DIE DIN ISO 50001:2018 ist eine Managementsystemnorm, die einer einheitlichen Struktur für Managementsysteme nach 10 Kapiteln, der sogenannten Harmonized Structure (HS)[1], folgt. Eine Übersicht gibt die nachfolgende Abbildung 1, wobei die normativen Anforderungen in den Kapiteln 4–10 der Norm beschrieben sind und dort dem PDCA (Plan, Do, Check, Act)-Ansatz folgen. Zusätzlich umfasst die ISO 50001:2018 noch informative Anhänge, die bei der Umsetzung den Anwender durch zusätzliche Erläuterungen den unterstützen soll. Sie gibt Organisationen Hilfestellungen, um die energiebezogene Leistung systematisch und kontinuierlich zu verbessern. Zur Nachweisführung werden in der Norm konkrete Anforderungen definiert, die eine systematische und faktenbasierte Bewertung der energiebezogenen Leistung ermöglichen.

Die ISO 50001 ist weltweit gültig und verbreitet sowie für Organisationen jeglicher Art anwendbar. Mehr als 22.000 Organisationen weltweit halten an 57.000 Standorten ein gültiges Zertifikat. In Deutschland sind es allein ca. 6.000 Organisationen an ca. 23.000 Standorten (2021). Damit stehen in der Praxis Energiemanagementsysteme nach Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen an der 3. Stelle in der Umsetzung.[2]

Abb. 1: Übersicht zur Kapitelstruktur der DIN EN ISO 50001

Nachfolgend werden die normativen Anforderungen der ISO 50001 für Kap. 4-10 schrittweise vorgestellt.

[1] Früher auch als High Level Structure (HLS) bezeichnet.

1.1 Kapitel 4: Kontext der Organisation – Stakeholder und externe Themen

Der Kontext der Organisation bestimmt den Rahmen des Energiemanagementsystems. Der Kontext ergibt sich aus den für das Energiemanagement relevante interne und externe Themenfeldern[1] und den entsprechenden Stakeholdern (z. B. Genehmigungsbehörden. Energieversorger, NGOs, Kunden mit Klimaneutralitätsanforderungen etc.). Durch die Analyse sollen wichtige Aspekte für das aufzubauende Energiemanagementsystem abgeleitet werden.

Auf Basis der Themenfeld- und Stakeholderanalyse wird der Anwendungsbereich festgelegt (Kap. 4.3) und somit eine räumliche und organisatorische Abgrenzung des Energiemanagementsystems vorgenommen werden. Es ist an dieser Stelle wichtig, alle nötigen Prozesse für das Energiemanagementsystem aufzubauen (Kap. 4.4), wie z. B. die regelmäßige Messung von Energieverbrauchern und regelmäßige Besprechungen des Energiemanagementteams. Hierbei ist darauf zu achten, dass keine Prozesse mit energieverbrauchsrelevanten Aspekten ausgeschlossen werden.

[1] Diese können anhand des PESTEL-Ansatzes kategorisiert werden: (P ="politic", E ="economic", S = "social", T = "technologic", E = "environmental", L = legal

1.2 Kapitel 5: Führung – Energiepolitik, Ressourcen, Energieteam

Die Geschäftsführung trägt die Verantwortung für die Einführung und Aufrechterhaltung eines Energiemanagementsystems. In der Norm werden dafür konkrete Aufgaben benannt, die von der Initiierung des Managementsystems, über die Anleitung, Unterstützung der Führungskräfte und Beschäftigten bis hin zur Rechenschaftspflicht reichen (Kap. 5.1).

Darunter fällt auch die Anforderung zur Verabschiedung einer Energiepolitik. Die Geschäftsführung bekennt sich durch die Formulierung und interne Bekanntmachung der Energiepolitik zu ihrer Aufgabe (Kap. 5.2.) und unterstützt das Energiemanagementsystem in allen Bereichen, z. B. durch die Bereitstellung ausreichender personeller und finanzieller Ressourcen.

Für die Entwicklung und Aufrechterhaltung des EnMS wird in der Regel ein Energiemanagementbeauftragter berufen, der gemeinsam mit dem Energieteam eindeutige und dokumentierte Aufgaben erledigen soll (Kap. 5.3). Das Energieteam sollte aus Mitgliedern verschiedener Unternehmensbereiche bestehen, wie Instandhaltungstechnik, Elektrik oder Abteilungsleitung. Die DIN SPEC 91424 kann zur Ermittlung der Einsatzzeiten des Beauftragten eingesetzt werden. Beispiele für Anforderungen an die Verpflichtung der Führung enthält folgende Checkliste.

 
Checkliste 1: Anforderungen an die Führung
Berücksichtigung der strategischen Ausrichtung der Organisation bei der Festlegung von Energiepolitik und Energiezielen
Sicherstellung der Integration der EnMS-Anforderungen in Managementsysteme und Geschäftsprozesse
Sicherstellung der Genehmigung und Umsetzung der Aktions- und Maßnahmenpläne
Sicherstellung der Verfügbarkeit der erforderlichen finanziellen und personellen Ressourcen zur Einführung und Aufrechterhaltung des EnMS
Interne Kommunikation und Vermittlung der Bedeutung und der Anforderungen des EnMS
Förderung der fortlaufenden Verbesserung der energiebezogenen Leistung und des EnMS
Anleitung und Unterstützung von Mitarbeitenden zur Verbesserung Wirksamkeit des EnMs
Unterstützung anderer Führungskräfte zur Wahrnehmung der Führungsrolle in ihren Verantwortungsbereichen
Energiemanagement-Team wurde abteilungsübergreifend besetzt und hat Arbeit aufgenommen
Sicherstellung der Passfähigkeit von Kennzahlen und EnPIs zur Darstellung der energiebezogenen Leistung

1.3 Kapitel 6: Planung, Energetische Bewertung und Dokumentation

Die Planung des Energiemanagements erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen:

  • Die Strategische Planun...

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