Burnout ist – wie jede psychische Krankheit – ein sehr sensibles Thema. Keiner gesteht sich gern das Gefühl ein, nicht zu genügen oder zu versagen. Sich mit dem eigenen seelischen Gesundheitszustand auseinanderzusetzen oder gar offen darüber zu sprechen, ist immer schwierig. Sind psychische Belastungen im Unternehmen erkennbar, sollte professionelle Hilfe, wie Coaching und Supervision, herangezogen werden.

4.1 Unternehmenskultur und Mitarbeiterführung

Vorgesetzte können viel dazu beitragen, dass es der Belegschaft gut geht. Ihr Verhalten ist ausschlaggebend, ob sich die Mitarbeiter wohl oder gestresst fühlen. Sie vermitteln Anerkennung und Wertschätzung oder sie erzeugen Druck. Die Führungsetage ist dafür verantwortlich, dass die Mitarbeiter sicher arbeiten und dabei gesund bleiben. Bei Burnout ist das oft nicht einfach, v. a. auch, weil Führungskräfte oft selbst gefährdet sind.

 
Praxis-Tipp

Leitlinien fürs Management

  • Beteiligen Sie die Mitarbeiter an Entscheidungen, die ihre Arbeit betreffen.
  • Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter auch bei privaten und gesundheitlichen Problemen.
  • Sprechen Sie Lob und Anerkennung sofort aus.
  • Kritisieren Sie Fehler angemessen und sachlich im Vier-Augen-Gespräch.
  • Entschuldigen Sie sich, wenn Ihnen ein Fehler passiert ist oder Sie sich im Ton vergriffen haben.
  • Setzen Sie das Thema Stress- und Belastungssituationen auf die Tagesordnung jeder Teambesprechung.
  • Signalisieren Sie nach oben, wenn Ihr Team ausgelastet ist.
  • Vermeiden Sie Überbelastungen, indem Sie Stellen großzügig besetzen.
  • Verteilen Sie Aufgaben um, wenn jemand länger krank ist.
  • Übertragen Sie den Mitarbeitern vielfältige Arbeitsaufgaben mit Entscheidungsbefugnissen.
  • Lassen Sie Ihre Mitarbeiter die eigene Arbeitsumgebung individuell gestalten.
  • Definieren Sie Arbeitsaufgaben und Rollen eindeutig.
  • Führen Sie Arbeitszeit- bzw. Schichtregelungen ein, die den Beschäftigten genügend Zeiträume für die Familie, soziale Beziehungen sowie sonstige Interessen sichern.
  • Achten Sie darauf, dass Pausen- und Erholungszeiten eingehalten werden.
  • Sorgen Sie für Familienfreundlichkeit, z. B. durch einen Betriebskindergarten oder gleitende Arbeitszeiten.
  • Fördern Sie soziale Interaktion in Ihrer Abteilung oder Ihrem Betrieb wie etwa Geburtstagsfeiern.
  • Sorgen Sie für eine gute Mischung aller Altersstufen.
  • Vermitteln Sie Unternehmenserfolge, neue Pläne und Ziele.

4.2 Arbeits- und Gesundheitsschutz

Jeder Arbeitgeber ist verpflichtet, das Arbeitsschutzgesetz konsequent umzusetzen. Dazu gehört an erster Stelle die Gefährdungsbeurteilung (GFB) am Arbeitsplatz. Berücksichtigt werden müssen dabei auch psychomentale Belastungen. Denn v. a. psychische Fehlbelastungen können Krankheiten wie das Burnout-Syndrom mitverursachen. Burnout-Risiken können durch Präventionsmaßnahmen gemindert werden. So kann ein Gesundheitszirkel mit externem Moderator ein erster Schritt für nachhaltige Prävention oder erfolgreiche Intervention sein.

Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) widmete 2013–2018 ihren Arbeitsschwerpunkt der psychischen Gesundheit. Dabei entstand u. a. die Broschüre "Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung"[1]

.

 
Praxis-Tipp

Maßnahmen durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit

  • Führen Sie regelmäßig Gefährdungsbeurteilungen durch, bei denen psychosoziale Faktoren berücksichtigt werden.
  • Führen Sie in den einzelnen Abteilungen eine Stressanalyse durch.
  • Erstellen Sie eine "Stresskarte", in der positive und negative Einflussgrößen grafisch dargestellt werden.
  • Führen Sie verbindliche Arbeitszeitregelungen und Pausenzeiten ein.
  • Veranstalten Sie Schulungen und Trainings für eine gut funktionierende, wertschätzende Kommunikation im Betrieb.
  • Installieren Sie ein umfassendes Gesundheitsmanagement.
  • Bieten Sie Seminare zu Mitarbeiterführung und Konfliktbewältigung an.
  • Sorgen Sie bei Bedarf für Mediation und Konfliktmanagement.
  • Machen Sie Burnout zum Thema Ihrer betrieblichen Weiterbildung.
  • Bieten Sie Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung im Bereich Stressbewältigung und Work-Life-Balance an.
[1] Beck et al.: Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung, Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.), Berlin 2017.

4.3 Selbstverantwortung

Die Besten und Engagiertesten heben sich durch persönliche Eigenschaften hervor, die jeder Arbeitgeber schätzt: Perfektionismus, Ehrgeiz, Engagement und Idealismus. Diese Stärken können aber auch gefährlich werden. Wer damit übertreibt, nie "Nein" sagt und immer wieder über seine Grenzen geht, läuft Gefahr, sich selbst "zu verheizen". Bis zum Burnout ist es dann nur ein kleiner Schritt.

 
Praxis-Tipp

Persönliche Handlungsmöglichkeiten

  • Betreiben Sie Selbstfürsorge.
  • Achten Sie auf eine gesunde innere Distanz zu Ihrer Arbeit, damit Ihr Idealismus und Ihr Engagement Ihnen genug Luft für andere Dinge im Leben lassen.
  • Hinterfragen Sie immer wieder Ihre Anforderungen – auch die an sich selbst – und ständige Mehrfachbelastungen. Vielleicht ist es an der Zeit, etwas zu ändern.
  • Vermindern Sie Stressquellen, wie Zeitdruck und zu hohes Arbeitspensum.
  • Arbeiten Sie nich...

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