Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Wenig Vertrauen

Das Elterngeld Plus soll Beruf und Familie besser in Einklang bringen. Doch bisher trauen die Arbeitnehmer dieser Neuerung nicht viel zu, zeigt eine Studie. Auf ihren Arbeitgeber verlassen sie sich in Sachen Familienfreundlichkeit aber auch nicht.

Fehlende Familienfreundlichkeit in Unternehmen sehen viele Arbeitnehmer auch im kommenden Jahr als Grund, sich als Arbeitnehmer gegen die Gründung einer Familie zu entscheiden. Mehr als 70 Prozent der Befragten in einer Studie im Auftrag von Bosch halten finanzielle Einschnitte, eine unsichere Rückkehr in den Job sowie Nachteile in der beruflichen Entwicklung für ausschlaggebend dafür, dass Männer und Frauen den Kinderwunsch zu Gunsten der Berufstätigkeit zurückstellen.

Im Detail geben rund zwei Drittel (75 Prozent) der Befragten finanzielle Einschränkungen als Hauptgrund an, weshalb der Kinderwunsch dem Beruf untergeordnet wird. Mit 72 Prozent folgt die Unsicherheit bei der Rückkehr in den Beruf nach der Elternzeit, etwa ob man auf einer gleichwertigen Stelle weiterarbeiten kann. 71 Prozent der Befragten sehen Nachteile in der beruflichen Entwicklung als ausschlaggebend an.

Nachholbedarf: Mehr Anerkennung von Familienpflichten

Damit sich mehr Männer und Frauen für Familie und damit für eine mögliche berufliche Auszeit entscheiden können, müsste aus Sicht der Befragten die Familienfreundlichkeit in Unternehmen weiter ausgebaut werden. Sehr wichtig sind mit 48 Prozent eine flexible Arbeitsgestaltung und Hilfe bei der Kinderbetreuung (45 Prozent), wie etwa Angebote für haushaltsnahe Dienstleistungen oder Betriebskindergärten.

Mit jeweils 42 Prozent werden frühzeitige Vereinbarungen über die berufliche Rückkehr (zum Beispiel auf die gleiche Stelle) sowie Erleichterungen für den Wiedereinstieg nach einer Elternzeit (zum Beispiel Teilzeit) als gleich bedeutend genannt. Rund 80 Prozent der Deutschen setzt zudem auf eine stärkere Wertschätzung von Familienpflichten in Unternehmen.

Familienfreundlichere Arbeitszeit bei der Marine

Dass diese Wünsche bei allen Arbeitgebern, die im harten Wettbewerb um Fachkräfte stehen, Gehör finden sollten, versteht sich von selbst. Bewegen lässt sich hier auch etwas in Branchen, die nicht sonst kein Paradebeispiel für familienfreundliche Arbeitszeiten sind.

Das versucht gerade die Bundesverteidigungsministerin, Ursula von der Leyen, zu bestätigen. Sie hat sich familienfreundliche Arbeitsbedingungen bei der Bundeswehr zum Ziel gesetzt. Und ihr Engagement trägt erste Früchte: Gerade erst wurde verkündet, dass die Marine die Einsatzzeiten ihrer Soldaten auf See verkürzen will, um die Belastung für die Familien zu verringern.

Künftig sollen die Soldaten nicht länger als 120 Tage im Jahr einsatzbedingt unterwegs sein, sagte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause. Bisher sind Krause zufolge Marine-Soldaten mitunter mehr als 200 Tage im Jahr einsatzbedingt unterwegs. Erstmals soll dazu die Korvette "Erfurt" nacheinander mit verschiedenen Besatzungen im Einsatz sein. Nach jeweils 120 Tagen soll die Besatzung per Flugzeug ausgetauscht werden.

dpa