Interview: Übernahme von Mühlenhoff durch Randstad Risesmart

Der globale Player Randstad Risesmart hat die deutsche Outplacement-Beratung Mühlenhoff + Partner übernommen. Im Interview erläutern Daniela König-Mühlenhoff und Michael Schuster, weshalb die beiden Unternehmen zusammenpassen und wie sich die Anforderungen an Outplacement-Beratungen gewandelt haben. 

Haufe Online-Redaktion: Frau König-Mühlenhoff, weshalb haben Sie für Ihr Unternehmen einen großen Partner gesucht?

Daniela König-Mühlenhoff: Das war eine strategische Entscheidung. Wir haben es als notwendig erkannt, dass wir einen Schritt in Richtung Ausbau machen müssen. Jahrelang sah unsere Strategie vor, nicht in Wachstum, sondern in die Beratungsqualität zu investieren. Wir haben aber auch gesehen, dass die Welt sich weiterentwickelt und dass Innovationen im IT-Bereich notwendig sind, um weiterhin eine relevante Rolle auf dem Markt spielen zu können. Für einen Mittelständler ist es nicht ansatzweise möglich, diese Weiterentwicklungsschritte aus eigener Kraft zu stemmen. Deswegen haben wir uns bewusst nach einem großen Player umgeschaut.

Traditionelle Beratungserfahrung kombiniert mit Innovationskraft

Haufe Online-Redaktion: Herr Schuster, wie passen die beiden Unternehmen Mühlenhoff + Partner und Randstad Risesmart zusammen – eine Outplacement-Beratung mit hoher Reputation auf dem deutschen Markt und ein global Player?

Michael Schuster: Aus meiner Sicht passen wir großartig zusammen. Es gibt vieles, was beide Unternehmen verbindet. Beide stehen für hohe Qualität, Kundenzufriedenheit und Empathie in ihrem Beratungsumfeld. Für uns bringt Mühlenhoff viel Erfahrung und Know-how auf dem deutschen Markt mit, einen tollen Namen und eine hohe Reputation. Für mich macht das eine einzigartige Verbindung auf dem deutschen Markt aus. Wir kombinieren die traditionelle Beratungserfahrung aus dem Outplacement-Geschäft mit einer Innovationskraft, die für die Branche ein Stück weit richtungsweisend sein kann.

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Haufe Online-Redaktion: Wie international wird das neue Unternehmen Mühlenhoff by Randstad Risesmart sein?

Schuster: Zunächst ist es wichtig, dass wir unsere nationale Stärke und Präsenz ausspielen. Mühlenhoff hat acht Beratungsstandorte in Deutschland, die in die neue Gesellschaft mit aufgenommen werden. Über Randstad Deutschland sind wir zusätzlich an rund 500 Standorten kurzfristig lieferfähig, ohne dass wir lange nach Büroräumen suchen müssen. Wir können unmittelbar in der Nähe des Kunden sein. Aus einer Risesmart-Kundensicht bekommen wir eine noch stärkere Präsenz und Reputation in Deutschland, aus einer Mühlenhoff-Kundensicht besteht die Möglichkeit, auf ein internationales Netzwerk in mehr als 100 Ländern weltweit zuzugreifen.

König-Mühlenhoff: Wir haben eine langjährige Kooperation mit Randstad. Insofern kennen wir uns schon sehr gut und das Zusammenwachsen für beide Teile gestaltet sich einfacher, als es von außen aussehen mag. Dass wir Beratungssituationen auch international begleiten können, ist ein wichtiger Aspekt aus Mühlenhoff-Sicht. Denn der Bedarf unserer Kunden geht über den deutschen Markt hinaus. Es kamen immer wieder Anfragen, Beratungen auch in anderen Ländern auszuführen.

Die Nachfrage nach Outplacement steigt

Haufe Online-Redaktion: Wie viele Mitarbeiter waren für Mühlenhoff + Partner tätig? Wie viele davon werden für das neue Unternehmen weiterarbeiten?

König-Mühlenhoff: Zusammen mit den freien Mitarbeitern sind das etwa 100. Alle sind mit dabei und werden auch gebraucht, denn das Geschäft läuft weiter und entwickelt sich sehr gut. Wir haben eine Wachstumssituation und es gibt natürlich auch eine Zukunftsvorstellung.

Schuster: Die Akquisition ist ein Zeichen dafür, dass Outplacement ein strategisches Wachstumsfeld für die Randstad-Gruppe ist. Auf dieser Basis wollen wir Mühlenhoff als Marke erhalten und fortführen. Durch die Pandemie und die Auswirkungen der Wirtschaft erwarten wir große Wachstumschancen für unsere Branche und unsere Dienstleistungen.

Im März gab es zunächst eine Art Schockstarre, aber nach etwa sechs bis acht Wochen stiegen die Aufträge stark an." - Daniela König-Mühlenhoff zur Nachfrage nach Outplacement-Dienstleistungen


Haufe Online-Redaktion: Wie stark sind Outplacement-Dienstleistungen in der aktuellen Situation nachgefragt? Hat sich der Bedarf der Unternehmen seit März 2020 spürbar erhöht?

König-Mühlenhoff: Im März gab es zunächst eine Art Schockstarre, aber nach etwa sechs bis acht Wochen stiegen die Aufträge stark an. Im Juni/Juli begannen die Unternehmen zu handeln.

