Rz. 69

Bei den gesetzlichen Unterhaltsbestimmungen handelt es sich weitgehend um dispositives Recht. Die gesetzliche Unterhaltspflicht kann durch Vereinbarungen modifiziert werden, wobei es grundsätzlich keinen Unterschied macht, ob die Ehegatten noch im gemeinsamen Haushalt oder bereits getrennt leben. Eine Einschränkung für derartige Vereinbarungen ist allerdings zu beachten: § 94 Abs. 3 S. 2 ABGB ordnet an, dass auf den "Unterhaltsanspruch an sich" im Vorhinein nicht wirksam verzichtet werden kann. Nach h.M. ist demnach nur ein Verzicht auf künftige einzelne Unterhaltsleistungen oder Teile von Unterhaltsleistungen zulässig und wirksam,[99] wie etwa ein Unterhaltsverzicht während einer begrenzten Zeitspanne. Der notwendige Unterhalt des Verzichtenden muss aber jedenfalls gesichert sein.[100]

 

Rz. 70

Für die Vergangenheit kann auf Unterhalt unbeschränkt verzichtet werden.[101]

[99] St. Rspr., OGH 6 Ob 722/77, SZ 50/128; OGH 6 Ob 684/81, EvBl 1982/127; OGH 3 Ob 575/82, EFSlg 40.000; OGH 1 Ob 601/85, EFSlg 47.459; OGH 8 Ob 516/89, JBl 1989, 717; OGH 7 Ob 214/98s, EFSlg 85.865; OGH 3 Ob 74/02g, JBl 2003, 322; OGH 8 Ob 119/03p, EFSlg 103.230; OGH 8 Ob 84/10a, EF-Z 2011/138; LGZ Wien 42 R 335/05h, EFSlg 110.114; LG Linz 15 R 137/12s, EFSlg 133.531 u.a.; ebenso Schwimann/Kolmasch, Unterhaltsrecht, S. 269 f.; Hopf/Kathrein, Eherecht, § 94 ABGB Rn 45; Gitschthaler, Unterhaltsrecht, Rn 1332.
[100] OGH 3 Ob 74/02g, JBl 2003, 322; OGH 4 Ob 84/13a, Zak 2013/722; siehe auch RIS-Justiz RS0047082. Näheres bei Hopf/Kathrein, Eherecht, § 94 ABGB Rn 45; Ferrari in: Schwimann/Kodek, I, § 94 ABGB Rn 72.
[101] OGH 7 Ob 813/82, EFSlg 42.573; OGH 7 Ob 214/98s, EFSlg 85.865; OGH 9 Ob 192/00a; OGH 8 Ob 84/10a, EF-Z 2011/138; LG Linz 15 R 137/12s, EFSlg 133.531.

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