Am 23.11.2011 verstarb im Alter von 81 Jahren der von Richard Spiegel als der "ungekrönte Papst des Verkehrshaftpflicht- und Verkehrsversicherungsrechts" geadelte Alfred Fleischmann.

Der Versuch, die zahlreichen Verdienste des Verstorbenen in einem Editorial zusammenzufassen, würde dessen Umfang sprengen.

Alfred Fleischmann war einer der bekanntesten Verkehrsrechtsanwälte Deutschlands. Diesen Bekanntheitsgrad hat er sich nicht nur durch das von ihm mitverfasste Standardwerk zum Verkehrszivilrecht "Das verkehrsrechtliche Mandat, Band 2: Verkehrszivilrecht" erarbeitet. Er hat auch in unzähligen Seminaren als Dozent dazu beigetragen, der deutschen Anwaltschaft das Verkehrsrecht näher zu bringen.

Alfred Fleischmann wurde aufgrund seiner im Verkehrsrecht herausragenden Verdienste im Jahre 1994 der Richard-Spiegel-Preis verliehen.

Bereits damals hatte er sich über Jahrzehnte um das Verkehrsrecht verdient gemacht. Ob die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht ohne seine unermüdliche Arbeit eine ebenso erfolgreiche Entwicklung genommen hätte, ist zu bezweifeln.

Alfred Fleischmann war nicht nur Gründungsmitglied, sondern man kann ihn als Gründungsvater der Arbeitsgemeinschaft bezeichnen. Ohne ihn gäbe es die Arbeitsgemeinschaft und damit auch die "Zeitschrift für Schadensrecht" nicht in dieser Form.

Insbesondere seiner Führungsrolle war es zu verdanken, dass im Jahre 1979 die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht in Meran gegründet wurde. Als Dozent wusste er die damaligen Teilnehmer des Fachlehrgangs Verkehrsrecht davon zu überzeugen, wie wichtig eine fachlich qualifizierte Anwaltschaft zur Fortentwicklung des Verkehrsrechtes ist. Zusammen mit 19 Kollegen gründete er damals in Meran die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht und leitete diese bis 1985 als Vorsitzender. In diesem Zeitraum wurden zahlreiche richtungsweisende Entscheidungen zum Aufbau einer verkehrsrechtlich organisierten Anwaltschaft getroffen und vom damaligen Vorsitzenden auch umgesetzt.

Eine der ersten Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft war die Herausgabe einer monatlich erscheinenden Fachzeitschrift. Unter dem Vorsitz des Verstorbenen beschloss man bereits im Jahre 1979 die Herausgabe der Zeitschrift unter dem Titel "Zeitschrift für Schadensrecht – zfs".

Auch über 30 Jahre später gehört die zfs zu den wichtigsten und auflagenstärksten Fachzeitschriften Deutschlands.

Noch bis 1999 war Alfred Fleischmann im Geschäftsführenden Ausschuss und damit als Mitherausgeber der "Zeitschrift für Schadensrecht" tätig.

Die deutsche Anwaltschaft hat eine große Persönlichkeit verloren. Noch größer wiegt allerdings der Verlust eines besonderen Freundes. Im Editorial des Februar-Heftes der zfs im Jahre 2005 zum 75. Geburtstag des damaligen Jubilars wurde er als liebenswerter, lebenslustiger und genussfreudiger Mensch beschrieben. Diejenigen, die den Verstorbenen kennenlernen durften, können diese Beschreibung nur bestätigen.

Alfred Fleischmann war für mich ein Phänomen. Mit über 80 Jahren arbeitete er noch regelmäßig in seiner Kanzlei in Hanau. Nicht weil er seine Arbeit nicht abgeben wollte, sondern vielmehr, weil ihm seine Arbeit immer noch Spaß machte und es ihm ein Anliegen war, seinen zum Teil schwerstgeschädigten Mandanten zu helfen. Bis kurz vor seinem Tod war er noch am Gericht aktiv, mit einem Wissen und einer Erfahrung, die fast unmöglich durch jugendlichen Elan auszugleichen war.

Die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht bedankt sich bei einem besonderen Menschen und wünscht der Familie des Verstorbenen viel Kraft.

Wenn der Verfasser des Editorials zum 75. Geburtstag noch formulierte: "Es ist schön, sein Freund zu sein." kann diese Aussage nach dem Tod unseres lieben Freundes nur lauten "Es ist schön, sein Freund gewesen zu sein".

Rechtsanwalt Dr. Frank Häcker, zugleich für den Geschäftsführenden Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltsvereins

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