Vergütung: Kritik und Idealbild der Dax-Vorstandsgehälter

Die Vergütung von Top-Managern sollte aus einem erheblich höheren fixen Anteil und einem geringeren Anteil kurzfristiger Boni bestehen. Das fordern Kapitalmarktexperten in einer Online-Umfrage der DVFA. Sie entwarfen gleichzeitig ein Bild von der idealen Vergütung.

Harte Kritik an der gegenwärtigen Vergütung von Dax-Vorständen äußerten Finanzmarktexperten in einer Online-Umfrage der DVFA, Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management. Insbesondere die gegenwärtige Zusammensetzung der Vergütung mit Grundgehalt und variablen Bestandteilen sehen die befragten Investment Professionals mit Sorge.

Sie fordern einen deutlich höheren Anteil an fixer Vergütung (im Schnitt 53 Prozent) und wesentlich weniger kurzfristige Boni (im Schnitt 9 Prozent). Faktisch macht der tatsächliche variable Anteil der Vergütung von DAX 30 Vorstandsmitgliedern in der Berichtssaison 2017  59,7 Prozent aus, wovon beinahe die Hälfte kurzfristig waren.

Wie die ideale Vergütung aussieht  

Ganz abgeschafft werden sollten die Boni nach Meinung der Umfrageteilnehmer aber auch nicht: Vielmehr sollte ihrer Ansicht nach für ein ideales Modell die variable Entlohnung stärker am Unternehmenserfolg als an individuellen Zielen ausgerichtet sein.

Wichtigstes Prinzip bei der Gestaltung einer  variablen Vergütung ist, so die Investmentexperten, dass der Empfänger die Entlohnung nicht manipulieren kann, gefolgt von einer einfachen Strukturierung von Leistungsmaßstäben, Zielgrößen und Vergütungsbestandteilen.

Mehr Langfristigkeit sollte, so die Vorstellung der Befragten, in Haltefristen von aktienbasierter Vergütung von 4,34 Jahren (statt aktuell 3,70) als auch durch die Umwandlung von Boni in Aktien erreicht werden.

Gut ein Viertel sprach sich dafür aus, dass CEOs mehr Verantwortung übernehmen und negative Boni in Kauf zu nehmen bereit sein sollten.

Vergütung der Dax-Vorstände: Weniger Gehalt ginge auch

Die These, dass die Vergütung der Dax-Vorstände insgesamt zu hoch sei, wird von den Befragten nicht geteilt. Die Grenze für eine maximal akzeptable Gesamtvergütung sehen sie im Schnitt bei 15,8 Millionen Euro. Die tatsächliche durchschnittliche Gesamtvergütung von 6,15 Millionen Euro halten nur 27 Prozent der Befragten für zu hoch. Allerdings glauben fast alle Befragten, dass CEOs auch für deutliche geringere Summen arbeiten würden – im Schnitt liegt die Annahme der Befragten bei 2,88 Millionen Euro.

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Professor Dr. Markus Arnold von der Universität Bern, der mit Stefan Bielmeier, Vorstandsvorsitzender der DVFA, verantwortlich für die Studie  ist, erklärt: „Entgegen der landläufigen Meinung, nach der für den Finanzmarkt der variable Anteil an der Vergütung von Vorständen börsennotierter Unternehmen nicht hoch genug sein kann, zeigt die Studie zum dritten Mal in Folge sehr deutlich, dass Investment Professionals vor allem an langfristig ausgelegten Anreizen interessiert sind, kurzfristig orientierte Boni aber nicht gutheißen.“

Lesetipp: Noch mehr Info zu langfristigen Manager-Boni und zur Frage, welche Vergütungsstrukturen in die neue Arbeitswelt passen, finden Sie im Titelthema von Personalmagazin, Ausgabe 4/2017.

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