Arbeitgebersiegel sind bei Bewerbern kaum bekannt

Aktuell gibt es über 200 Angebote zur Bewertung der Qualität von Arbeitgebern in Deutschland. Neben den Arbeitgeberbewertungsplattformen finden sich Anbieter von Gütesiegeln und Arbeitgeberrankings. Doch der immer dichter werdende Angebotsdschungel wuchert offenbar an den Kandidaten vorbei. Das zeigt eine gemeinsame Umfrage der Recruitingplattform Softgarden und des Personalmagazins, an der im Januar und Februar 3.073 Bewerber teilgenommen hatten.
Infos direkt vom Arbeitgeber
Zwar haben sich 31 Prozent der Befragten schon einmal aufgrund eines Arbeitgebersiegels, einer -bewertung oder eines -rankings für oder gegen einen Arbeitgeber entschieden. Aber um sich über eine Firma zu informieren, vertrauen potenzielle Bewerber in den allermeisten Fällen den eigenen Angaben eines Unternehmens. Diesen Eigeninformationen von Arbeitgebern auf Karrierewebseiten oder anderen Medien bewerten 93 Prozent der Befragten als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Gleiches sagen lediglich 56 Prozent über Arbeitgeberbewertungsplattformen, 47 Prozent über Arbeitgeberrankings und weitere 47 Prozent über Arbeitgebergütesiegel.
Angebote sind wenig präsent
Die Mehrheit der Angebote ist den Kandidaten nicht bekannt. Nur rund 36 Prozent der Befragten waren in der Lage, ungestützt – also ohne eine vorgegebene Auswahlliste – einen konkreten Anbieter zu nennen. Bei den Einzelnennungen lag die Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu vorn. Auch bei der nachfolgenden gestützten Abfrage – mit vorgegebener Auswahlliste – zeigte sich, dass lediglich eine Minderheit der Bewerber die Angebote kennt. Hier wies Kununu ebenfalls den höchsten Bekanntheitsgrad auf (71 Prozent). Bei namhaften Arbeitgebersiegeln wie „Great Place to Work“ gaben 30 Prozent der Befragten an, dass sie dieses Angebot kennen. Bei“ Career’s Best Recruiters“ waren es sogar nur 18 Prozent.
Kandidaten sind skeptisch
In zahlreichen Freitextkommentaren zeigen sich die Teilnehmer überwiegend skeptisch gegenüber der Aussagekraft dieser Angebote: „Ich vermute, dass diese Plattformen überwiegend von sehr unzufriedenen beziehungsweise sehr zufriedenen Personen genutzt werden. Jede Ansicht ist sehr subjektiv“ oder „Durch die zahlreichen Gütesiegel der verschiedenen Anbieter ist eine Wertigkeit selbiger kaum greifbar“.
Zahlreiche Kandidaten raten Arbeitgebern dazu, diejenigen Informationen, die bei der Vergabe von Gütesiegeln oder auf Arbeitgeberbewertungsplattformen entstehen, zu nutzen, um das Angebot an Mitarbeiter oder die Bewerbungsprozesse zu verbessern: „An den Problemen arbeiten, die von Mitarbeitern/Bewerbern häufiger genannt werden. Wenn mehrere Leute so empfinden, muss ja etwas dran sein…“
Offen kommunizieren
Die Umfrage macht deutlich: In der Wahrnehmung der Bewerber existiert kein flächendeckend bekanntes und über alle Zweifel erhabenes Prüfsiegel für Arbeitgeber. Personalmanager sollten dies bei ihrem Engagement innerhalb von Arbeitgeberwettbewerben und auf Bewerbungsplattformen bedenken. Es gilt, eine kluge Auswahl unter den Anbietern zu treffen, ehrlich zu bleiben, auf Kritik von Mitarbeiter- und Bewerberseite angemessen zu reagieren und diese zum Anlass zu nehmen, kontinuierlich an sich zu arbeiten. Darüber hinaus sollten die Unternehmen offen kommunizieren, wofür ein Arbeitgebersiegel steht, welche Methode dahintersteckt und wer die Prüfung vornimmt. Wer Bewertungsverfahren als Bestandteil eines permanenten Verbesserungsprozesses implementiert und kommuniziert, hat gute Chancen auf Erfolg.
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