Die Umsetzung eines Nudging-Konzepts verläuft in mehreren aufeinander aufbauenden Schritten:

  1. Vorbereitung,
  2. Sammlung und Auswahl von Verhalten,
  3. Verhaltensanalyse,
  4. Entwicklung von Nudges,
  5. Umsetzung,
  6. Evaluation.

Informationen und Arbeitshilfen für jeden einzelnen Schritt finden sich über diesen Beitrag hinaus im "Leitfaden zur Erarbeitung von Nudges"[1], einem Projekt der Nationalen Klimaschutzinitiative.

 
Hinweis

Unternehmensspezifische und individuelle Faktoren berücksichtigen

Unabhängig von einer empfohlenen systematischen Vorgehensweise müssen jedoch immer unternehmensspezifische und individuelle Faktoren bei der Einführung eines Nudging-Konzepts berücksichtigt werden.

 
Praxis-Beispiel

Stromsparen im Kühllager bei der Firma Firsch & Frostig

Die Firma Frisch & Frostig möchte durch Nudging-Maßnahmen seine CO2-Bilanz verbessern. Insbesondere die Kühlung verbraucht große Mengen Strom. Deshalb wird das Kühllager als Nudging-Pilotprojekt gewählt, es sollen Nudges zum Stromsparen entwickelt werden.[2] Dieser Fall soll im Folgenden als Praxis-Beispiel dienen, um die einzelnen Schritte zu verdeutlichen.

[2] Das Beispiel ist dem Leitfaden zur Erarbeitung von Nudges im Rahmen des Projekts Green Nudging der Nationalen Klimaschutzinitiative entnommen.

5.1 Schritt 1: Vorbereitung

Der erste Schritt zur Implementierung eines Nudging-Prozesses ist die Einrichtung eines Projektteams, welches das Projekt initiiert und den gesamten Prozess steuert. Das Team überlegt

  • wo innerhalb des Unternehmens Nudging ansetzen könnte,
  • welche Ziele mit Nudging erreicht werden sollen,
  • in welchen Organisationseinheiten Nudging eingeführt werden soll,
  • wie die Umsetzung der Nudges erfolgt und
  • wie die Wirksamkeitskontrolle aussehen soll.

Davon hängt die personelle Zusammensetzung des Teams ab, welches aber immer aus Vertretern der Arbeits- und Leitungsebene (Mitarbeitende und Führungsverantwortliche) sowie gegebenenfalls einem Mitglied der Arbeitnehmervertretung bestehen sollte. Die Teamgröße sollte zwischen drei und zehn Personen liegen. Alle Beteiligten müssen über das Konzept Nudging informiert sein und die dahinterstehende Idee kennen.

 
Praxis-Beispiel

Schritt 1: Team und Auftaktworkshop

Das Unternehmen prüft zunächst, welche Abteilungen in das Projekt eingebunden werden sollen. Es werden Mitarbeitende und Abteilungsleitende aus den Bereichen Technik, Energiemanagement Produktion und Logistik angesprochen und eingeladen. In einem Auftaktworkshop werden alle Beteiligten über die Nudging-Philosophie und das theoretische Konzept sowie in einer weiteren Veranstaltung über die Vorgehensweise informiert.

5.2 Schritt 2: Sammlung und Auswahl von Verhalten – Was soll sich verändern und warum?

Im zweiten Schritt geht es um die Identifizierung von Verhalten, welches geändert werden soll und in welche Richtung das Verhalten geändert werden soll. Dazu werden aktuelle Verhaltensweisen gesammelt (= Ist-Verhalten) und das zu verändernde Verhalten wird beschrieben (= Ziel-Verhalten).

Eventuell ist es hilfreich, Verhaltensbeobachtungen vor Ort durchzuführen oder relevante Personen (Führungsverantwortliche, Mitarbeitende, Reinigungspersonal …) zu befragen. Auf der Basis dieser Liste wird eine Auswahl getroffen, für welche Verhaltensweisen man Nudges erarbeiten möchte.

Dabei ist darauf zu achten, dass Ist- und Ziel-Verhaltensweisen für Nudging geeignet sind. Es gibt Muss-Kriterien und hilfreiche Soll-Kriterien.

Muss-Kriterien sind zum Beispiel:

  • es ist möglich, das Ist-Verhalten zu ändern,
  • es sprechen keine finanziellen und rechtlichen Gründe gegen eine Verhaltensänderung,
  • das definierte Ziel kann mit dem erwünschtem Verhalten erreicht werden.

Soll-Kriterien sind zum Beispiel:

  • es gibt Gründe für das IST-Verhalten,
  • es gibt keinen massiven Widerstand gegen das Ziel-Verhalten,
  • es gibt keine anderen Maßnahmen (wie Ge- oder Verbote), die einfacher oder effizienter zu einer Verhaltensänderung führen würden.

Zu bedenken ist auch, dass das Zielverhalten konkret und messbar formuliert wird, so dass in der Evaluationsphase der Erfolg überprüft werden kann.

 
Praxis-Beispiel

Schritt 2: Ist- und Ziel-Verhalten ermitteln

Das Projektteam macht sich an die Arbeit. Beobachtete oder selbsterlebte Verhaltensweisen, welche die CO2-Emmissionen verursachen, werden gesammelt. Unter anderem wird genannt, dass Mitarbeitende die Rolltore zu den großen Kühlräumen häufig offen halten, um sie beim nächsten Betreten des Kühlraums nicht mehr öffnen zu müssen. Auch wird festgestellt, dass das Licht im Kühlraum nach Schichtende oft brennt.

Zu jeder dieser Auffälligkeiten (= Ist-Verhalten) wird das gewünschte Verhalten (= Ziel-Verhalten) notiert. Im Falle der Rolltore: "Es werden keine Rolltore mehr offen gehalten." Bezogen auf das Licht: "Es wird nach Schichtende das Licht im Kühlraum ausgeschaltet. "Mit Hilfe der Verhaltensbeschreibungen sollen nun Nudges entwickelt werden, die Muss- und vielen Soll-Kriterien entsprechen. Das Team verständigt sich darauf, zunächst das Problem mit den Rolltoren anzugehen.

5.3 Schritt 3: Verhaltensanalyse – Wie werden Entscheidungen getroffen?

In dritten Schritt wird unternehmensspezi...

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