Zukunft Personal Europe: Interview zur virtuellen HR Week

Die Zukunft Personal Europe wird in diesem Jahr nicht als Live-Event in Köln stattfinden, sondern als virtuelle HR Week. Vom 12. bis 16. Oktober trifft sich die HR-Szene im virtuellen Raum. Im Mittelpunkt steht die Frage: Kann HR Disruption? Messechefin Christiane Nägler über Themen, Inhalte und Hintergründe.

Haufe Online-Redaktion: Frau Nägler, die Zukunft Personal Europe steht in diesem Jahr unter einer doppelten Krise: der Corona-Krise, die Begegnungen erschwert, und der Wirtschaftskrise, die die Budgets schmälert. Was kann in dieser Situation eine virtuelle Messe den Ausstellern und Besuchern bringen?

Christiane Nägler: 2020 ist ein Jahr der großen Veränderungen. Kultur, Politik und unser gesamtes Wertesystem stehen auf dem Prüfstand. Die Krise betrifft alle Branchen und Geschäftsmodelle und das weltweit. Gleichzeitig wirkt sich die Corona-Krise als eine Art Turbobeschleuniger auf die Arbeitswelt aus. Deshalb wollen wir die möglichen Zukunftsszenarien beleuchten. All die Themen, die jetzt anstehen, von virtueller Meetingkultur über Distance Learning bis digitales Recruiting sowie die komplette Neudefinition der Infrastruktur der Arbeit, wollen wir gemeinsam diskutieren und weiterentwickeln. Wir wollen sehen, welche Veränderungen das auf HR hat, wie HR damit umgeht und was das für die Zukunft bedeutet. Ich denke, dass die ZPE Virtual genauso wie vorher die reale ZPE dazu beitragen kann, eine Bestandsaufnahme zu machen und den Diskurs weiterzuführen. Sie kann als Plattform für den Austausch und die Information dienen. Das ist unser Ziel für dieses Jahr.

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Haufe Online-Redaktion: Letztes Jahr verzeichneten Sie mit mehr als 20.000 Besuchern einen neuen Besucherrekord. Wäre es für Sie ein Erfolg, wenn die virtuelle Messe die Hälfte an Besuchern hätte?

Nägler: Der Erfolg einer Messe wird anhand unterschiedlicher Kennzahlen gemessen, nicht nur an den Besucherzahlen. Eine erfolgreiche Messe bedeutet für uns in erster Linie zufriedene Aussteller: Welche Möglichkeiten können wir den Ausstellern für die Lead-Generierung und die Kontaktanbahnung bieten? Die Qualität des Programms ist sehr wichtig. Natürlich zählt auch die Reichweite, aber es kommt auch darauf an, den Informationsbedarf zu decken und dafür eine Plattform zu bieten. Deshalb möchte ich den Erfolg ungern nur auf die Anzahl der Besucher beziehen.

ZPE 2020: Was bedeutet der Turbobeschleuniger Corona für HR?

Haufe Online-Redaktion: Sie haben schon angesprochen, dass sie mit der ZPE Virtual eine Plattform für den Dialog und Diskurs bieten wollen. Die Leitfrage der virtuellen Messe lautet "Kann HR Disruption?" Was wollen Sie damit ausdrücken? Geht es jetzt nicht eher darum, dass HR die Unternehmen stabilisieren muss?

Nägler: Das Motto der ZPE Virtual wird weiterhin "Permanent Beta" heißen, denn der kontinuierliche Beta-Status ist allgegenwärtig und verändert unternehmerisches Handeln nachhaltig. Mit der Frage "Kann HR Disruption?" wollen wir erörtern, was der Turbobeschleuniger Corona für HR bedeutet. Letztendlich hat er Auswirkungen auf die ganze Prozesskette von HR. In diesem Jahr haben einige Mitglieder des Messebeirats, unter anderem Professor Stephan Fischer von der Hochschule Pforzheim und Professor Rupert Felder von Heidelberger Druckmaschinen, angeregt, eine Art Think Tank zu etablieren. Wir wollen schon im Vorfeld der Messe zum Diskurs aufrufen und innerhalb der ganzen HR-Wertschöpfungskette schauen, was diese Situation für HR bedeutet, welche Möglichkeiten es gibt und wie wir damit in Zukunft umgehen wollen. Dazu wollen wir alle Personen, die an diesen Themen mitwirken wollen, einladen.

