Personalmanagementkongress 2025: Nachbericht

Vision und Wirklichkeit: Unter diesem Titel lockte der Personalmanagementkongress 2025 des Bundesverbandes der Personalmanager*innen rund 1.500 Besucher nach Berlin. Neben einer Neuordnung der Prioritäten in HR stand die Amtsübergabe an der Verbandsspitze im Mittelpunkt. Der Kongress wurde in diesem Jahr seinem Anspruch als Leitveranstaltung der Profession gerecht.

Ob er als Mann denn für die neue Aufgabe qualifiziert sei, fragte die Moderation Clara Pfeffer den neuen Präsidenten des Bundesverbandes der Personalmanager*innen (BPM) Matthias Kempf, Chief People Officer beim Baustoffhersteller Knauf, auf der Bühne des Kuppelsaals im Berlin Congress Center. Der bejahte und zählte Argumente auf, bemerkte aber offenbar nicht, dass es sich um eine Fangfrage handelte, die aus dem Buch von Franzi Kühne "Was Männer nie gefragt werden" stammt.

Nachdem der Verband die vergangenen zehn Jahre von Frauen repräsentiert wurde, steht jetzt wieder ein Mann an der Spitze. Das ist erwähnenswert, da die HR-Profession nicht nur von Frauen dominiert wird, sondern auch Spitzenpositionen etwa in Dax-Unternehmen zu 80 Prozent von Personalvorständinnen sind. Ein Mann an der Verbandsspitze kann heute als ein Zeichen für Diversität in der HR-Profession gesehen werden.  

Ein Mann an der Spitze

Der Prominentesten unter diesen Frauen, Inga Dransfeld-Haase, die den Verband während dreier Amtszeiten als Präsidentin zur hörbarsten Stimme von HR entwickelt hat, blieb nur ein kurzer Auftritt. Dafür bekam sie nicht nur langanhaltenden Beifall, sondern auch viel Dank über die sozialen Medien, über die sie die Verbandskommunikation führte. Am Vorabend des Personalmanagementkongresses (PMK) hatte das Präsidium bereits ihren Nachfolger gewählt: Matthias Kempf, 61 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier Söhne – wie er selbst erzählte – ist Chief People Officer der Knauf Group, einem Baustoffhersteller mit rund 40.000 Mitarbeitenden weltweit. In der HR-Szene ist Kempf, wie auch Dransfeld-Haase zu Beginn ihrer ersten Amtszeit, ein weitgehend unbekanntes Gesicht.

Als Nachfolger einer Präsidentin, die die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes professionalisiert und ausgebaut hat wie keiner ihrer Vorgänger, tritt er in große Fußstapfen. Er verspüre großen Respekt vor der neuen Aufgabe, sagte er dem Personalmagazin. Als Bürde betrachte er die Bekanntheit und Beliebtheit seiner Vorgängerin aber keinesfalls. Im persönlichen Gespräch zeigt er sich aufgeschlossen, interessiert und lernbereit. Gute Voraussetzungen also für einen erfolgreichen Start.

Kempf bekommt ein neues Präsidium zur Seite, acht von dreizehn Mitgliedern sind erstmals dabei. Für Kontinuität werden vor allem Thymian Bussemer und Katharina Hermann sorgen, beide Vizepräsidenten, deren Handschrift auf dem diesjährigen Kongress erkennbar war. Eine Agenda für die kommenden zwölf Monate will der Verband auf seiner Präsidiumssitzung Mitte Juli festlegen.

Frauenrunde ohne Quotenmann

Der inhaltliche Auftakt war dem Thema Diversität und Politik gewidmet. Damit setzte der Verband ein klares Zeichen. Eine reine Frauenrunde mit der Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang, der Soziologin Jutta Allmendinger, der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt Silke Launert und der bereits erwähnten BPM-Vizepräsidentin und Burda-CHRO Katharina Herrmann diskutierte über Rückschritte, die bei der Gleichstellung von Frauen in der Politik zu beobachten seien. Als aktuelles Beispiel wurde die Zusammensetzung des Koalitionsausschusses genannt, an dem nur eine Frau beteiligt sei.

Angesichts dieser Entwicklungen bestand Einigkeit unter den Frauen, dass Fortschritte nur über Quoten zu erreichen seien. Selbst die CSUlerin Launert stimmte zu und berichtete, dass sie es war, die den CSU-Chef Markus Söder davon überzeugte, sich nicht gegen die Quoten innerhalb der Unionspartei zu stellen. Die Botschaft war klar: Eine erfolgreiche Wirtschaft brauche erfolgreiche Frauen. Wo Frauen mehr arbeiteten, steige die Produktivität, das zeige die Forschung, sagte Allmendinger. Der Weg von der Erkenntnis zu einer Veränderung sei aber noch ein langer. Das liege ebenso an tradierten Rollenbildern wie an strukturellen Benachteiligungen, sagte Lang.

