Welche Recruiting-Kanäle Unternehmen tatsächlich nutzen
Wollen Unternehmen neue Mitarbeiter rekrutieren, so schreibt der Personaler zunächst den Job aus. Danach folgen Bewerbungen, Gespräche – und eine baldige Besetzung der vakanten Stelle. So ähnlich könnte man sich den Idealfall vorstellen. Die Realität sieht bekanntermaßen meist anders, meist komplizierter aus.
Recruiting: Jede dritte Stelle wird über das persönliche Netzwerk besetzt
Dass die tatsächliche Stellenbesetzung bereits beim Thema "Ausschreibung" von der geschilderten Eingangssituation abweicht, zeigt nun eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): 32 Prozent aller Neueinstellungen kommen laut dem IAB nämlich über persönliche Kontakte und nicht über ein Jobinserat zustande. Bei Kleinbetrieben würde sogar fast die Hälfte (47 Prozent) aller Stellen über persönliche Netzwerke vergeben. Das sind Kernergebnisse der aktuellen IAB-Betriebsbefragung, für die die Nürnberger Forscher im vierten Quartal 2016 rund 11.500 Arbeitgeber aus allen Wirtschaftsbereichen befragt haben.
Personalbeschaffung läuft nur teilweise über Stellenausschreibungen
Betrachtet man den Anteil der Neueinstellungen über Internet-Jobbörsen, darunter auch jene der Bundesagentur für Arbeit, so lag dieser laut der IAB-Studie im Jahr 2016 bei 21 Prozent. Elf Prozent der Stellenbesetzungen kommen über Stellenausschreibungen auf der Unternehmenshomepage oder einer Karrieresite zustande.
Bei der Stellenbesetzung über die eigene Website gibt es laut dem IAB jedoch einen deutlichen Unterschied zwischen kleinen (fünf Prozent) und mittleren (zwölf Prozent) Unternehmen (KMU) sowie Großbetrieben (20 Prozent). Über alle Betriebsgrößen hinweg würden noch zehn Prozent der Jobs über Stellenangebote in Zeitungen oder Zeitschriften besetzt und ebenfalls zehn Prozent über Initiativbewerbungen oder Bewerberlisten.
Recruiting-Herausforderungen für HR
Laut IAB haben die deutschen Unternehmen im Jahr 2016 insgesamt 3,65 Millionen sozialversicherungspflichtige Neueinstellungen vorgenommen. Fast die Hälfte (44 Prozent) davon entfiel auf kleine Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten, 32 Prozent auf Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern und 24 Prozent auf große Betriebe. Insgesamt stellt das IAB mit Blick auf die Studienergebnisse jedoch fest, dass die Zahl offener Stellen bei sinkender Arbeitslosenquote gestiegen ist. Die schwerwiegendsten HR-Probleme, die dabei eine Rolle spielen, haben die Arbeitsmarktforscher ebenfalls ermittelt. Laut der aktuellen Betriebsbefragung sind es:
- Zu wenige Bewerber: 69 Prozent der befragten Kleinunternehmen mit Besetzungsproblemen geben in der IAB-Umfrage an, sie erhielten zu wenige Bewerbungen. Bei den mittleren Unternehmen liegt der Anteil bei 66, bei den großen Unternehmen bei 63 Prozent.
- Unzureichende berufliche Qualifikation bei den Kandidaten: Die Hälfte (50 Prozent) der Kleinunternehmen mit Besetzungsproblemen, 56 Prozent der mittleren und 43 Prozent der großen Unternehmen klagen über unqualifizierte Kandidaten.
- Zu hohe Lohnforderungen: Bei den Kleinbetrieben sagen 31 Prozent der Studienteilnehmer mit Besetzungsproblemen, dass sie die Gehaltsvorstellungen der Bewerber nicht erfüllen könnten. Bei den mittleren Unternehmen sind es sogar 41 Prozent. Die Großunternehmen haben hingegen weniger Schwierigkeiten mit zu hohen Gehaltsforderungen – bei ihnen liegt der Anteil, der sich darüber beklagt, lediglich bei 18 Prozent.
- Bei KMU – eine deutlich höhere Fluktuation im Vergleich zu Großunternehmen: Gemessen im Zeitraum von einem Jahr lag die durchschnittliche Fluktuation bei den kleinen Betrieben bei 24 Prozent, bei den mittleren bei 25 und bei Großunternehmen bei lediglich 19 Prozent.
In 50 Tagen eingestellt
Auch die Dauer des Recruiting-Prozesses hat das IAB untersucht. Durchschnittlich benötige eine Stellenbesetzung 50 Kalendertage. Wesentliche Unterschiede zwischen groß und klein gibt es hier offenbar nicht: Obwohl Großbetriebe auch eine größere Bandbreite an Recruiting-Kanälen hätten, schreiben die IAB-Forscher in ihrem Ergebnisbericht, unterscheide sich die Besetzungszeit nicht signifikant von der in Kleinunternehmen. Das gelte laut der IAB-Forscher trotz der insgesamt größeren Schwierigkeiten in der Personalgewinnung, mit denen mittlere, vor allem aber die kleinen Unternehmen zu kämpfen hätten.
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