Prütting/Wegen/Weinreich, BGB § 12 BGB – Namensrecht. / 12. Minderjährigenschutz.

Rn 56

Minderjährige bedürfen eines besonderen Schutzes, weil sie sich zu eigenverantwortlichen Personen erst entwickeln müssen. Der Bereich für die freie Entfaltung von Kindern muss daher umfassender geschützt sein, als bei Erwachsenen (BVerfG NJW 00, 1021 [BVerfG 15.12.1999 - 1 BvR 653/96]; 08, 39 [BVerfG 13.06.2007 - 1 BvR 1783/05]; 08, 1793 [BVerfG 26.02.2008 - 1 BvR 1602/07]; BGH NJW 18, 2489; 13, 2890 – Eisprinzessin). Die Verstärkung des Persönlichkeitsschutzes durch Art 6 GG lässt sich aber nicht generell und abstrakt bestimmen. Daher ist ein generelles Verbot von Bildberichtserstattung nicht möglich (BGH NJW 10, 1454 – Beckenbauer; BGH NJW 13, 2890 [BGH 28.05.2013 - VI ZR 125/12] – Eisprinzessin). Es ist auch hier jeweils eine Abwägung zwischen Persönlichkeit und Pressefreiheit unter Berücksichtigung des Informationsinteresses erforderlich (BGH NJW 04, 1795 [BGH 09.03.2004 - VI ZR 217/03]; 05, 215 [BGH 05.10.2004 - VI ZR 255/03]; 09, 1499 [BGH 10.03.2009 - VI ZR 261/07]; 10, 1454 [BGH 06.10.2009 - VI ZR 314/08]; dazu Stender-Vorwachs NJW 10, 1414; Beater JZ 13, 111). Ebenfalls abzuwägen ist auch das Interesse an Kunst (LG Hambg NJW-RR 17, 1392). Bedenklich erscheint es, dass der BGH den Schutz eines noch nicht 14-jährigen Kindes wegen Bekanntgabe des Verwandtschaftsverhältnisses zu einem bekannten Fernsehmoderator abgelehnt hat, wenn durch andere Veröffentlichungen die Verwandtschaft bekannt war (BGH NJW 14, 2276 [BGH 29.04.2014 - VI ZR 137/13]; NJW 14, 768 [BGH 05.11.2013 - VI ZR 304/12]; BeckRS 14, 10270 – Günther Jauch; vom BVerfG NJW 17, 466 [BVerfG 28.07.2016 - 1 BvR 335/14] bestätigt). Die Teilnahme als Zuschauer an einer Sportveranstaltung beinhaltet keine konkludente Einwilligung einer Bildveröffentlichung (Köln NJW 17, 1114). Allerdings gilt auch gegenüber Minderjährigen, dass einem Anspruch auf Unterlassung oder Beseitigung das Rechtsschutzbedürfnis fehlt, wenn die angegriffene Äußerung der Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung in einem Zivilverfahren oder einer Eingabe an eine öffentliche Stelle dient (BGH NJW 18, 2489 [BGH 27.02.2018 - VI ZR 86/16]).