Ob regulatorische Eingriffe wie die neue EU-Richtlinie zur Entgelttransparenz nach ihrer Übersetzung ins nationale Recht für mehr Chancengleichheit und Fairness sorgen werden, daran ließ Herrmann ihre Zweifel. Die Ursachen der Ungleichheit lägen häufig tiefer, auf gesellschaftlicher Ebene, ist die Managerin überzeugt. Wichtig seien deshalb weibliche Rollenvorbilder, die zeigten wie beruflicher Erfolg auf allen Ebenen und in allen Branchen möglich sei, sagt Launert. Vier starke Persönlichkeiten, vier starke Statements, aber im Saal wurde von manchen das Fehlen eines männlichen Teilnehmers moniert.

Zahlreiche Top-Personaler auf der Bühne

Beeindruckend war in diesem Jahr auch das Line-up des PMK. Obwohl der Verband bereits aus den eigenen Reihen zahlreiche hochrangige Speaker mobilisieren kann, schafften es die Programmverantwortlichen Thymian Bussemer und Frank Kohl-Boas (scheidet 2025 aus dem Präsidium aus) weitere CHROs für Panels, Keynotes und Talks zu verpflichten - darunter Martin Seiler (Deutsche Bahn), Oliver Maassen (Trumpf), Sylvia Borcherding (50 Hertz), Sybille Reiß (Tui), Hubert Altschäffl (MAN Trucks), Beatrix Henseler (Sartorius), Stephanie Coßmann (Symrise), Carla Eysel (Charité), Martina Gieg (Heraeus), Rebecca Steinhage (Miele) und Bettina Schulte-Kutsch (Siemens Energy). Damit unterstrich der Verband den Anspruch, mit dem PMK die wichtigste HR-Bühne der Republik zu bieten.

HR Startup Award feiert Jubiläum

Der HR Startup Award wurde auf dem PMK bereits zum zehnten Mal vergeben. Die beiden Gründer der Auszeichnung, Elke Eller und Michael Kramarsch, verliehen den Preis erstmalig im großen Kuppelsaal an Ben Bauer von Workflex. Das Startup bietet mittelständischen Unternehmen eine digitale Lösung an, mit der Entsendungen und Workation-Aufenthalte compliant abgewickelt werden können. Diese Idee überzeugte das Publikum, das in einem Voting der drei Finalisten über die Vergabe entschied.

Der Moderator patzt

Im Abendprogramm zur "Langen Nacht der Personaler" sorgte Moderator Hajo Schumacher im Gespräch mit Martina Voss-Tecklenburg für einen kleinen Eklat. Seine Frage nach der sexuellen Orientierung der ehemaligen Fußballnationalspielerin und -trainerin sorgte im Publikum für Unmut – und im Laufe des Abends für Gesprächsstoff. Abgesehen davon, dass diese Frage unangebracht war, blieb rätselhaft, worauf Schumacher hinauswollte.

Schumacher, der den PMK bereits zum achten Mal moderierte und für seinen launigen, bisweilen bissigen Stil bekannt ist, leistete sich damit einen Aussetzer, der die Diskussion wieder entfachen lässt, ob er der richtige Moderator für den PMK ist. Zwar schätzen viele seine Spontaneität und seinen Unterhaltungswert, weil es ihm regelmäßig gelingt, der Profession den Spiegel vorzuhalten. In diesem Fall ist das jedoch gründlich misslungen: Statt Lacher erntete er Kopfschütteln.

Aufrüstung bekommt Beifall

Highlight des zweiten Tages war der Auftritt von Joschka Fischer, dem ehemaligen deutschen Außenminister, der zur Geopolitik sprach. Er machte den versammelten HR-Fachleuten einerseits deutlich, dass Russland eine imperiale Macht sei, deren Expansionsstreben nicht in der Ukraine haltmachen werde. Den eingeschlagenen Weg der Aufrüstung befürwortete er ebenso wie die Widereinführung der Wehrpflicht. Anderseits sei die europäische Einigung der einzig mögliche Weg, um Europa zu stärken. Militärisch sei das innerhalb der europäischen Institutionen jedoch nicht zu machen. Dafür brauche es eine Koalition der Willigen, zu der auch Großbritannien und Norwegen gehören sollten, um sich der Gefahr durch Russland entgegenzustellen.

Fischer berichtet aus eigener Erfahrung, wie schwer es sei, einen gemeinsamen politischen Willen innerhalb Europas zu organisieren, zeigte aber Zuversicht, dass das gelingen könne. Bundeskanzler Friedrich Merz bekam von ihm eine gute Note für die ersten Wochen seiner Amtszeit. Für seine Botschaft bekam Fischer den lautesten und längsten Beifall, der in diesem Jahr auf dem Kongress vergeben wurde.


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