Die Übernahme eines Unternehmens ist immer mit mehr oder weniger großen "Spekulationen" in die Zukunft verbunden. Dementsprechend kann über die Höhe des künftigen Betriebsergebnisses keine exakte Aussage getroffen werden. Sie hängt wesentlich von den "weichen" Faktoren des Unternehmens ab.

Nachfolgend haben wir die wesentlichen Risikofaktoren aufgeführt. In dem Excel-Tool nehmen Sie eine möglichst objektive Bewertung bzw. Einschätzung vor (s. Abb. 4). Als Verkäufer sehen Sie somit, wo sich Schwächen in Ihrem Unternehmen befinden. Diese könnten Sie gegebenenfalls vor einer Verkaufsverhandlung beseitigen oder abschwächen. Stärken Ihres Unternehmens können Sie besonders hervorheben. Als potenzieller Käufer haben Sie auf der anderen Seite eine Checkliste, mit der Sie mögliche Gefahrenquellen aufspüren können.

Bewerten Sie nach dem Schulnotensystem von 1 bis 6. Je niedriger eine Bewertung erfolgt, umso positiver ist die Aussage. Ein eindeutiges Ja ist mit 1 zu bewerten, ein eindeutiges Nein mit 6.

Unternehmensstrategie

Liegt eine schriftlich definierte Unternehmensstrategie vor? Viele Unternehmen machen sich darüber wenig definitive Gedanken bzw. der Inhaber behauptet, diese "im Kopf" zu haben. Ein gut geführtes Unternehmen verfügt über eine schriftlich fixierte Strategie, wie es in der Zukunft seine Stellung am Markt behaupten will, wie es auf Bedrohungen von innen und von außen reagieren kann, welche Stärken es auszubauen und welche Schwächen es zu beseitigen gilt.

Managementqualität

Die Qualität des Managements ist für jedes Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Bei einer Risikoanalyse steht dieser Punkt dementsprechend an einer der ersten Stellen. Das betriebswirtschaftliche Know-how ist dabei äußerst wichtig, denn wurden hier Weichen in die verkehrte Richtung vorgenommen oder gar nicht gestellt, wird es der künftige Besitzer schwer haben, solche Fehler zu korrigieren. Darüber hinaus ist die Zuverlässigkeit des Managements durch das Eintreffen der bislang abgegebenen Prognosen z. B. in Form einer wiederkehrenden Umsatz- und Ertragsvorschau zu bewerten.

Rechnungswesen/Controlling/Kalkulation

Bei der Beurteilung des Rechnungswesens ist ausschlaggebend, ob es stets auf dem aktuellen Stand gehalten wird. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob eine Erfassung und Verbuchung z. B. nach Kostenstellen eingerichtet ist, sofern dies sinnvoll ist. Auf diese Weise können Kostenverursacher schneller aufgespürt und es kann besser nach möglichen Einsparungspotenzialen gesucht werden.

Auch die Kalkulation spielt eine große Rolle. Dies gilt sowohl für den Handel als auch für Handwerk und Dienstleistung. So verfügen z. B. etwa zwei Drittel aller Handwerksbetriebe nicht über eine auf dem Laufenden gehaltene Kalkulationsgrundlage. Die Folge davon ist nach wie vor ruinöses Preis-Dumping, da man die jeweiligen Preisuntergrenzen nicht exakt bestimmen kann.

Abb. 4: Die Risikoanalyse mit Bewertung zu den einzelnen Fragen

Mitarbeitersituation

Verfügen die Mitarbeiter über eine gute fachliche Kompetenz? Stimmt das Verhältnis zwischen Jung und Alt? Wie hoch war die Mitarbeiterfluktuation in den vergangenen Jahren? Gibt es Schwierigkeiten, in dieser Branche qualifiziertes Personal zu finden? Diese Fragen sind von umso höherer Bedeutung, je mehr das Unternehmen auf gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter angewiesen ist.

Produkte und Dienstleistungen

Bei der Bewertung dieses Bereichs ist wichtig, ob sich das Unternehmen bezüglich der Qualität der Produkte und/oder Dienstleistungen oder des Preis-Leistungs-Verhältnisses deutlich von der Konkurrenz abhebt. In diesem Zusammenhang spielt es eine große Rolle, ob das Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz eher über einen hohen oder über einen niedrigen Bekanntheitsgrad verfügt. Dementsprechend hoch ist auch das Image des Unternehmens zu bewerten.

 
Praxis-Tipp

Marktpolarisierung

Beachten Sie bei der Beurteilung der Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens, dass die starke Polarisierung der Märkte nach wie vor stattfindet. Billig geht und teuer auch. Dazwischen gibt es eine so genannte "tote Mitte".

Beispiel Automarkt: Kia, dessen Kfz-Palette sich am unteren Preislevel orientiert, vermeldet zweistellige Zuwachsraten, und Porsche als Hersteller von teuren Nobelautos kann über mangelnden Umsatz und Gewinn ebenfalls nicht klagen. Dazwischen teilen sich viele Unternehmen einen immer kleiner werdenden Spielraum an Überlebenschancen. Beachten Sie diesen Umstand also bei der Beurteilung der Produkt- und Dienstleistungsfaktoren.

Marketing- und Kundensituation

In diesem Bereich kommt es wesentlich auf die Branche an. Während z. B. in den meisten Handwerksunternehmen überhaupt kein Marketing betrieben wird, unternehmen die meisten Handels- oder Produktionsunternehmen sehr große Anstrengungen, um ihre Produkte/Dienstleistungen an den Käufer zu bringen. Zu bewerten ist primär, ob die Marketingaktivitäten laufend auf dem aktuellen Stand gehalten werden und ob sich die Ergebnisse der entsprechenden Aktivitäten k...

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