Teilzeitarbeit: Viele wollen nicht mehr Vollzeit arbeiten

Wenn Menschen sich für das Arbeiten in Teilzeit entscheiden, warnen viele vor der "Teilzeitfalle". Ob Teilzeitkräfte aber überhaupt je wieder in Vollzeit arbeiten möchten, wird dabei gerne außen vor gelassen. Wie eine aktuelle Befragung zeigt, planen drei Viertel der Teilzeitkräfte mit Berufsausbildung, dies nie wieder zu tun.

Dass viele Menschen mittlerweile mehr Freizeit und weniger Arbeit anstreben, ist kein Geheimnis mehr. Eine repräsentative Befragung des Marktforschungsinstitut Bilendi in Zusammenarbeit mit dem Portal meinestadt.de im Juli 2023 kam nun zu dem Ergebnis, dass 75,4 Prozent der befragten Teilzeitfachkräfte dauerhaft in Teilzeit arbeiten zu wollen. Umgekehrt bedeutet dies, dass nur 24,6 Prozent sich wünschen, irgendwann wieder in Vollzeit zurückzukehren. Im Hinblick auf den sich zuspitzenden Fachkräftemangel klingt das für Unternehmen weniger gut. An der Befragung nahmen knapp 3.000 Fachkräfte mit Berufsausbildung teil.

Gründe für Teilzeit bei Fachkräften

Ein Großteil der Fachkräfte arbeitet in Teilzeit, weil familiäre oder gesundheitliche Bedingungen sie dazu zwingen (53,8 Prozent). Hierzu gehören neben der Kindererziehung (34 Prozent) die eigene Krankheit (15,1 Prozent) oder die Pflege eines oder einer Angehörigen (4,7 Prozent). Weitere Gründe für das Arbeiten in Teilzeit sind ein Mehr an Lebensqualität oder der Wunsch, Zeit für andere Interessen und Projekte zu haben (29,1 Prozent).

Unterschiede bei Männern und Frauen

Unter Männern ist der Anteil der Teilzeitfachkräfte, die sich nicht aufgrund der äußeren Umstände zur Teilzeitarbeit gezwungen sehen, wesentlich höher als bei Frauen (43,3 Prozent bei Männern, 26,6 Prozent bei Frauen). Andererseits sind immer mehr Mütter minderjähriger Kinder erwerbstätig, wie das Statistische Bundesamt jüngst feststellte: Im vergangenen Jahr gingen 69 Prozent einer Berufstätigkeit nach, was neun Prozentpunkte mehr sind als im Jahr 2005. Auch bei Vätern legte der Anteil zu, hier auf einem wie zu erwarten höheren Niveau (von 88 Prozent auf 92 Prozent). Dabei arbeiteten viele Mütter allerdings in Teilzeit, während Väter einen Vollzeitjob hatten – dies traf auf 65 Prozent der Paare zu.

Flexibilisierungspotenziale ausschöpfen

Im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die fehlende Motivation von Teilzeitkräften, wieder in Vollzeit zu arbeiten, sind laut Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auch die Arbeitgeber gefragt. Seiner Einschätzung nach sollten Unternehmen vorhandene Flexibilisierungsmöglichkeiten so weit wie möglich ausschöpfen und flexiblere Arbeitszeiten sowie mobiles Arbeiten ermöglichen. "Bei einem Vollzeitjob mit einem starren Schichtplan mit Anwesenheitspflicht lässt sich Betreuung kaum organisieren", so der Arbeitsmarktexperte.

Karrierekiller Teilzeit?

In der eingangs erwähnten Befragung ging es auch darum, ob das Arbeiten in Teilzeit als Karrierekiller betrachtet wird. Mit 44 Prozent der Fachkräfte bejahte eine Minderheit die Frage, wobei sich Vollzeit- und Teilzeitkräfte hier recht einig waren (44,5 Prozent der Vollzeitkräfte und 42,7 Prozent der Teilzeitkräfte stimmten zu). Allerdings fanden 76 Prozent der Befragten, dass die Chancen auf eine Führungsposition für Teilzeitkräfte deutlich schlechter sind.

Teilzeitkräfte nicht weniger engagiert als Vollzeitkräfte

Dennoch bezeichnet die Mehrheit der Teilzeitfachkräfte die emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber als "sehr" oder "eher hoch" (61,5 Prozent) – vergleichbar mit den Werten bei Fachkräften in Vollzeit (62,5 Prozent). Und ganze drei Viertel der Teilzeitkräfte gaben an, sich im Job "über das Geforderte hinaus" zu engagieren, während dies bei Vollzeitkräften etwas weniger, nämlich 74,3 Prozent waren.


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Schlagworte zum Thema:  Fachkräftemangel, Teilzeitarbeit, Teilzeit