Blackouts als Aufgabe des betrieblichen Risikomanagements

Das Risiko eines länger andauernden Stromausfalls ist in Deutschland sehr gering. Doch die Folgen wären dramatisch. Julia Möller und Marcel Beydogan zeigen in diesem Gastbeitrag, wie sich Unternehmen auf den Ernstfall vorbereiten können und warum dabei auch die Arbeit von Nachhaltigkeitsmanagern eine Rolle spielt.

E-Mails schreiben, Kühlketten aufrechterhalten, getaktete Produktionen betreiben oder Finanztransaktionen tätigen. So unterschiedlich diese unternehmerischen Aktivitäten auch sind, sie haben eines gemeinsam. Sie verbrauchen Strom. Den meisten ist dies auch bewusst, jedoch ist die Wichtigkeit einer stabilen Stromversorgung kein allgegenwärtiger Gedanke. Fällt dieser Strom nun durch einen Blackout aus, geht nichts mehr. Unternehmen und kritischen Infrastrukturen drohen Desaster mit weitreichenden Konsequenzen. Doch was genau ist ein Blackout und wie bereitet man sich als Unternehmen darauf vor?

Was ist ein Blackout?

Ein Blackout ist ein ungeplanter, großflächiger und anhaltender Stromausfall. Unwetterschäden, Kraftwerksausfälle, Kurzschlüsse oder auch Sabotage und Cyberangriffe können zu einem Blackout führen, bei dem die Netzbetreiber die Kontrolle über das Stromnetz verlieren. IT-Infrastrukturen funktionieren nicht mehr. Elektrische Heiz- oder Kühlsysteme können ihre Zieltemperatur nicht mehr halten. Kommunikationssysteme, wie das Internet oder Mobilfunk, fallen aus. Kritische Einrichtungen wie Krankenhäuser, Rettungsdienste oder Energieversorger sind stark betroffen.

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?

Derzeit ist das Blackout-Risiko in Deutschland laut Bundesnetzagentur1 recht gering, das deutsche Stromnetz zählt zu den stabilsten Stromnetzen der Welt. Regelmäßige Stresstests und konstante Frühwarnsysteme mit Monitoringfunktionen machen es möglich, einen bevorstehenden Blackout rechtzeitig zu erkennen. Kommt es trotzdem zum Ernstfall, dann würde der Strom zur Entlastung des Netzes kontrolliert in bestimmten Gebieten kurzzeitig abgeschaltet werden, sodass ein Totalausfall vermieden wird. Hierbei spricht man von einem „Brownout“.

Zu beachtende Risikofaktoren sind politische Spannungen, Digitalisierung, komplexere Energiesysteme, wachsende internationale Abhängigkeiten, sowie eine ungewisse Zukunft in Hinblick auf den technischen Wandel. Weiterhin spielen schwankende Netzauslastungen eine Rolle.

Auch wenn das Risiko in der Theorie gering scheint, sind die Folgen für Unternehmen weitreichend und können im worst case von Reputationsschäden und Betriebsunterbrechungen bis hin zu Insolvenz führen. Deshalb sollten sich insbesondere Risiko- und Nachhaltigkeitsmanager über die relevanten Risikofaktoren und Konsequenzen im Klaren sein, um ihr Unternehmen mindestens auf die Gefahren eines Blackouts aufmerksam zu machen.

Geht man einen Schritt weiter, ist der Aufbau von Resilienz der erste und wichtigste Schritt, um sich als Unternehmen auf einen möglichen Blackout vorzubereiten. Vergangene Krisen zeigen uns, welch essenzielle Rolle diese bei der Bewältigung von Krisen gespielt hat. Immersive Krisenmanagement-Tools und Trainings können helfen, diese Resilienz aufzubauen. Denn nur wer einen Blackout realitätsnah erlebt, erkennt den Ernst der Lage. An dieser Stelle sei hier die Verpflichtung der Geschäftsleitung zum Risikomanagement ergänzend genannt.

Was können Nachhaltigkeitsbeauftragte unternehmen?

Ein Nachhaltigkeitsbeauftragter sollte bei der Vorbereitung seines Unternehmens auf einen Blackout die folgenden Schritte berücksichtigen:

  1. Risikoanalyse: Eine umfassende Risikoanalyse sollte durchgeführt werden, um die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts zu bewerten und die potenziellen Auswirkungen auf das Unternehmen zu verstehen. Dies kann beispielsweise die Bewertung der Stromversorgung, der Abhängigkeit von elektrischen Geräten und Systemen sowie die Analyse der Auswirkungen auf die Produktion, den Kundenservice und die Mitarbeiter umfassen.
  2. Notfallplanung: Basierend auf den Ergebnissen der Risikoanalyse sollte ein detaillierter Notfallplan entwickelt werden, der spezifische Maßnahmen und Verantwortlichkeiten für den Fall eines Blackouts festlegt. Hier empfiehlt sich eine enge Abstimmung mit den IT-Verantwortlichen, um korrespondierende Maßnahmen zum Business Continuity Management des Unternehmens abzustimmen. Der Plan sollte die Kommunikation mit den Mitarbeitern, Kunden und anderen relevanten Stakeholdern abdecken, sowie alternative Stromversorgungsoptionen, Notfallarbeitsplätze und andere wesentliche Aspekte berücksichtigen.
  3. Alternative Energiequellen: Die Integration von alternativen Energiequellen wie Solar-, Wind- oder Brennstoffzellenenergie kann dazu beitragen, die Abhängigkeit von der öffentlichen Stromversorgung zu verringern und die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens gegenüber Blackouts zu erhöhen. Eine Bewertung der Möglichkeiten und Kosten solcher Lösungen sollte durchgeführt werden. Hierbei ist die Einbeziehung von Fördermitteln in Betracht zu ziehen.
  4. Energieeffizienz: Ein Nachhaltigkeitsbeauftragter sollte auch Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz des Unternehmens ergreifen, um den Energieverbrauch zu reduzieren und die Auswirkungen von Blackouts zu minimieren. Dies kann beispielsweise den Einsatz energieeffizienter Geräte und Beleuchtung, die Optimierung von Produktionsprozessen und die Implementierung von Energiemanagementsystemen umfassen.
  5. Schulung und Bewusstseinsbildung: Die Sensibilisierung der Mitarbeiter für das Thema Blackout und die Schulung im Umgang mit Notfallsituationen sind entscheidend. Ein Nachhaltigkeitsbeauftragter sollte Schulungsprogramme entwickeln und regelmäßige Übungen durchführen, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter angemessen auf einen Blackout reagieren können.
     

Das Risikomanagement und die Vorbereitung auf mögliche Stromausfälle oder gar einen Blackout ist ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßig überprüft und aktualisiert werden sollte. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Unternehmen für mögliche Krisensituationen gut gerüstet ist.

Technischer Fortschritt als Chance

Wir befinden uns im technologischen Wandel, und das ist auch gut so. Es existieren immer mehr nachhaltige, effektive und auch effiziente Ansatzpunkte, um uns vor Blackouts weitgehend zu schützen. Wir sollten diese prüfen, die besten Lösungen anwenden und vor allem grenzüberschreitend das bestehende Monitoring aller beteiligten Versorger ausbauen.

Ein Umbau wird einige Zeit in Anspruch nehmen und wir werden als Gesellschaft im Rahmen dessen etliche Lernkurven durchleben. Leisten wir einen Beitrag dazu, indem wir objektiv und technologieoffen den Weg von bisheriger, bestehender Infrastruktur zu moderner, nachhaltiger Energieversorgung und -nutzung gehen.

Schlagworte zum Thema:  Energieversorgung, Risikomanagement