Positive Impact Rating: Indische B-Schools bleiben Vorreiter

Bereits zum vierten Mal bewerteten Studierende für das Positive Impact Rating (PIR) ihre Business Schools in sieben verschiedenen Wirkungsdimensionen. 12.836 Studierende beteiligten sich an der Befragung – 58 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie stuften 71 Business Schools aus 25 Ländern ein, 69 schafften es in die veröffentlichte Liste.

Für das Positive Impact Rating (PIR) geben Studierende weltweit eine Einschätzung darüber ab, inwiefern ihre Business Schools einen positiven Einfluss auf die Welt ausüben. Die Studierenden erhalten 20 Fragen zu sieben Wirkungsdimensionen: Leitung und Kultur der Schule, Studienprogramme, Lernmethoden und Unterstützung der Studierenden, die Institution als Vorbild und ihr öffentliches Engagement.

Karriere-Aspekte wie Gehaltsentwicklung oder berufliche Vernetzung, die herkömmlichen B-School-Rankings ausmachen, spielen hier keine Rolle. Zudem werden die Business Schools im PIR nicht gerankt, sondern fünf Entwicklungsstufen zugeordnet. Die Schulen auf den oberen drei Leveln erhalten Eingang in den PIR-Bericht. Sie sind in der jeweiligen Stufe alphabetisch aufgeführt.

Impact Pioniere: Business Schools aus Indien

Im Vergleich zum Vorjahr verbesserte sich das Gesamtergebnis nur leicht. Die Durchschnittsnote stieg von 7,6 (auf einer Skala von 1-10) in 2022 auf 7,7 in 2023. Level 5 (Pionierschulen) erreichten im Vorjahr nur vier B-Schools, nun sind es schon sieben. Sechs kommen aus Asien und eine aus Südamerika. Fünf Schulen befinden sich in Indien, darunter das Goa Institute of Management, das IIM Bangalore, das S. P. Jain Institute of Management & Research, die Woxsen University School of Business und die XLRI Xavier School of Management. Zwei Schulen hebt der PIR-Report besonders hervor: Die HKUST Business School (Hongkong, China) und die Centrum PUCP (Peru) schafften beide den Sprung von Level 4 auf Level 5.

Europäische Schulen liegen im oberen Mittelfeld

Auf Stufe 4 (Schulen im Umbruch) finden sich 39 Schulen, gegenüber 29 Schulen im Vorjahr.  Dazu gehören viele europäische Schulen wie die EADA Business School, die Esade Business School, die Glasgow Caledonian University, die Rennes School of Business, die IESEG School of Management, die Antwerp Management School und die IMC University of Applied Sciences Krems in Österreich. Erstmals ist auch eine Schule aus Deutschland dabei: Die HHL Leipzig Graduate School of Management ist auf Stufe 3 (sich entwickelnde Schulen) gelistet. Dieses Entwicklungsstadium erreichten insgesamt 23 Wirtschaftshochschulen (gegenüber 12 im Vorjahr) – darunter auch die ZHAW School of Management and Law aus der Schweiz.

Vom globalen Süden lernen

Insgesamt stellen die Schulen aus dem globalen Norden mit einem Durchschnittswert von 8,2 jedoch diejenigen aus dem globalen Süden mit Gesamtnote 7,4 in den Schatten. Laut dem Bericht liegt dies darin begründet, dass dort die soziale und gemeinschaftliche Ausrichtung zur DNA der Business Schools gehöre – insbesondere bei Business Schools aus Indien. In entwickelten Volkswirtschaften seien es Wirtschaftshochschulen eher gewöhnt, dass soziale Einrichtungen sich um gesellschaftliche Probleme kümmern. Sie könnten von deren Pendants in sich entwickelnden Ländern lernen. Der Bericht hält dazu Case Studies der Vorzeige-Schulen bereit. Über ein kostenfreies Dashboard können die teilnehmenden Schulen sich zudem in allen Wirkungsdimensionen mit anderen vergleichen.

Was Studierende von Business Schools erwarten

Das Positive Impact Rating gibt auch Aufschluss darüber, was Studierende heute von Business Schools erwarten – anhand offener Fragen als Add-on zum Fragebogen. Ganz oben auf der To-Do-Liste steht demnach, dass sie Aspekte von unternehmerischer Verantwortung und Nachhaltigkeit umfassend in ihre Lehrpläne integrieren – und zwar in die Pflichtkurse. Studierende möchten laut der Befragung zum Positive Impact Rating stärker lernen, wie sie reale Probleme angehen können. Dies erhoffen sie sich durch vielfältige Lernformate, Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft, die in Lernprozesse einbezogen sind, sowie durch engagierte Lehrkräfte.

Auf der Aufhören-Liste der Studierenden steht unter anderem die Ignoranz von Business Schools ihren Bedürfnissen gegenüber, etwa in Bezug auf ihre Gesundheit, aber auch auf eine faire Behandlung und ein vielfältiges Umfeld. Müll, Plastik, ungesundes Essen – damit sammeln Wirtschaftshochschulen keine Pluspunkte. Fehlende Vorbildfunktion, Greenwashing, unethische Partnerschaften und einseitige Gewinnorientierung sind in den Augen der Befragten ebenso No-Gos. 

Wofür Business Schools das PIR nutzen

Dass sich deutlich mehr Business Schools an der Befragung beteiligten als in den Jahren zuvor, hat vermutlich mit der Funktion als Berichtstool zu tun. Vor allem EQUIS und AACSB, die beiden führenden internationalen Akkreditierungssysteme für Wirtschaftshochschulen, haben inzwischen gesellschaftliche Auswirkungen und Nachhaltigkeit in ihre Anforderungen für die aufgenommen. EQUIS verlangt, dass die Schulen ein klares Verständnis ihrer Rolle als "global verantwortliche Organisation" haben, was sich in der Mission, der Strategie und den Aktivitäten der Schule widerspiegeln soll. Die AACSB formuliert die Vision, dass "die Wirtschaftsausbildung eine Kraft für das Gute in der Gesellschaft ist" und dass von allen akkreditierten Schulen erwartet wird, dass sie "einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten".

Die am PIR teilnehmenden B-Schools konnten sich in diesem Jahr erstmals für "AACSB-kompatible Fragen" und "schulspezifische Fragen" anmelden, um damit zu belegen, dass sie die Erwartungen der Akkreditierungsinstitutionen erfüllen. 45 Prozent der Schulen griffen darauf zurück.

Über das Positive Impact Rating

Das Positive Impact Rating (PIR) erstellt eine gleichnamige, nicht gewinnorientierte Schweizer Association. Akteure von Wirtschaftshochschulen haben die Initiative gemeinsam mit den globalen Nichtregierungsorganisationen WWF, Oxfam und UN Global Compact ins Leben gerufen. PIR arbeitet mit den internationalen Studierendenverbänden oikos International, AIESEC, Net Impact, SOS UK und Studenten voor Morgen zusammen. Kooperationen bestehen mit der Global Business School Network (GBSN) und Principles for Responsible Management Education (PRME). Unterstützung leisten auch VIVA Idea (Costa Rica) und das Institute for Business Sustainability Foundation (Schweiz).

Der Positive Impact Rating (PIR) 2023 Report steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.


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