Rz. 308

Als JAV gilt grundsätzlich der Gesamtbetrag aller Arbeitsentgelte (§ 14 SGB IV) und Arbeitseinkünfte (§ 15 SGB IV) des Verletzten in den letzten 12 Kalendermonaten vor dem Unfallmonat (§ 82 Abs. 1 S. 1 SGB VII).[256] Der JAV errechnet sich dabei nicht nur aus dem Einkommen derjenigen Beschäftigung oder Tätigkeit, bei der sich der Unfall ereignete, zu berücksichtigen sind auch weitere Einnahmen z.B. aus Nebenbeschäftigungen.[257] Entscheidend ist allein, dass alle Tätigkeiten gesetzlich unfallversichert sind.

 

Rz. 309

Auf den Schadenersatzanspruch ist die Gesamtleistung der gesetzlichen Unfallversicherung (berechnet aus dem kumulierten JAV von – unfallversicherter – Neben- und Haupttätigkeit, unabhängig davon, ob es sich um selbstständige oder abhängige Beschäftigungen handelt) anzurechnen, und nicht nur mit demjenigen Anteil, der auf den Unfallbetrieb entfällt.[258]

 

Rz. 310

Der Jahresarbeitsverdienst (JAV) beträgt mindestens (sog. Mindest-JAV, § 85 SGB VII) in Abhängigkeit vom im Zeitpunkt des Versicherungsfall vollendeten Lebensalter des Verletzten einen gesetzlichen festgelegten Prozentsatz von der im Zeitpunkt des Versicherungsfalles maßgebenden Bezugsgröße (§ 18 SGB IV [siehe Tabelle 6.42, Rdn 287]), und zwar:

 

Rz. 311

 

Übersicht 6.15: Mindest-Jahresarbeitsverdienst

vollendetes Lebensjahr % der Bezugsgröße Vorschrift
bis zum 6. Lebensjahr 25 % § 86 Nr. 1 SGB VII
6.–15. Lebensjahr 33 ⅓ % § 86 Nr. 2 SGB VII
15.–18. Lebensjahr 40 % § 85 Abs. 1 Nr. 1 SGB VII
ab dem 18. Lebensjahr 60 % § 85 Abs. 1 Nr. 2 SGB VII
fiktives Ausbildungsende   § 90 SGB VII
ab dem 21. Lebensjahr 75 % § 90 Abs. 4 SGB VII
ab dem 25. Lebensjahr 100 % § 90 Abs. 4 SGB VII
 

Rz. 312

 

Rz. 313

Zu beachten ist, dass insbesondere bei jüngeren Verletzten die Rente in den Folgejahren nach Erreichen der jeweiligen Altersgrenzen (nach oben) angepasst wird (§ 90 Abs. 1, 3, 4, 5 SGB VII). Gerade bei Kindern und Jugendlichen, die vor Abschluss ihrer Ausbildung verletzt wurden, ist Vorsicht bei der Regulierung der Direktansprüche geboten; eine (teilweise deutliche) Anhebung der Rentenleistung erfolgt bei fortschreitendem Alter des Verletzten.

 

Rz. 314

Nach dem 21. Lebensjahr kann eine weitergehende Anpassung, orientiert an einem hypothetisch festgestellten beruflichen Lebensweg, erfolgen und damit zu deutlich höheren Rentenzahlungen führen, die dann auf den Schaden des Direktgeschädigten anzurechnen und – wegen des früheren Forderungsüberganges nach § 116 SGB X im Unfallzeitpunkt – mit dem UVT, soweit übergangsfähig, abzurechnen sind.

 

Rz. 315

 

