Krug,

Die Rechte des Erben vor dem Erbfall,

Praxisliteratur,

1. Auflage 2020,

zerb Verlag, ISBN 978-3-95661-097-4, 49,00 EUR.

Das Werk stellt eine Neuerscheinung dar. Der erfahrene Autor hat als ehemaliger Richter sich mit der spannenden Frage möglicher Rechte des Erben vor dem Erbfall beschäftigt. Interessanterweise fasst der Autor direkt im Vorwort folgendes zusammen: "Nahezu täglich ist der Erbrechtsberater mit dem Wunsch des/der Mandanten/in befasst, Fragen, die das erst nach dem Tod des künftigen Erblassers entstehende erbrechtliche Rechtsverhältnis betreffen, schon vor dessen Tod klären zu können."

In der Tat findet sich der Rechtsberater erstaunlich häufig genau in einer solchen Situation wieder. Mitunter stellt sich dann die Frage, warum potentielle Erben vor dem eigentlichen Erbfall Ansprüche geltend machen wollen (vielleicht sogar dürfen). Genau zu dieser Frage bietet das hierzu rezensierende Werk eine passende Antwort. Das Werk ist insgesamt in 13 Kapitel aufgeteilt. Es hat einen Umfang von 204 Seiten und berücksichtigt aktuelle Literatur und Rechtsprechung zum Stand 30.9.2020.

Der Verfasser beginnt, wie es sicherlich sinnvoll ist, im Ersten Abschnitt mit den Grundsätzen und den Ausnahmen möglicher Ansprüche. Dabei werden nicht nur die Rechte des nichtehelichen Kindes, sondern auch Rechte Ungeborener vor dem Erbfall genauso wie Rechte der noch nicht rechtsfähigen Stiftung besprochen. In den weiteren Kapiteln finden sich Ausführungen zu Erb- und Pflichtteilsverzichtsverträgen genauso wie zu möglichen Ansprüchen aus einer Vor- und Nacherbschaft. Es wird die Position aus einer wechselbezüglichen Verfügung von Todes wegen genauso besprochen wie aus einem Erbschaftsvertrag. Der Verfasser hat zudem berufsrechtliche Pflichten des Rechtsanwalts und des Notars herausgearbeitet sowie zum Ende des Buches hin die Steuerung des Erb- und Pflichtteilsrechts im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung von Eheleuten. Er gibt zudem einen Ausblick in die Ausweichklausel der EuGüVO und dem Instrument des selbstständigen Beweisverfahrens im Erb- und Pflichtteilsrecht. Gerade der letzte Punkt ist den wenigsten Erbrechtspraktikern bekannt.

Betrachtet man alleine diese Vielzahl von Kapiteln, so verwundert es einen, dass es der Autor schafft alle möglichen Themen gerade einmal auf knapp 200 Seiten zu erfassen. Es verdeutlicht aber auch, wie unerwartet mannigfaltig die Rechte des Erben vor dem Erbfall tatsächlich sind. Der Autor schafft es immer wieder dabei in fast jedem einzelnen Kapitel Fallbeispiele zu benennen sowie mit Hinweisen und mit Formulierungsbeispielen für den Praktiker Lösungsansätze zu schaffen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist mitunter, dass der Autor sehr häufig gerichtliche Entscheidungen in ganzen Blöcken wortwörtlich (kursiv eingerückt) wiedergibt. Teilweise entsteht so der Eindruck, dass eine Seite etwas überfrachtet wird. Der Autor hat mit Sicherheit aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit hier einen für den Leser beachtlichen Mehrwert schaffen wollen. Ob dies der Praktiker bei der Durchsicht des Werkes positiv einzuordnen vermag, bleibt abzuwarten.

Es lässt sich jedoch festhalten, dass das Buch aufgrund seiner Kompaktheit und Praxistauglichkeit eine Bereicherung in der Handbibliothek des Erbrechtspraktikers sein wird. Zumal der Preis i.H.v. 49 EUR absolut in einer ausgewogenen Gegenleistung zu dem Umfang des Werkes und des damit vermittelten Inhaltes steht. Es kann daher eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden.

Rezension von Dr. Pierre Plottek, Notar und FA Erbrecht, Bochum

ZErb 3/2021, S. 122

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