem um die psychosozialen Risikofaktoren, deren Folgen und wie sich diese verringern lassen. In einem Interview mit der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Basi) spricht er über seine Studienergebnisse.

Mehr Homeoffice und weniger Dienstreisen

Dragano geht davon aus, dass sich in Zukunft in vielen Berufen das mobile Arbeiten im Homeoffice etablieren wird und dass weniger Dienstreisen stattfinden werden. Außerdem vertritt er die Ansicht, dass sich der Arbeitsschutz in nächster Zeit schwerpunktmäßig um die Beschäftigten in prekären Arbeitsverhältnissen – wie z. B. Lieferanten, Lageristen oder Menschen mit unsicheren Anstellungen – kümmern sollte. Die Pandemie habe die Probleme, die dort auftreten, sichtbar gemacht.

Psychische Erkrankungen haben weiter zugenommen

Angestiegen sind während der Pandemie, so zeigen es Studien, psychische Erkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auslöser dafür sind u. a. arbeitsbezogene Stressoren, die je nach Beruf bzw. Branche unterschiedlich sind. Aber auch Bewegungsmangel hat das Wohlbefinden und die Gesundheit der Beschäftigten negativ beeinflusst.

  • Die Erwerbstätigen in der Gastronomie sowie Kultur- und Veranstaltungs-, Reisebranche, aber auch viele Selbstständige haben besonders unter Kurzarbeit, der Angst vor Arbeitslosigkeit oder Lohneinbußen gelitten.
  • Die Beschäftigten in Büroberufen mussten sich unter Hochdruck und ohne die passenden Rahmenbedingungen den Umgang mit der digitalen Technologie im Homeoffice aneignen. Als negative Folge davon kann so genannter Techno-Stress auftreten.
  • Diejenigen, die nur noch digital kommuniziert haben, hatten häufig das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen und jederzeit in ein Online-Meeting einbezogen werden zu können.
  • Im Homeoffice kämpften die Beschäftigten zum Teil mit einem schlechten Gewissen, weil sie das Gefühl hatten, zu wenig für den Job zu tun und sich gleichzeitig zu wenig um die Familie zu kümmern, die in vielen Fällen ebenfalls die ganze Zeit zu Hause war.
  • Die Beschäftigten in Gesundheitsberufen, im Handel oder etwa in den Gesundheitsämtern sowie in einigen Bereichen der Gesundheitswissenschaft haben fast rund um die Uhr gearbeitet und sich zum Teil große Sorgen über eine mögliche Infektion gemacht.

Ängste am Arbeitsplatz in den Griff bekommen

Dragano nennt im Interview auch Maßnahmen, mit denen sich die unterschiedlichen Sorgen und Ängste in den Griff bekommen lassen. Hier die entsprechenden Schlagworte dazu:

  • Arbeitsplatzsicherheit,
  • Ausgleich von Einkommensverlusten,
  • klare Regeln und Vorgaben,
  • anlassbezogene Gefährdungsbeurteilungen,
  • Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen,
  • Gestaltung guter und gesunder Arbeitsplätze,
  • empathische Führungskräfte.

Besonderheiten fürs Homeoffice

Für die Arbeit im Homeoffice sollten die Maßnahmen zudem spezifische Faktoren berücksichtigen. So kann es für die Beschäftigen hilfreich sein, wenn ...

  • es niederschwellige Angebote gegen die Vereinsamung, etwa durch eine gemeinsame Mittagspause am Bildschirm gibt,
  • die Führungskräfte auf die Gestaltung der digitalen Arbeit Einfluss nehmen,
  • klare Regeln zu Arbeitszeiten und Erreichbarkeit bzw. eine Vereinbarung, wann Mails beantwortet werden müssen und wann nicht, erstellt werden sowie
  • ein firmeninterner technischer Support schnell und einfach zu erreichen ist.

Dragano ist davon überzeugt, dass die psychischen Folgen der Pandemie noch lange ein Thema am Arbeitsplatz auch besonders für den Arbeits- und Gesundheitsschutz sein wird.

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