Tabelle 6.44: Bezugsgröße (§ 18 SGB IV) und Mindest-Jahresarbeitsverdienst

Jahr monatliche BZG (§ 18 SGB IV) bis 6. Lebensjahr 6.–15. Lebensjahr 15.–18. Lebensjahr ab 18. Lebensjahr
25 % 33,33 % 40 % 60 %
West Ost West Ost West Ost West Ost West Ost
2002 2.345 ­EUR 1.960 ­EUR 586 ­EUR 490 ­EUR 782 ­EUR 653 ­EUR 938 ­EUR 784 ­EUR 1.407 ­EUR 1.176 ­EUR
2003 2.380 ­EUR 1.995 ­EUR 595 ­EUR 499 ­EUR 793 ­EUR 665 ­EUR 952 ­EUR 798 ­EUR 1.428 ­EUR 1.197 ­EUR
2004 2.415 ­EUR 2.030 ­EUR 604 ­EUR 508 ­EUR 805 ­EUR 677 ­EUR 966 ­EUR 812 ­EUR 1.449 ­EUR 1.218 ­EUR
2005 2.415 ­EUR 2.030 ­EUR 604 ­EUR 508 ­EUR 805 ­EUR 677 ­EUR 966 ­EUR 812 ­EUR 1.449 ­EUR 1.218 ­EUR
2006 2.450 ­EUR 2.065 ­EUR 613 ­EUR 516 ­EUR 817 ­EUR 688 ­EUR 980 ­EUR 826 ­EUR 1.470 ­EUR 1.239 ­EUR
2007 2.450 ­EUR 2.100 ­EUR 613 ­EUR 525 ­EUR 817 ­EUR 700 ­EUR 980 ­EUR 840 ­EUR 1.470 ­EUR 1.260 ­EUR
2008 2.485 ­EUR 2.100 ­EUR 621 ­EUR 525 ­EUR 828 ­EUR 700 ­EUR 994 ­EUR 840 ­EUR 1.491 ­EUR 1.260 ­EUR
2009 2.520 ­EUR 2.135 ­EUR 630 ­EUR 534 ­EUR 840 ­EUR 712 ­EUR 1.008 ­EUR 854 ­EUR 1.512 ­EUR 1.281 ­EUR
2010 2.555 ­EUR 2.170 ­EUR 639 ­EUR 543 ­EUR 852 ­EUR 723 ­EUR 1.022 ­EUR 868 ­EUR 1.533 ­EUR 1.302 ­EUR
2011 2.555 ­EUR 2.240 ­EUR 639 ­EUR 560 ­EUR 852 ­EUR 747 ­EUR 1.022 ­EUR 896 ­EUR 1.533 ­EUR 1.344 ­EUR
2012 2.625 ­EUR 2.240 ­EUR 656 ­EUR 560 ­EUR 875 ­EUR 747 ­EUR 1.050 ­EUR 896 ­EUR 1.575 ­EUR 1.344 ­EUR
2013 2.695 ­EUR 2.275 ­EUR 674 ­EUR 569 ­EUR 898 ­EUR 758 ­EUR 1.078 ­EUR 910 ­EUR 1.617 ­EUR 1.365 ­EUR
2014 2.765 ­EUR 2.345 ­EUR 691 ­EUR 586 ­EUR 922 ­EUR 782 ­EUR 1.106 ­EUR 938 ­EUR 1.659 ­EUR 1.407 ­EUR
2015 2.835 ­EUR 2.415 ­EUR 708 ­EUR 603 ­EUR 944 ­EUR 804 ­EUR 1.134 ­EUR 966 ­EUR 1.701 ­EUR 1.449 ­EUR
2016 2.905 ­EUR 2.520 ­EUR 726 ­EUR 630 ­EUR 968 ­EUR 839 ­EUR 1.162 ­EUR 1.008 ­EUR 1.743 ­EUR 1.512 ­EUR
2017 2.975 ­EUR 2.660 ­EUR 743 ­EUR 665 ­EUR 991 ­EUR 886 ­EUR 1.190 ­EUR 1.064 ­EUR 1.785 ­EUR 1.596 ­EUR
2018 3.045 ­EUR 2.695 ­EUR 761 ­EUR 673 ­EUR 1.014 ­EUR 898 ­EUR 1.218 ­EUR 1.078 ­EUR 1.827 ­EUR 1.617 ­EUR
 

Rz. 316

Für die Berechnung der Verletztenrente ist ⅔ der Ausgangsgröße der weiteren Berechnung zugrunde zu legen (§ 56 Abs. 3 SGB VII). Die Vollrente (§ 56 Abs. 3 S. 1 SGB VII) beträgt bei vollständigem Verlust der Erwerbsfähigkeit (MdE = 100 %) ⅔ des JAV. Wird die MdE mit mindestens 20 % festgestellt, wird eine Teilrente (§ 56 Abs. 3 SGB VII) mit demjenigen Prozentsatz der Vollrente gezahlt, der dem MdE-Grad entspricht.

 

Rz....

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