So wünschenswert es auch ist, dass sicheres Verhalten am Arbeitsplatz zum Automatismus wird, so deutlich zeigen die eigene Lebenserfahrung und die betriebliche Praxis, dass es immer Situationen geben kann, in denen ein Mensch trotz aller vorangegangenen Maßnahmen, Trainings oder Schulungen in alte, unsichere Verhaltensmuster zurückfällt.

Die Art und Weise, wie sichere Verhaltensweisen erworben werden, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung: Der Mensch lässt sich nicht so einfach auf sichere Verhaltensweisen hin "konditionieren". Er ist vielschichtiger und kann in bestimmten Situationen auch plötzlich wieder atypische Verhaltensmuster zeigen, die auf inneren, nicht direkt beobachtbaren Prozessen wie z. B. Gefühlen basieren. Diese Einsicht – ein klares Bekenntnis gegen den Behaviorismus[1] – ist Bestandteil eines namhaften BBS-Prozesses.

Daraus folgt, dass sich dauerhafte Verhaltensänderungen weder nach dem Reiz-Reaktion-Muster "anerziehen" noch durch die Androhung von Sanktionen erzwingen lassen. Menschen sind dann bereit, ihr Verhalten zu ändern, wenn sie einsehen, dass die angestrebte Veränderung sinnvoll ist (rationale Ebene) und wenn sie zugleich persönlich betroffen sind (emotionale Ebene). Das Handeln aus freien Stücken ist ein Grundbedürfnis des Menschen, das sein inneres und äußeres Verhalten prägt und unter allen Umständen zu respektieren ist.

[1] Für eine Definition von Behaviorismus vgl. Maier/Esch: Behaviorismus. In: Gabler Wirtschaftslexikon, online unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/57707/behaviorismus-v5.html: "Kerntheorie ist die unmittelbare Erklärbarkeit menschlichen Verhaltens durch Beobachtung der auf den Menschen einwirkenden Reize und der dadurch ausgelösten Reaktionen. Nach dieser Auffassung werden Verhaltensweisen erworben, entweder durch die Kopplung von Hinweisreizen und Verhaltensweisen oder durch die Belohnung von Verhaltensweisen (…) ohne Berücksichtigung der Vorgänge im Organismus des Menschen (z. B. Denken, Fühlen ect. (…)."

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