Gewinner HR Innovation Award 2023

Mit dem HR Innovation Award werden auf der Zukunft Personal Europe Anbieter prämiert, die durch frische Ideen und neue Technologien wichtige Impulse für HR liefern. Das Personal­magazin stellt die Preisträger in den fünf Kategorien vor. 

Die Preisverleihung des HR Innovation Awards erfolgte am ersten Messetag auf der Zukunft Personal Europe in Köln. Die beiden Juryvorsitzenden führten durchs Programm, geehrt wurden sowohl die Nominierten wie auch die Gewinner. Darunter befanden sich Grownups und Startups, die seit 2021 nicht mehr getrennt bewertet werden. Und die Gewinner sind:

Mit der Guudcard nachhaltig handeln

Das Startup Guud GmbH ist seit 2021 aktiv und will zu einem verantwortungsbewussten Konsum inspirieren – mit Gutscheinen und einer Sachbezugskarte, die ausschließlich in nachhaltigen Geschäften funktionieren. 

Heute wünschen sich viele Menschen, nachhaltiger zu arbeiten und zu leben. Danach zu handeln, fällt ihnen ungleich schwerer. Auch Unternehmen stecken in diesem Dilemma: Sie wollen zu einer besseren Welt beitragen – nicht nur, weil dies für viele ihrer Kunden und Bewerbenden wichtig ist. Nur fragen sie sich ebenfalls, wie sie Nachhaltigkeit realisieren. Für genau diese Unternehmen wurde die Guudcard entwickelt. Sie unterstützt den nachhaltigen Konsum und verantwortliches Handeln – schnell und einfach. 

Die Guudcard ist eine Sachbezugskarte, die es in vielen Unternehmen seit Jahren gibt. Wie der Name aufzeigt, hat sie einen Sachbezug, ist also zweckgebunden. Das interessante an diesen Karten: Sie sind bis zu 50 Euro pro Monat steuerfrei, sowohl für Unternehmen als auch die Mitarbeitenden. Allein in Deutschland macht dieser Steuervorteil insgesamt monatlich etwa zwei Milliarden Euro aus. Das brachte die beiden Gründerinnen von Guud, Alina Friedrichs und Susanna Mur, auf die Idee, diese steuerfreien 50 Euro in nachhaltige Orte zu leiten.

So ist die Guudcard ausschließlich für nachhaltige Orte freigeschaltet, etwa Bioläden, vegetarische Restaurants, Fahrradhändler, inhabergeführte Buchläden, Kulturbetriebe und ÖPNV-Betreiber. Alle Orte sind auf 30 ESG-Kriterien geprüft. "Dafür kooperieren wir mit einer Genossenschaft, die gemeinsam mit einem Expertenkreis die Kriterien entwickelt hat. Unabhängigkeit und Transparenz sind uns hier sehr wichtig", erläutert Co-Founderin Susanna Mur. 

Nachhaltige Orte entdecken und nutzen

In Deutschland sind bereits über 10.000 geprüfte nachhaltige Geschäfte und Initiativen aus allen Lebensbereichen mit dabei. Auf diese Weise können die Mitarbeitenden nachhaltige Geschäfte in ihrer Region entdecken: "Das schafft ein win-win-win für Unternehmen, ihre Mitarbeitenden und die Orte, die auf der Karte vertreten sind", sagt sie. 

Die meisten der Firmen, die die Guudcard eingeführt haben, nutzen sie als eine Art Gehaltserhöhung: "Wenn wir es durchrechnen, sind die 600 Euro netto, die die Mitarbeitenden dadurch jährlich steuerfrei erhalten, so viel wie eine steuer- und sozialversicherungspflichtige Gehaltserhöhung von 1.400 Euro", stellt Susanna Mur fest. Das heißt, Unternehmen sparen damit bis zu 800 Euro im Jahr ein. Doch trotz der monetären Vorteile gehe es vielen Arbeitgebern vor allem darum, ihren Beschäftigten etwas Gutes zu tun und zugleich nachhaltig zu agieren. Gerade für junge Menschen sei das ein immer wichtigerer Faktor bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber, sagt Susanna Mur. 

