2.1 Anpassung und Ersetzung des aktuellen Rentenwerts (Ost) (Satz 1)

2.1.1 Regelungsinhalt

 

Rz. 6

Nach Satz 1 werden Renten, denen ein aktueller Rentenwert (Ost) zugrunde liegt, angepasst, indem der bisherige aktuelle Rentenwert (Ost) durch den neuen aktuellen Rentenwert (Ost) ersetzt wird. Die Renten der gesetzlichen Rentenversicherung werden entsprechend der Entwicklung der Arbeitnehmereinkommen zum 1. Juli eines jeden Jahres angepasst. Dies bezieht sich seit dem 1.7.2001 auf die Veränderung bei den Bruttolöhnen und dem Beitragssatz zur allgemeinen Rentenversicherung unter Berücksichtigung der zusätzlichen Aufwendungen der Arbeitnehmer für die steuerlich geförderte private Altersvorsorge. Mit Wirkung zum 1.7.2005 wird darüber hinaus ein sog. Nachhaltigkeitsfaktor berücksichtigt, der die Relation von Rentnern und Beitragszahlern wiedergibt.

2.1.2 Verfassungsrecht – Nullrunden, Inflationsausgleich, Altersvorsorge

 

Rz. 7

Sowohl die "Inflationsanpassung" 2000 als auch die "Nullrunde" 2004 sind nach den Feststellungen des BVerfG verfassungsgemäß (Nichtannahmebeschluss v. 26.7.2007, 1 BvR 824/03, 1 BvR 1247/07). Es bestehen insgesamt keine verfassungsrechtlichen Bedenken gegen Aussetzung der jährlichen Rentenanpassung zum 1.7.; auch nicht bei der schrittweisen Berücksichtigung des Altersvorsorgeanteils (BSG, Urteil v. 27.3.2007, B 13 R 37/06 R; zur Rentenwertbestimmungsverordnung 2015 vgl. auch LSG Baden-Württemberg, Urteil v. 14.12.2021, L 9 R 1792/17; vgl. zu den weiteren verfassungsrechtlichen Fragen die Komm. zu § 65).

2.1.3 Rentenanpassung ab 1992

 

Rz. 8

Zur Ausgestaltung der Rentenanpassung für die Zeit ab 1992 wird auf die Vorauflage verwiesen (vgl. hierzu auch GRA der DRV zu § 254c SGB VI, Stand: 12.7.2021, Anm. 2 ff.; vgl. im Übrigen auch Komm. zu § 65).

2.1.4 Rentenanpassungen durch Verordnung seit 2009 im Überblick

 

Rz. 9

Der aktuelle Rentenwert (West/Ost) wird jeweils durch die aktuelle Rentenwertbestimmungsverordnung, die auf der Grundlage der Verordnungsermächtigungen der §§ 69, 255b zu erlassen wird, festgesetzt und ist in den Jahren 2009 ff. wie folgt erhöht worden:

  • ab 1.7.2009 auf 27,20 EUR bzw. 24,13 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2009 v. 17.6.2009, BGBl. I S. 1335),
  • ab 1.7.2010 hat sich der aktuelle Rentenwert nicht geändert (Rentenwertbestimmungsverordnung 2010 v. 25.6.2010, BGBl. I S. 816),
  • ab 1.7.2011 auf 27,47 EUR bzw. 24,37 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2011 v. 6.6.2011, BGBl. I S. 1039),
  • ab 1.7.2012 auf 28,07 EUR bzw. 24,92 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2012 v. 21.6.2012, BGBl. I S. 1389),
  • ab 1.7.2013 auf 28,14 EUR bzw. 25,74 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2013 v. 12.6.2013, BGBl. I S. 1574),
  • ab 1.7.2014 auf 28,61 EUR bzw. 26,39 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2014 v. 16.6.2014, BGBl. I S. 1389),
  • ab 1.7.2015 auf 29,21 EUR bzw. 27,05 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2015 v. 12.6.2015, BGBl. I S. 965),
  • ab 1.7.2016 auf 30,45 EUR bzw. 28,66 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2016 v. 20.6.2016, BGBl. I S. 1360).
  • ab 1.7.2017 auf 31,03 EUR bzw. 29,69 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2017 v. 8.6.2017, BGBl. I S. 1522),
  • ab 1.7.2018 auf 32,03 EUR bzw. 30,69 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2018 v. 12.6.2018, BGBl I S. 838),
  • ab 1.7.2019 auf 33,05 EUR bzw. 31,89 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2019 v. 13.6.2019, BGBl. I S. 791),
  • ab 1.7.2020 auf 34,19 EUR bzw. 33,23 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2020 v. 8.6.2020, BGBl. I S. 1220),
  • ab 1.7.2021 auf 34,19 EUR bzw. 33,47 EUR (Rentenwertbestimmungsverordnung 2021 v. 31.5.2021 BGBl. I S. 1254),
  • ab 1.7.2022 auf 36,02 EUR bzw. 35,52 EUR (Gesetz zur Rentenanpassung 2022 und zur Verbesserung von Leistungen für den Erwerbsminderungsrentenbestand – Rentenanpassungs- und Erwerbsminderungsrenten-Bestandsverbesserungsgesetz v. 28.6.2022, BGBl. I S. 975).
 

Rz. 9a

Der Rentenanpassungszeitpunkt zum jeweils 1.7. eines Jahres stellt keinen verfassungswidrigen Eingriff in das Eigentumsrecht nach Art. 14 GG dar. Der Erhöhungszeitpunkt erfolgt in zulässiger Weise mit 6-monatiger Verspätung, gemessen an den Jahresdurchschnittsverdiensten vom 1.1. bis zum 31.12. des Vorjahres, die der Rentenanpassung zugrunde liegen. Dies stellt jedenfalls keinen unzulässigen Eingriff in das Eigentumsrecht dar, da hierfür ein sachlicher Grund aufgrund der benötigten Zeit bei der Erhebung der statistischen Daten gegeben ist; das Statistische Bundesamt und die Deutsche Rentenversicherung Bund können regelmäßig die hierfür notwendigen Daten immer erst frühestens im März des jeweiligen Jahres vorlegen (vgl. LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil v. 29.2.2022, L 14 R 659/20; vgl. auch: BT-Drs. 17/6764 S. 21; durch Art. 4 des Vierten Gesetzes zur Änderung des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze v. 22.12.2011, BGBl. I S. 3057, hat der Gesetzgeber § 69 Abs. 1 geändert und aus Gründen der statistischen Erhebung den verordnungsrechtlichen Erlasszeitpunkt für die Werte – aktueller Rentenwert und Ausgleichsbedarf – vom 31.3. auf den 30.6. verschoben). Die Vorgabe des § 69 Abs. 1, wonach der aktuelle Rentenwert durch Verordnung bis zum 30.6. des jeweiligen Jahres zu bestimmen ist und anschließend die Renten gemäß § 65 zum 1.7. eines jeden Jahres angepasst werden, ergibt sich zwingend daher aus verfahren...

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