Gröhe verspricht eine große Pflegereform
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe weiß, dass die Pflegebranche große Erwartungen an ihn knüpft. Beim Deutschen Pflegetag schlägt ihm eine lautes „Pflege braucht Politik“ entgegen. Doch Gröhe hat Pläne zu einer großen Pflegereform im Gepäck. Auf der Meseberger Klausur sei unter den Kabinettskollegen klar gewesen: Pflege muss ein zentrales Thema werden.
Mehr Betreuungskräfte sollen Pflegefachkräfte unterstützen
Das erste Ziel einer Pflegereform seien mehr Betreuungskräfte. Diese Betreuungskräfte sollen sich zusätzlich zu den Pflegefachkräften und den Angehörigen um Pflegebedürftige kümmern. Bestehenden Pflegeleistungen sollen dazu flexibilisiert und erhöht werden.
Er soll endlich kommen: der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff
In einem zweiten Schritt soll der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff definiert werden. Ziel ist, dass Demenzkranke besser in die Pflegeversicherung einbezogen werden. Gleichzeitig bat Gröhe um Verständnis für die jahrelangen, bislang ergebnislosen Vorbereitungen für den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff. Auch wenn es noch etwas dauere, sagte er: „Wir sind fest entschlossen, diesen Schritt zu gehen.“
Bessere Ausbildung und Bezahlung in der Pflege
Bundesgesundheitsminister Gröhe will in der Pflegebranche für gute Bezahlung, eine bessere Ausbildung und Bürokratieabbau sorgen. Auch die pflegenden Angehörigen „ müssen eine spürbare Entlastung erhalten.“ Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege solle vereinfacht werden.
Pflegekassen brauchen mehr Geld
Die positiven Aspekte der besseren Pflegeleistungen aus dem Koalitionsvertrag haben jedoch auch eine Kehrseite: Die Beitragszahler werden zusätzlich rund 6 Mrd. EUR in die Pflegekassen einzahlen müssen.
Mehr Pflegebedürftige brauchen mehr Pflegekräfte und altersgerechte Wohnungen
Pflegebranche, Pflegekassen und Kommunen gehen von rund 150.000 fehlenden Pflegekräften in 10 Jahren aus. Ursache hierfür ist die stark steigende Zahl der Pflegebedürftigen.
Daneben müssen auch die Kommunen reagieren: Bauplanung und Infrastruktur müssen auf immer mehr alte und gebrechliche Menschen ausgerichtet werden. Es werden Mehrgenerationenhäuser und Gemeinschaftseinrichtungen benötigt. Alle Angebote auszubauen und besser zu vernetzen scheint jedoch derzeit noch eine Zukunftsvision.
Spüren wir die angekündigten ersten Schritte der Pflegereform?
AOK-Chef Jürgen Graalmann gibt zu bedenken, dass es „nicht passieren darf, dass man trotz der mutigen Entscheidung einer Beitragssatzanhebung tiefe Enttäuschung verursacht.“ Es sei sportlich, mit den anvisierten zusätzlichen Mitteln für die Pflegeversicherung alle Reformziele erreichen zu wollen.
Der AOK-Chef versetzt hiermit dem früheren Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) einen Seitenhieb. Rösler hatte schon das Jahr 2011 zum „Jahr der Pflege“ ausgerufen - passiert ist wenig.
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