Rz. 7

Der Haushaltsführungsschaden in seiner heutigen rechtlichen Ausformung ist ein Konzept der 60er Jahre.[1] Den Begriff entlehnte man § 1356 I 1 BGB: ""Die Ehegatten regeln die Haushaltsführung im gegenseitigen Einvernehmen"".

 

Rz. 8

Ursprünglich war die ""Ehefrau zu Arbeiten im Hauswesen und im Geschäft des Mannes"" (§ 1356 II BGB a.F.) verpflichtet.[2] War die Ehefrau unfallkausal dazu nicht in der Lage, stand nur dem Ehemann (und nicht etwa der verletzten Ehefrau) ein Anspruch nach § 845 BGB wegen Entziehung familienrechtlich geschuldeter Dienste zu. Gesetzesreformen[3] wandelten den ursprünglichen "Dienstanspruch" zu einem Naturalanspruch, der im Rahmen gegenseitiger Unterhaltspflicht geschuldet ist. Diese Systemänderung bedeutete gleichzeitig auch den Wechsel in der Person des Ersatzberechtigten:[4] Der mittelbar betroffene Ehemann verlor seinen Anspruch aus § 845 BGB (entgangene Dienste), der verletzte Partner erwarb nunmehr einen eigenen Erwerbsschadenanspruch (§§ 842, 843 I 1 BGB a.F.),[5] gegründet auf Dienstleistungen (Verwertung von Arbeit) gegenüber ihrer Familie und ihren eigenen vermehrten Bedürfnissen.

 

Rz. 9

Der rechtliche Ursprung des als Erwerbsschaden gewerteten Anteils am Haushaltsführungsschaden liegt also im § 845 BGB, der ausschließlich familienrechtlich geschuldete Dienste zum Gegenstand hat. Hierauf setzt die durch die Familienrechtsänderungen erforderlich gewordene Änderung der Rechtsprechung hinsichtlich der Anspruchsgrundlage auf, um den deswegen ansonsten nunmehr nicht mehr ersatzfähigen mittelbaren Schaden Dritter dem Schädiger erneut zu überantworten.

[1] BGH v. 9.7.1968 – GSZ 2/67 – BB 1968, 974 = BGHZ 50, 304 = DAR 1969, 18 = DB 1968, 1620 = FamRZ 1968, 507 (Anm. Bosch) = JR 1969, 100 (Anm. Bökelmann) = JuS 1969, 92 = JZ 1969, 517 = MDR 1968, 821 = NJW 1968, 1823 = VersR 1968, 852.
[2] Zur historischen Entwicklung siehe Jahnke "Versorgungsschaden in der nicht-ehelichen Lebensgemeinschaft nach einem Unfall" NZV 2007, 329 (zu V.2.b); Röthel "Ehe und Lebensgemeinschaft im Personenschadenrecht" NZV 2001, 329 (333, zu IV.1); sowie Küppersbusch/Höher, Rn 180 f. (Fn 425, 426).
[3] Gleichberechtigungsgesetz v. 18.7.1957 BGBl I 1957, 609; Erstes Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts v. 14.6.1976 BGBl I 1976, 1421.
[4] BGH v. 9.7.1968 – GSZ 2/67 – BB 1968, 974 = BGHZ 50, 304 = DAR 1969, 18 = DB 1968, 1620 = FamRZ 1968, 507 (Anm. Bosch) = JR 1969, 100 (Anm. Bökelmann) = JuS 1969, 92 = JZ 1969, 517 = MDR 1968, 821 = NJW 1968, 1823 = VersR 1968, 852.
[5] BGH v. 20.5.1980 – VI ZR 202/78 – BGHZ 77, 157 = DAR 1980, 338 = DB 1980, 2285 = FamRZ 1980, 776 = JR 1980, 508 (nur Ls.) = JuS 1981, 294 (Anm. Emmerich) = MDR 1980, 924 = NJW 1980, 2196 = VersR 1980, 921 = VRS 59, 177 = zfs 1980, 300 (Auch der Witwer kann seinen Anspruch wegen der "Dienste" nicht mehr auf § 845 BGB stützen, sondern nur auf § 844 II BGB); BGH v. 11.7.1972 – VI ZR 194/70 – BB 1972, 1161 = BGHZ 59, 172 = MDR 1972, 941 = NJW 1972, 2217 = VersR 1972, 1075; BGH v. 9.7.1968 – GSZ 2/67 – BB 1968, 974 = BGHZ 50, 304 = DAR 1969, 18 = DB 1968, 1620 = FamRZ 1968, 507 (Anm. Bosch) = JR 1969, 100 (Anm. Bökelmann) = JuS 1969, 92 = JZ 1969, 517 = MDR 1968, 821 = NJW 1968, 1823 = VersR 1968, 852 (Nach dem Inkrafttreten des Gleichberechtigungsgesetzes ist der Ehemann nicht mehr berechtigt, von dem verantwortlichen Schädiger Schadenersatz nach § 845 BGB wegen Behinderung der verletzten Ehefrau in der Haushaltsführung zu verlangen); BGH v. 25.9.1962 – VI ZR 244/61 – BGHZ 38, 55 = FamRZ 1962, 463 = NJW 1962, 2248 = VersR 1962, 1107.

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