Rz. 77

Die Vormerkung ist zwar kein dingliches Recht, jedoch kann ihre Eintragung ebenso Rechtswirkungen gegenüber Dritten entfalten (siehe § 6 Einl. Rdn 3, 9). Das Grundbuch ist daher auch dann im Sinne des § 894 BGB unrichtig, wenn es bezüglich einer Vormerkung (§ 883 BGB) mit der wirklichen Rechtslage nicht in Einklang steht.[184] Der Grund der Unrichtigkeit kann darin liegen, dass eine materiell-rechtliche Voraussetzung der Vormerkung von Anfang an fehlt oder nachträglich wegfällt (siehe § 6 Einl. Rdn 10 ff.). Demzufolge ist anerkannt, dass Abs. 1 auch in diesen Fällen anzuwenden ist.[185] Ein Widerspruch kann in einem solchen Fall aber richtigerweise nur eingetragen werden, wenn sich überhaupt ein Erwerb kraft öffentlichen Glaubens anschließen kann,[186] insbesondere der zu sichernde Anspruch besteht (siehe § 6 Einl. Rdn 13, § 6 Einl. Rdn 65).[187]

[184] RGZ 163, 62, 63; BGHZ 143, 175, 179 = BWNotZ 2000, 64; BGH Rpfleger 1997, 76, 77 = BeckRS 9998, 55493; Meikel/Böttcher, § 22 Rn 5; Staudinger/Picker, BGB, § 894 Rn 42, 53 ff.
[185] BGH DNotZ 2009, 434 m. Anm. Kesseler; OLG Hamm FGPrax 2010, 226 = ZEV 2010, 594; Böhringer, Rpfleger 2007, 178, 184; Bauer/Schaub/Schäfer, § 22 Rn 42.
[186] Siehe zum sog. gutgläubigen Zweiterwerb: BGH MittBayNot 2023, 354.
[187] BGHZ 25, 16, 23 f. = Rpfleger 1958, 310 = NJW 1957, 1229; KG OLGZ 1978, 122 = NJW 1977, 1694; OLG Schleswig FGPrax 2004, 264, 265.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge