Ed-Tech-Startups: Gute Ideen mit Impact

Lerntechnologie gehört die Zukunft. Aber was wollen die potenziellen Kunden? Diese Fragen treiben nicht nur etablierte E-Learning-Anbieter um - das wollen auch Startups wissen. Wie unsere Kolumnistin Gudrun Porath kritisch anmerkt, sind die Antworten eigentlich seit Jahren gleichgeblieben und gelten für alle Anbieter. Darum empfiehlt sie manchmal einen Blick zurück, auch wenn die Technologie Fortschritte macht.

In der vergangenen Woche fand im Lokschuppen in Bielefeld die "Ed-Tech Next" statt. Mitten in Ostwestfalen, dem Powerhouse des westdeutschen Mittelstands, trafen sich rund 1.200 Teilnehmende aus europäischen Ed-Tech-Startups, Investoren, Business Angel und Unternehmen auf der Suche nach Geld und Wissen zur Unternehmensführung und -entwicklung.

Ed-Tech-Ideen: Nicht immer neu, aber mit Impact

Die große Frage der Ed-Tech-Startups mit der Zielgruppe Corporates lautete: Wie müssen Lösungen aussehen, die bei Unternehmen ankommen und welchen Bedarf sollen sie decken? Zwar könnte man annehmen, dass eine Lücke im Angebot das Motiv für eine Gründung sei. Frei nach dem Motto: "Das gibt es noch nicht, das machen wir jetzt und verdienen viel Geld damit." Das ist aber gerade bei Ed-Tech-Startups oft nicht der Fall. Vielen Gründern geht es um "Impact", also darum, mit der angebotenen Leistung etwas bewirken zu können, also besser zu machen. Leider lockt das allein noch keine Kunden - auch wenn es Impact-Investoren anzieht, von denen es mittlerweile zahlreiche gibt, die ihre Investments daran knüpfen, dass ein Startup Impact "in der DNA" hat, wie es in Bielefeld hieß.

Anforderungen an die Ed-Tech-Startups

Als Antwortgeber hatten sich die Organisatoren der Ed-Tech Next mit Siemens, Bertelsmann und Jungheinrich drei größere Unternehmen auf die Bühne geholt sowie einen erfolgreichen Seriengründer, dessen jüngste Gründung "Masterplan" langsam aus dem Startup-Alter herauswächst. Alle waren sich in ihren Antworten einig und wenig spezifisch. Ihre Wunschliste an Startup-Lösungen lässt sich so zusammenfassen:

Zuhören, die Herausforderungen des Kunden herausarbeiten und anschließend versuchen, sie mit ihrem Angebot zu lösen. Die angebotene Lösung sollte so viele Features wie nötig, nicht wie möglich aufbieten und – ein ganz wichtiger technischer Aspekt: sie muss sich gut in die vorhandene Systemlandschaft und ein etwaig vorhandenes "Learning Eco System" integrieren lassen. Außerdem sollten die Anbieter darauf vorbereitet sein, dass die IT des Kunden ein Wörtchen mitreden will; ebenso wie die Arbeitnehmendenvertretung rechtzeitig in das Projekt einbezogen und überzeugt werden muss. Natürlich sollten sich die Anbieter auch noch in der Branche und dem Umfeld des Kunden auskennen und eine globale Implementation leisten können – auch wenn man dafür möglicherweise einen langen Atem braucht. Wer als Startup auf Nummer sicher gehen will, der sollte darauf achten, dass auch der Kunde seine Hausaufgaben gemacht hat und etwa eine entsprechende Lernkultur etabliert hat.

Mit Lerntechnologie-Lösungen im persönlichen Gespräch überzeugen

Die gute Nachricht: Damit sind auch kleine, feine Lösungen jenseits der großen Plattformanbieter durchaus erfolgversprechend - sofern man eine gute Idee hat und in der Vertriebsarbeit auf die Basics des Projektgeschäfts achtet. Jetzt muss man nur noch zusammenkommen. Genau darauf hatte das Podium keine zufriedenstellende Antwort und das wird die Messe- und Kongressveranstalter freuen. Die Begegnung vor Ort, der persönliche Kontakt, bleibt auch im Geschäft mit Lerntechnologie immanent wichtig.


Über die Kolumnistin: Gudrun Porath ist freie Journalistin. Sie beobachtet unter anderem für das Haufe Personal-Portal und die Haufe-Zeitschrift "wirtschaft + weiterbildung" die Trends auf dem E-Learning-Markt.

Schlagworte zum Thema:  E-Learning, HR-Startup, Personalentwicklung, Software