Schuster: Die Verlängerung der Kurzarbeit führt dazu, dass die akute Not, Personal abbauen zu müssen, noch nicht so stark gegeben ist. Sie gibt den Unternehmen Zeit, mit Sorgfalt die notwendigen Maßnahmen zu planen. Insofern ist diese Regelung sehr gut und richtig. Aber wir sehen deutlich, dass vielfach umfangreiche Maßnahmen in Planung sind, und rechnen damit, dass die Nachfrage 2021 nochmals deutlich zunehmen wird. Wir merken aber auch, dass es nicht um reinen Abbau geht, sondern um einen Umbau.

Die Pandemie als Beschleuniger für den Umbau 

Haufe Online-Redaktion: Das heißt, dass sich nicht nur die Folgen der Pandemie, sondern auch die des notwendigen digitalen Wandels und neuer Berufsprofile in den Unternehmen bemerkbar machen?

Schuster: Die Pandemie ist ein Beschleuniger, gerade in bestimmten Branchen wie Automobil, Finanzdienstleistung oder dem stationären Handel. Hier war vorher schon absehbar, dass strukturelle Veränderungen notwendig werden. Die Pandemie sorgt nun dafür, dass diese Veränderungen mit einer größeren Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit umgesetzt werden müssen. Hierbei stellen wir fest, dass die Konzepte von gestern nicht mehr die notwendigen Antworten geben können. Deshalb ist ein Umdenken gefragt – vom reinen anlassbezogenen klassischen Restrukturierungsansatz zu einem nachhaltigeren Umbau, bei dem es darum geht, Berufsprofile weiterzuentwickeln, zukunftsfähig zu machen und Wege zur Veränderung innerhalb der Organisation aufzuzeigen. Gleichzeitig vor dem Hintergrund, Personalabbau umzusetzen.

Die Unternehmen verfügen über viele Kompetenzen, aber wissen zu wenig über ihre Mitarbeiter." - Michael Schuster, Geschäftsführer von Mühlenhoff by Randstad @RiseSmart


Haufe Online-Redaktion: Welche neuen Formen von Outplacement etablieren sich heute?

König-Mühlenhoff: Die ursprüngliche Aufgabe von Outplacement ist, den einzelnen Mitarbeiter in seiner Lebenssituation und mit seinen persönlichen Kompetenzen richtig zu positionieren. Das findet weiterhin statt. Heute geht die Tendenz zunehmend dahin, dass große Unternehmen auf Outplacement-Gesellschaften zukommen und das komplette Know-how der Positionierung in Anspruch nehmen. Wir haben zwei Arten von Kundenaufträgen: den einzelnen Mitarbeiter, um dessen Existenz es geht, und eine komplette Organisation, die einen Umbau anstrebt.

Schuster: Im Bereich Automotive geht es zum Beispiel darum, einerseits ein Stück weit Personalabbau zu betreiben und andererseits neue Kompetenzen zu etablieren und auszubauen. Die Unternehmen verfügen über viele Kompetenzen, aber wissen zu wenig über ihre Mitarbeiter. Es gilt einen internen Transfer zu leisten, Veränderungsbereitschaft bei Mitarbeitern zu erzeugen, Transparenz zu schaffen und die Unternehmen zu befähigen, die benötigten Veränderungen anzugehen. Oftmals greifen die isolierten Bausteine und Maßnahmen in den Unternehmen nicht gut ineinander, sodass die Firmen nach externer Unterstützung suchen. Eine Plattform, die diese Schritte von interner Karriereentwicklung, Mobilität und auch Outplacement miteinander verbindet und Steuerungsmöglichkeiten für die Organisation und den einzelnen Mitarbeiter schafft, stößt auf große Resonanz bei den Unternehmen.

Outplacement-Beratung funktioniert auch virtuell

Haufe Online-Redaktion: Wie virtuell kann Outplacement heute durchgeführt werden? Wie kann das benötigte Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, wenn die Personen sich nicht persönlich gegenübersitzen?

König-Mühlenhoff: Das ist in der Theorie problematischer als es sich tatsächlich in der Praxis darstellt. Die emotionale Akzeptanz, über Video-Calls zu kommunizieren und das Gegenüber auch in seinen Privatbereich hineinzulassen, ist seit Beginn der Corona-Pandemie gegeben. Der Gesprächspartner sieht die Wohnung, sieht, dass Kinder durchs Bild laufen. Die Empfindlichkeiten, wie viele Einsichten man gewährt, haben sich komplett verschoben. Man begegnet sich eher von Mensch zu Mensch und nicht in der reinen Rollenbezogenheit. Videokommunikation lässt zu, dass die Gesprächsteilnehmer emotional offener werden und schneller Vertrauen fassen als am Telefon. Wir haben zum Beispiel sofort bei unseren laufenden Beratungen auf Video umgeschaltet. Wir hatten keine Probleme in der Umstellung von rein persönlichen Treffen hin zu Videodialog und jetzt Plattform-Arbeit.


Daniela König-Mühlenhoff und Michael Schuster sind die Geschäftsführer der neuen Talent-Mobility- und Outplacement-Beratungsgesellschaft Mühlenhoff by Randstad Risesmart.


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