DGFP: Katharina Heuer zieht Bilanz nach Restrukturierung

Die Deutsche Gesellschaft für Personalführung musste vor einem Jahr eine Restrukturierung einleiten. Im Interview mit der Haufe Online-Redaktion erläutert Geschäftsführerin Katharina Heuer, wo die DGFP heute steht und wo sie ihre Zukunft sieht.

Haufe Online-Redaktion: Die DGFP ist in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und hat vor etwa einem Jahr eine Restrukturierung eingeleitet. Die Regionalstellen wurden geschlossen und der Hauptsitz nach Frankfurt am Main verlegt. Daneben besteht ein Hauptstadtbüro in Berlin. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus?

Katharina Heuer: Wir haben zum 1. Januar 2016 alle unsere Kräfte in Frankfurt gebündelt und sind mit dem Aufbau des neuen Teams fast fertig. Wir sind in Frankfurt arbeitsfähig und ein neuer Spirit ist im Entstehen. Die Kosteneinsparungen, die eins der Ziele der Restrukturierung waren, werden wir aller Voraussicht nach Ende des Jahres erreicht haben.


Haufe Online-Redaktion: Wie viele Mitarbeiter sind aus den alten Standorten mit nach Frankfurt gekommen, wie viele wurden neu eingestellt?

Heuer: Wir sind 20 aus Düsseldorf, Hamburg und Frankfurt und inzwischen haben wir 18 Mitarbeiter in Frankfurt neu eingestellt, also eine gute Mischung aus Erfahrungswissen und frischem Wind.

Haufe Online-Redaktion: Welche Geschäftsbereiche werden von Frankfurt aus gesteuert?

Heuer: Alle Vereins- und Geschäftsaktivitäten werden aus Frankfurt gesteuert, ob Mitglieder- und Netzwerkmanagement, die Akademie, die Zeitschrift Personalführung oder die kaufmännischen Funktionen. Nur das Hauptstadtbüro als Brückenkopf zu Politik, Verwaltung und Verbänden ist in Berlin.

Haufe Online-Redaktion: Früher war die regionale Präsenz eine der Stärken der DGFP. Ist diese Stärke nach der Schließung der Niederlassungen nicht in Gefahr?

Heuer: Die regionale Präsenz bleibt unsere Stärke! Wir sind weiterhin mit unseren Veranstaltungen vor Ort präsent. Der einzige Unterschied ist, dass wir keine eigenen Räumlichkeiten und Personal in den Regionen haben. Heute organisieren wir die Veranstaltungen ganz eng mit unseren Mitgliedsunternehmen und konnten damit die Dezentralität sogar weiter ausbauen. Das gilt insbesondere  für unsere Erfahrungsaustausch-Gruppen (die sogenannten Erfa-Gruppen) und Dialog- und Netzwerkveranstaltungen in den Regionen.

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Haufe Online-Redaktion: Manche Veranstaltungen finden in Hotels und Tagungshäusern, manche in den Räumlichkeiten der Mitgliedsunternehmen statt – was für diese mit einem zusätzlichem Aufwand verbunden ist. Wird das akzeptiert?

Heuer: Insbesondere unsere Akademie-Veranstaltungen finden in Hotels und Tagungshäusern unserer Mitglieder statt. Das empfinden viele nicht als Last, sondern als Freude und Ehre. Unsere Mitglieder sind gerne Gastgeber von DGFP-Veranstaltungen. Wir sind zum Beispiel mit fünf Veranstaltungen zum Thema Integration von Flüchtlingen durch die Republik getourt und da kamen einige Anfragen von den Mitgliedern, die nächste Veranstaltung selbst ausrichten zu dürfen. Unsere Stärke der Verbundenheit der Mitglieder mit der DGFP wollen wir weiter ausbauen.

Haufe Online-Redaktion: Wie hat sich die Mitgliederzahl der DGFP in den letzten zwölf Monaten entwickelt?

Heuer: Bereits vor der Restrukturierung war die Mitgliederanzahl leicht rückläufig und dies hat sich durch die Restrukturierung nochmals verstärkt. Bei kleineren Unternehmen sind die Austritte angestiegen, bei den großen Unternehmen und Mittelständlern haben wir zum heutigen Zeitpunkt nur vereinzelt Austritte zu verzeichnen. Im Saldo haben wir einen Mitgliederrückgang von circa 100 Mitgliedern. Und es freut uns besonders, dass wir trotz oder gerade wegen der Restrukturierung auch neue Mitglieder gewinnen konnten.


Haufe Online-Redaktion: Als Kern der DGFP gelten die Erfa-Gruppen, in denen sich die Mitglieder treffen. Welche Änderungen gab es in diesem Bereich?

Heuer: Die festen Erfahrungsaustausch-Gruppen, in denen sich die Mitglieder regelmäßig über Jahre auf Augenhöhe über aktuelle Themen austauschen, bilden nach wie vor das Herzstück der DGFP, das wir inhaltlich und organisatorisch auffrischen. Diesen „klassischen“ Erfahrungsaustausch erweitern wir um hierarchieübergreifenden Erfahrungsaustausch zu Ad-hoc-Themen, für die sich unsere Mitglieder interessieren. Zum Thema Integration von Flüchtlingen beispielsweise hatten wir bereits fünf Erfa-Gruppen an unterschiedlichen Standorten mit über 200 Teilnehmern innerhalb eines halben Jahres. Das kommt sehr gut an, weil das ein schnelles Format ist und dem Prinzip des Erfahrungsaustauschs gerecht wird. Wir haben jetzt auch angefangen, Austauschforen mit der Politik zu bilden. Wir wollen den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik voranbringen und bei anstehenden gesetzlichen Änderungen die Politik dafür sensibilisieren, welche Folgen mögliche Vorhaben für die betriebliche Personalpolitik haben.

