Auch Routiniers waren einmal Einsteiger

Sind die „nachhaltigen“ Blockaden von Unternehmen einmal gelöst, werden selbst Nachhaltigkeits-Skeptiker überzeugt und Einsteiger zu Routiniers, meint Yvonne Zwick in ihrem Kommentar zur Haufe-Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“.

Was mir bei der Lektüre der Haufe-Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand" ins Auge fällt: die Begriffskombinationen bei der Beschreibung der vier Typen. 

  • Bei den Wegbereitern ist es das Begriffspaar Nachhaltigkeit – Unternehmensstrategie. 
  • Bei den Routiniers ist es das Begriffspaar nachhaltiges Management – Unternehmenspraxis. Just do it, einfach machen.
  • Bei den Einsteigern stehen Environmental-, Social- und Governance-Aspekte im Fokus, hier als ESG-Ziele benannt. 
  • Bei den Skeptikern sind es Nachhaltigkeitsanforderungen und die damit einhergehenden Belastungen.

Sprache spiegelt Bewusstsein und Herangehensweisen – und den Umgang mit der Regulatorik. Verändern wir die Perspektive: Auch Wegbereiter und Routiniers waren einmal Einsteiger und möglicherweise Skeptiker. Damit schulen wir das Verständnis für jene, die sich jetzt initial mit Nachhaltigkeit befassen, da erhöhte Regulierungsdichte und -frequenz den Takt angeben. Was ist für sie, trotz höherem Anspruch durch den späteren Einstieg, der passende Schlüssel? 

Auch Wegbereiter und Routiniers waren einmal Einsteiger und möglicherweise Skeptiker.

Iris Bode schreibt es völlig richtig im Editorial: es sind Fachwissen, Lösungsangebote und Tools, die Skeptiker Bedenken in den Wind schlagen lassen. Zeigen sie, dass innerbetriebliche Prozesse effizient organisiert werden können, Geld sparen und neue Geschäftsfelder, Zukunftsfestigkeit und Profitabilität erschließen, bereitet das unternehmerisch denkenden Menschen Freude. Dass die Absicht der EU-Kommission die Stärkung des Binnenmarktes und die Positionierung europäischer Unternehmen im globalen Wettbewerb ist, dürfte weitgehend unbekannt sein. Davon zeugen die Reflexe.

Können wir die Blockaden lösen?

Sowieso zum Aufschlauen gezwungen, dürfen Einsteiger mit Routiniers ins Gespräch kommen und sich von ihren Erfahrungen mit nachhaltiger Managementpraxis begeistern lassen. Ganzheitliche Ansätze qualifizieren Visionäre und Wegbereiter. Es ist das Quäntchen mehr als die drei Buchstaben, die sich beliebig austauschen lassen. Das Konzept, das der Summe aller Teile einer mustergültigen Nachhaltigkeitsberichterstattung unternehmerischen Geist einhaucht.

Die in der Untersuchung benannten Hindernisse sind die Kreativitätsaufgabe schlechthin.

Die in der Untersuchung benannten Hindernisse sind die Kreativitätsaufgabe schlechthin. Unternehmen sehen Grenzen in der Finanzierung nachhaltiger Maßnahmen. Das bremst jede Euphorie. Ressourcenknappheit stärkt andererseits Innovation. Was Verschwendung verhindert, stützt unternehmerische Ansätze – auch im Nachhaltigkeitsmanagement. Gelingt es, diese Blockaden zu lösen, werden Skeptiker überzeugt und Einsteiger begeisterte Routiniers. Wollen wir wetten?

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Dieser Kommentar ist ein Ausschnitt aus der Haufe-Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand", die Sie hier zum Download finden.

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Yvonne Zwick prägt B.A.U.M. e.V. seit 2021 als Transformationsverband und Anlaufstelle für veränderungswillige Unternehmen. Zuvor war sie Stellvertretende Generalsekretärin des Rates für Nachhaltige Entwicklung und Leiterin des Büros Deutscher Nachhaltigkeitskodex. Außerdem arbeitet sie in der Expertenarbeitsgruppe KMU der European Financial Reporting Advisory Group – EFRAG am europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandard für mittelständische Unternehmen mit.


Schlagworte zum Thema:  Nachhaltigkeit, Unternehmen