Die Schweizer haben sich am 3.3.2013 in einem Volksentscheid mit 67,9 % der abgegebenen Stimmen gegen die Zahlung von überhöhten Managergehältern ausgesprochen, indem sie für die "Volksinitiative gegen die Abzockerei" gestimmt haben. Die Initiative wollte u. a. erreichen, dass die Aktionäre eines Unternehmens über die Gehälter der Topmanager entscheiden. Seit 2014 "haben die Aktionäre börsennotierter Unternehmen [tatsächlich auch] mehr Mitspracherecht, können regelmäßig über die Management-Vergütungen abstimmen und Verwaltungsräte abwählen. Die Boni sind deshalb aber nicht unter Druck geraten.", so schreibt Andi Lüscher 2018 im SRF.[1] Es gab/gibt allerdings auch Gegenstimmen gegen die geforderte Transparenz und Mitwirkung, wie z. B. die von Reinhard K. Sprenger. In seinem Artikel "Limits für Spitzeneinkommen. Was ein Manager verdient, geht keinen was an." formulierte er: "Die Schweiz bekommt eines der schärfsten Aktiengesetze der Welt, auch in Deutschland wollen viele die Managergehälter deckeln. Das ist falsch und eine Folge von Transparenzwahn." Tatsächlich sprach Sprenger sich in dem Artikel gar nicht gegen die Begrenzung von Bonuszahlungen an Topmanager aus, sondern "nur" gegen die Offenlegung von Managergehältern, weil er der Meinung war, dass es ein Eingriff in die Eigentumsrechte des Bürgers sei, wenn der Staat (mit)bestimme, wie hoch (maximal) sein Gehalt sein dürfe.

Was die Prämierung von Manager angeht, die gar nichts zu Prämierendes geleistet haben, äußert er sich sogar ziemlich radikal: "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Managerbezahlung und Unternehmensperformance." Und daher ist er zwar nicht gegen hohe Gehälter, aber gegen die Zahlung von Erfolgsprämien. Er begründet das u. a. damit, dass Erfolgsprämien Manager nur gierig machten und deren Entscheidungen nicht dahingehend beeinflussten, zum Wohle des Unternehmens zu handeln, sondern nur zum eigenen – zumal Fehlentscheidungen, die sich zum Schaden des Unternehmens auswirkten, nicht entsprechend sanktioniert, sondern die Verluste "sozialisiert"[2] würden.

Ich stimme Herrn Sprenger darin zu, dass es ein Unterschied ist, ob Abgeordnete des Bundestages ihre Gehälter und sogar ihre Vermögensverhältnisse offenlegen (müssen) oder ob das Angestellte eines privatwirtschaftlichen Unternehmens tun, die nicht auf den Dienst für das deutsche Volk vereidigt wurden. Gleichzeitig aber zeigt sich hier, dass es in Deutschland immer noch eher ein Tabu ist, offen über seinen Verdienst zu sprechen – ganz anders als z. B. in den USA, wo dies überhaupt kein Thema ist. Mag ja sein, dass Transparenz in diesem Bereich Neid, Gier und Unzufriedenheit fördern könnte. Tatsächlich bin ich eher davon überzeugt, dass dies besonders dann passiert, wenn keine Transparenz herrscht, sondern man das Gefühl bekommt, da gäbe es tatsächlich etwas zu verheimlichen, weil es zwar legal, aber nicht legitim ist.

Seit 2017 gibt es in Deutschland zwar das so genannte Entgelttransparenzgesetz (EntgTranspG),[3] aber da geht es "nur" um die Transparenz zwischen Gehältern von Frauen und Männern, um dem Gender Pay Gap auf die Spur zu kommen. "Das Gesetz zur Verbesserung der Kontrolle der Vorstandsvergütung und zur Änderung weiterer aktienrechtlicher Vorschriften (VorstKoG/ [ehemals] Aktienrechtsnovelle 2012) dagegen wurde im Bundesrat gestoppt."[4]

Wir bewegen uns also wieder einmal in einer "satten" Grauzone. Und ich kann hier nur für ein ehrliches Überprüfen der Bedingungen, die in Ihrem Unternehmen herrschen, plädieren. Ist die Verantwortung der Topmanager wirklich um ein so Vielfaches größer wie die der "einfachen" Angestellten, dass dies den Faktor, um den ihr Gehalt größer ist (teilweise Faktor 50), rechtfertigt? Ich weiß, bei der gleichmäßigen Verteilung der Gehaltserhöhung eines einzelnen Topmanagers um 1 Million Euro kommen in einem Unternehmen mit 2.000 Angestellten "nur" 500 Euro (jährlich) pro Mitarbeiter:in heraus. Aber darum geht es auch nicht allein. Es geht um Fairness und eine angemessene Sichtweise der Dinge: Die einzelne Topmanagerin alleine kann das Unternehmen nicht führen, wenn keine Mitarbeitenden da sind. Umgekehrt (Mitarbeiter ohne Führung) ginge es manchmal vielleicht sogar besser – je nach der abgelösten Führungspersönlichkeit.

Nur um Ihnen einen Eindruck darüber zu vermitteln, worüber wir hier reden, schauen Sie doch einmal in den Artikel von Takac u. a. hinein: "Millionen-Gehälter trotz Corona-Krise: Das verdienten die Top-Manager der Dax-Unternehmen im Jahr 2020".[5] In diesem Artikel sind die Gehälter (inkl. Boni) von 28 TOP-Managern der DAX-Unternehmen im Jahr 2020 aufgeführt, der Spitzenwert lag bei 10 Mio. Euro (Frank Appel – Deutsche Post DHL Group), wohlgemerkt, es handelte sich bei dem Jahr 2020 um das "Corona-Jahr". Die (mehr als 500.000) Mitarbeiter der Deutsche Post DHL Group weltweit haben 2020 immerhin jeweils eine einmalige Bonuszahlung von 300 Euro erhalten (300 x 500.000 = 150 Mio. Euro).

[1] vgl. SRF Schweizer Radio und Fernsehen, 3.3.18: Abzockeriniti...

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