Haufe Online-Redaktion: Warum haben Sie den Begriff Fachorganisation aufgegeben?

Heuer: Bei unserem Selbstverständnis haben wir uns wieder daran erinnert, wo wir herkommen. Die DGFP war und ist das Kompetenz- und  Karrierenetzwerk für HRler. Wenn ich Geschäftsführer und Vorstände frage, was sie mit der DGFP verbinden, bekommen sie leuchtende Augen und erzählen mir, wie die DGFP ihre Karriere begleitet hat. Natürlich in sehr unterschiedlichen Facetten. Die DGFP als Netzwerk heißt für uns, Menschen in dieses Netzwerk hineinzuziehen und sie untereinander zusammenzubringen und daraus auch die Themen aufzunehmen und voranzutreiben, die für das Netzwerk und für unsere Mitgliedsunternehmen wichtig sind. Diese Philosophie gilt für die Dialogformate wie DGFP-Kongress, DGFP-Lab oder unsere zahlreichen Jahrestagungen für die Fach-Communities, aber auch für das Akademieprogramm. Dabei spielt auch die Fachlichkeit eine Rolle, da wir die HR-Profession voranbringen wollen, um den heutigen und zukünftigen Herausforderungen von HR gerecht zu werden. Aber in erster Linie sind wir ein Netzwerk für und von unseren Mitgliedern.

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Haufe Online-Redaktion: Die wirtschaftliche Entwicklung der DGFP-Akademie war einer der Auslöser der Schieflage. Konnte die negative Umsatzentwicklung gestoppt und das Geschäft stabilisiert werden?

Heuer: Die Restrukturierung wurde nicht nur durch die wirtschaftliche Entwicklung ausgelöst. Mindestens genauso wichtig war die Notwendigkeit einer neuen, von den Mitgliedern eingeforderten, inhaltlichen Ausrichtung, um attraktiv zu bleiben. Hier mussten wir investieren: Ich möchte auf den DGFP-Kongress, das DGFP-Lab oder die Jahrestagungen verweisen. Mir ist wichtig, diese beiden Seiten zu betrachten. Wir sehen in diesem Jahr, dass sich diese Investitionen lohnen und rechnen.
Bei der Akademie haben wir die Professionalisierungsprogramme, die ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, auch in dieser schwierigen Phase der Restrukturierung auf einem guten Niveau stabilisieren können, wir konnten sogar leicht wachsen. Im offenen Seminargeschäft ist die Nachfrage – wie bei vielen anderen Anbietern – zurückgegangen. Wir beobachten starke Veränderungen bei der Nachfrage, beispielsweise steigt der Bedarf nach kompakten, kurzen Formaten. Wir überarbeiten deshalb unser Portfolio und entwickeln auch neue Formate, mit denen wir in den nächsten Wochen in Teilen schon an den Markt kommen.

Haufe Online-Redaktion: Die Restrukturierung ist weitgehend vorbei. Wie schalten Sie von der Innen- auf die Außenorientierung um? Was haben Sie sich für die nächsten zwölf Monate vorgenommen?

Heuer: Wir haben bereits von der Innen- auf die Außenorientierung umgestellt, das Geschäft und unsere Mitglieder zwingen uns täglich dazu. Nehmen Sie beispielsweise den DGFP-Kongress im April, auf den wir hervorragendes Feedback bekommen haben. Ich glaube, dass wir uns hier sehr gut nach außen dargestellt haben.
Die wichtigsten Punkte mit Blick auf die kommenden Monate sind, wieder stärker am Markt präsent zu sein und für unsere Mitglieder greifbar zu sein. Wir starten mit unserer Offensive für das 2. Halbjahr. In der konkreten Vorbereitung sind neben dem DGFP-Lab am 29. und 30. September unter anderem zahlreiche Jahrestagungen und Kompetenzforen zu Mobilem Arbeiten, Diversity, Vergütung, Personalentwicklung. Bei den Erfa-Gruppen sind wir ein ganzes Stück vorangekommen. Das Prinzip der regionalen DGFP-Repräsentanten aus den Reihen der DGFP-Mitglieder als Betreuer unserer regionalen Erfa-Gruppen vor Ort funktioniert. Hier gilt es für das verbleibende Drittel noch engagierte Köpfe zu finden. Unser Ziel ist die noch stärkere inhaltliche Aufladung der Erfas: Das ist uns mit dem Thema Flüchtlinge schon gut gelungen, da ist aber noch Luft nach oben.

Haufe Online-Redaktion: Für Sie selbst waren natürlich die letzten zwölf Monate besonders hart. Hoffen Sie auch darauf, jetzt mal wieder ein bisschen Luft zum Durchatmen zu haben?

Heuer: Dieses Jahr wird nicht weniger anstrengend als das vergangene. Es steht uns ein Jahr bevor, in dem wir uns viel vorgenommen haben. Momentan sind wir alle viel unterwegs, um im engen Austausch mit den Mitgliedern zu sein. Das tut gut und gibt uns viele Impulse für unser Netzwerk und unsere Arbeit.

Das Interview führte Reiner Straub.

 

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Schlagworte zum Thema:  Personalszene