Energiemanagement und Nachhaltigkeit: Der Weg zur ISO 50001

Seit ihrer Einführung 2011 legt die ISO 50001 den Grundstein für eine systematische Steigerung der Energieeffizienz in Unternehmen. Das Hauptziel ist die kontinuierliche Verbesserung des Energiemanagementsystems (EnMS) eines Unternehmens. Die Norm hilft dabei, Energieverbräuche zu überwachen, zu dokumentieren und zu optimieren, was nicht nur zu Kosteneinsparungen führt, sondern auch die Umweltauswirkungen minimiert. Über 6.500 Zertifikate in Deutschland bis 2020 zeigen, dass ihre Relevanz enorm ist.
Die Bedeutung der ISO 50001
Die überarbeitete ISO 50001:2018 legt verstärkt Wert auf die Rolle der Führungsebene bei der Implementierung eines effektiven Energiemanagements und verlangt, dass Energiefragen in die strategischen Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Unternehmen sollen den Kontext ihres Energiemanagements prüfen, einschließlich interner und externer Faktoren sowie die Anforderungen interessierter Parteien. Auch mögliche Risiken und Gelegenheiten im Energiemanagement rücken stärker in den Fokus. Unterstützung bietet ein Leitfaden des Umweltbundesamtes.
Gesetze und Anreize: Warum systematisches Energiemanagement?
Ein Energieaudit durchzuführen oder ein Energiemanagementsystem einzurichten, ist für viele Unternehmen mittlerweile zur Pflicht geworden. Darüber hinaus ermöglicht ein systematisches Energiemanagement auch, verschiedene staatliche Vergünstigungen und Ausnahmeregelungen in Anspruch zu nehmen.
- Das Energieeffizienzgesetz (EnEfG): Unternehmen, die mehr als 7,5 GWh Energie pro Jahr verbrauchen, sind laut Energieeffizienzgesetz dazu verpflichtet, ein nach ISO 50001 oder EMAS zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem zu betreiben. Betriebe, deren Energieverbrauch über 2,5 GWh jährlich liegt, müssen zudem wirtschaftliche Einsparmaßnahmen planen und diese Pläne öffentlich machen.
- Energiedienstleistungs-Gesetz (EDL-G): Seit 2015 müssen große Unternehmen ein Energieaudit nach der Norm DIN EN 16247-1 von qualifizierten und unabhängigen Auditoren durchführen lassen. Diese Verpflichtung kann auch erfüllt werden, indem ein Energie- oder Umweltmanagementsystem gemäß ISO 50001 oder EMAS implementiert wird.
- Das Energiefinanzierungsgesetz (EnFG): Das Energiefinanzierungsgesetz bietet stromintensiven Betrieben die Möglichkeit, durch die „besondere Ausgleichsregelung" eine Begrenzung von Strompreisumlagen zu beantragen. Dies soll die globale Konkurrenzfähigkeit deutscher Unternehmen stärken und eine Verlagerung ins Ausland verhindern. Voraussetzung ist der Einsatz eines nach ISO 50001 oder EMAS zertifizierten Managementsystems und die Durchführung von Effizienzmaßnahmen. Das BAFA unterstützt Unternehmen mit weiterführenden Informationen und Hilfestellungen auf seiner Webseite.
- BAFA-Förderung: Die Einführung eines Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001 steht im Mittelpunkt der BAFA-Förderung. Die Höhe der Förderung bezogen auf die Kosten der förderfähigen Investition beträgt bei kleinen Unternehmen 45 Prozent, bei mittleren Unternehmen 35 Prozent und bei Unternehmen ohne KMU-Status 25 Prozent. Weitere Infos auf der Seite des BAFA.
Warum ein EMS nach ISO 50001 mehr als eine Pflicht ist
Auch jenseits gesetzlicher Anforderungen ist es strategisch sinnvoll, Energieverbrauch transparent zu machen und zu optimieren. Durch transparente Energiedaten können Unternehmen Einsparpotenziale erkennen, Prozesse optimieren und langfristig Kosten senken. Dies stärkt nicht nur die Position am Markt, sondern fördert auch ein nachhaltiges Image.
Schlüsselkomponenten für eine ISO 50001 Zertifizierung
Um ein EMS erfolgreich zu implementieren, ist es entscheidend, eine oder mehrere Personen mit den nötigen Befugnissen und Kenntnissen zu betrauen. Dies kann ein interner Energiemanagement-Beauftragter oder eine externe Dienstleisterin sein. Ein effektives Team, bestehend aus Mitarbeitenden verschiedener Bereiche wie Produktion, Einkauf und Instandhaltung, ist ebenfalls essenziell, um Energieeffizienzmaßnahmen unternehmensweit umzusetzen.
Das Herzstück eines EMS sind zuverlässige Daten über den Energieverbrauch. Signifikante Energieverbraucher (SEUs) müssen identifiziert und überwacht werden, was durch die Bildung von Energy Performance Indicators (EnPIs) ermöglicht wird. Visuelle Hilfsmittel wie Sankey-Diagramme bieten dabei eine klare Übersicht der Energieflüsse. Alarmfunktionen im System sorgen dafür, dass Abweichungen schnell erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.
Neben der technologischen Komponente spielen das Bewusstsein und Engagement der Mitarbeitenden eine tragende Rolle. Durch Schulungen und Workshops wird das nötige Verständnis für energieeffizientes Handeln geschaffen und ein Beitrag zur Unternehmenskultur geleistet.
Die Implementierung eines EMS nach ISO 50001 ist also mehr als eine rechtliche Notwendigkeit; es ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Es ermöglicht nicht nur Compliance, sondern ebnet den Weg für eine effizientere, kostenbewusste und nachhaltige Betriebsführung.
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