In der HR Week hat jeder Tag einen Themenschwerpunkt

Haufe Online-Redaktion: Die Zukunft Personal Europe ist vor allem wegen ihres umfangreichen Programmangebots ein Besuchermagnet. Wird es auf der ZPE Virtual nicht nur Ausstellerpräsentationen geben, sondern auch Keynotes, Podiumsdiskussionen und Workshops?

Nägler: Wir werden nicht das komplette vielfältige Programm, das man von der ZPE kennt, als virtuelles Format umsetzen können, aber wir wollen an der hohen Programmqualität festhalten. Wir planen eine HR Week zu den Themen Recruiting und Attraction, Operations and Services, Learning und Training, Corporate Health sowie Future of Work. Jeder Tag wird einem dieser Themen zugeordnet sein. Es soll eine Keynote Stage geben, die wir live streamen wollen. Und es wird weitere Stages mit Ausstellerbeiträgen und Best Practices geben. Das Ganze wird so komprimiert, dass nicht zu viele Programmpunkte parallel stattfinden. Zusätzlich gibt es einen Ausstellungsbereich, in dem Anbieter ihre Produkte und Dienstleistungen auf einem virtuellen Stand präsentieren und ihre Broschüren und Videos zum Abruf bereitstellen können. Wir wollen auch Networking und Matchmaking-Formate anbieten. Es gibt mittlerweile verschiedene Technologien für die virtuelle Interaktion, sodass wir die Kernelemente einer Messe – Ausstellung, inhaltliche Beiträge und Networking – abbilden können. Das Ganze wird ergänzt durch kleinere Live-Events. Wir wollen unsere Partner einbinden, mit denen wir Live-Events mit begrenzter Teilnehmerzahl durchführen.

Die Aussteller haben großes Interesse signalisiert. Aber ich kann noch keine Zahlen nennen, da es zu früh für eine konkrete Aussage ist.


Haufe Online-Redaktion: Mit wie vielen Ausstellern rechnen Sie?

Nägler: Wir beginnen erst mit den Aussteller-Gesprächen. Aktuell haben wir einen regen Zuspruch. Die Aussteller haben großes Interesse signalisiert. Aber ich kann noch keine Zahlen nennen, da es zu früh für eine konkrete Aussage ist. Wir wissen, dass den Anbietern in der messefreien Zeit die Marktplätze für die Lead-Generierung fehlen. Deshalb warten viele auf ein Format, bei dem sie in den Austausch mit den Besuchern gehen können. Wir hoffen, dass wir in der HR Week die ganze Community versammeln können und dass sich die Protagonisten dort treffen werden.

Haufe Online Redaktion: Sie sagten bereits, dass Sie Networking und Matchmaking ermöglichen wollen. Welche Technik setzen Sie dafür, für die Ausstellung und die Programmformate ein?

Nägler: Wir realisieren das virtuelle Event über die Plattform Expo IP. Diese bietet verschiedene Möglichkeiten mit Webcasts, Livestream-Services und Chatfunktionen. Zusätzlich wollen wir Lösungen unserer Aussteller einbeziehen. Wir werden beispielsweise den Future-of-Work-Tag mit einer Avatar-basierten 3D-Lern-und-Arbeitswelt konzipieren.

Messebesuch wird über neue Plattform ZP 365 gesteuert

Haufe Online-Redaktion: Wie können sich Personalerinnen und Personaler, die im Oktober an der virtuellen Messe teilnehmen wollen, im Vorfeld über Themen informieren? Benötigen sie ein Ticket und ist der Besuch kostenfrei?

Nägler: Heute haben wir die offizielle Kommunikation gestartet, bei der wir auch ein aktuelles "Save the Date" an die HR-Zielgruppe kommuniziert haben. Der Messebesuch wird über unsere neue Plattform ZP 365 gesteuert. Dort sind auch alle Informationen zu den virtuellen Events zu finden. In den nächsten Wochen wird dort eine Besucherregistrierung geöffnet, die voraussichtlich kostenfrei sein wird. Auch eine Agenda mit den Programmpunkten wird auf der Plattform veröffentlicht. Die Aussteller werden alle im Ausstellerverzeichnis zu finden sein, mit Logo und Firmenprofil. Also: Wer sich für den Messebesuch interessiert, sollte am besten auf die Plattform ZP 365 gehen und sich für den Newsletter registrieren, sodass er oder sie immer aktuell informiert wird.

Haufe Online-Redaktion: Was tun Sie, um genügend Besucher an die Messestände und zu den Podien zu bringen? Für die Aussteller ist es ja auch wichtig, Kontakte zu knüpfen und ihre Infos vor Publikum zu präsentieren.

Nägler: Das wird letztendlich genauso funktionieren wie bei der Live-Messe. Mit einem attraktiven Programmangebot, den Keynotes und den Diskussionen, die wir im Vorfeld anregen werden, werden wir unsere Besucher generieren. Zusätzlich gibt es für Aussteller die Möglichkeit, sich inhaltlich einzubringen, wie das auch auf der Live-Messe der Fall ist. Das heißt: Wir haben relevante Inhalte, innovative Aussteller und werden auch auf der virtuellen Plattform im Vorfeld Besucher anziehen. Mit ZP 365 bieten wir unseren Ausstellern und Partnern eine responsive und starke Plattform zur Bewerbung der ZP-Touchpoints über das ganze Jahr hinweg. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das Publikum virtuellen und neuen Formaten gegenüber durchaus aufgeschlossen ist und wir sind zuversichtlich, dass wir als Branchenprimus auch im Oktober zur HR Week die ganze HR-Community vereinen können.

Der HR Innovation Award als Programmpunkt der Messe

Haufe Online-Redaktion: Ein zentraler Programmpunkt auf der Zukunft Personal Europe war die Verleihung des HR Innovation Awards. Wird der Award nun auf der virtuellen Messe verliehen?

Nägler: Ja, der HR Innovation Award wird auf jeden Fall stattfinden. Die Bewerbungsphase ist bereits im Mai gestartet. Wie die Auszeichnungsveranstaltung aussehen wird, planen wir derzeit. Es gibt Überlegungen, hierzu ein Live-Event durchzuführen. Ob wir dazu einen kleinen Kreis der Finalisten und Jurymitglieder nach Mannheim einladen und dieses Event live streamen, wollen wir diese Woche mit der Jury diskutieren. Wir hoffen, dass in diesem Jahr besonders viele Innovationen zu erwarten sind, und sind schon sehr gespannt, welche Neuheiten im Zuge der Krise entwickelt wurden. Zudem haben wir zwei neue Jurymitglieder: Julia Bangerth von Datev und Alexandra Mesmer, Redakteurin bei IDG Computerwoche. Wir freuen uns, dass wir den Kreis erweitern konnten, und sind nun sehr gespannt auf die Einreichungen.

Die Entscheidung hat eine große Tragweite, sowohl wirtschaftlich als auch für die HR-Community.


Haufe Online-Redaktion: Warum haben Sie die Entscheidung, anstelle des regulären Events eine virtuelle Veranstaltung durchzuführen, erst jetzt getroffen?

Nägler: Die Entscheidung hat eine große Tragweite, sowohl wirtschaftlich als auch für die HR-Community. Die Entscheidungsfindung fand in enger Abstimmung mit dem Messebeirat statt. Basis dafür waren die sich ständig verändernden Vorgaben und Regularien seitens des Messegeländes und der Landesregierung. Darauf müssen wir uns einstellen, um sehen zu können: Wäre eine Messe durchführbar? Wie würde sie aussehen? Wir haben uns auch etwas Zeit gelassen, weil wir alle die Messe gern durchgeführt hätten. Wir hatten dieses Jahr viel vor. Wir wollten in eine größere Messehallen umziehen und hatten viele Ideen für neue Formate und die neue Hallenplanung. Das hätten wir gern erlebbar gemacht. Aber wir haben gesehen, dass eine Live-Messe in dieser Größenordnung aufgrund der behördlichen Vorgaben nicht so möglich gewesen wäre, dass wir sie erfolgreich hätten durchführen können. Deshalb ist die Entscheidung jetzt erfolgt, um den Ausstellern und uns einen Planungsvorlauf geben zu können. Bis Oktober sind noch knapp fünf Monate Zeit.


Christiane Nägler ist Group Director Zukunft Personal und Mitglied des Management-Teams von Spring Messe Management.


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