Aufgrund der hohen Nachfrage hat das Münchner Startup mittlerweile auch einen Guudschein eingeführt. Er wird von Unternehmen eingesetzt, um den Beschäftigten zu besonderen Anlässen etwas Nachhaltiges zu schenken. Hier beläuft sich die Summe auf 60 Euro, die sich bei vielen nachhaltigen Online-Shops einlösen oder auch spenden lässt. 

Nachhaltigkeit vorleben

Das Startup setzt auf Inspiration und Engagement, um den Effekt der Sachbezugskarte bei den Beschäftigten zu verankern. Dazu gehört beispielsweise ein Newsletter zu nachhaltigen Orten und Konsum sowie die Möglichkeit für die Nutzerinnen und Nutzer, Orte vorzuschlagen und so die Guudcard aktiv mitzugestalten. Zudem lebt das Startup Nachhaltigkeit selbst vor: "Wir bauen unser eigenes Unternehmen nach dem Prinzip des Verantwortungseigentums auf. Impact geht bei uns vor Profit", betont Susanna Mur.      

Derzeit setzen gut 100 Unternehmen die Guudcard oder den Guudschein ein. Dabei reicht das Spektrum von Nachhaltigkeitspionieren, wie Sono Motors oder Polarstern, bis hin zu den Finanzinstituten Pfandbriefbank und der DZ Bank. "Wir sehen, dass die Guudcard für Unternehmen aus allen Bereichen relevant ist – von kleinen, total nachhaltigen Unternehmen bis hin zu größeren, die sich gerade auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit machen und dazu die Guudcard als eine Maßnahme einführen", so Susanna Mur.

Die Mitarbeitenden werden aktiv

Im Vorfeld hatten einige Unternehmen befürchtet, dass ihre Mitarbeitenden die Guudcard als bevormundend erleben würden. Doch das hätte sich nicht bewahrheitet. Susanna Mur nimmt eher das Gegenteil wahr: "Die Mitarbeitenden freuen sich über das Engagement ihres Arbeitgebers und schlagen uns selbst immer häufiger neue Orte für die Landkarte vor." Denn viele sensibilisiere die Karte, ihre Region neu zu erkunden und so bewusster zu leben. "Die Guudcard ist ein Anstoß, sich neu mit der Umgebung und den nachhaltigen Optionen auseinanderzusetzen und vielleicht auch mal was Neues auszuprobieren", sagt Susanna Mur: "Sie ist einfach wesentlich mehr als nur eine weitere Kreditkarte im Geldbeutel".

Ob es künftig weitere Lösungen gibt, lässt Susanna Mur offen. Man habe viele Ideen, wie Unternehmen Nachhaltigkeit an ihre Belegschaft weiter vermitteln können. Was genau umgesetzt wird, hänge aber vor allem davon ab, welche weiteren nachhaltigen Lösungen sich die Kunden wünschen.


Das ganze Unter­­nehmen in der Flip-App

Das Startup Flip GmbH wurde 2018 gegründet und hat das Ziel, diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitar­bei­ter, die an der Frontline arbeiten, zu infor­mieren und untereinander zu vernetzen. 

Wer im Büro am PC arbeitet, kann nur schwer nachvollziehen, wie der Alltag von operativ Beschäftigten aussieht – von Altenpflegern bis Kassiererinnen, von Arbeitern am Fließband bis Bedienungen in der Gastronomie. Sie arbeiten häufig in Schichtdiensten und sind an der Frontline tätig. Für sie, die 80 Prozent aller Beschäftigten weltweit stellen, fand Corona nicht im Homeoffice statt. Für sie gab es keine New-Work-Initiativen, sondern sie machten und machen ihren Job wie bisher weiter. Nach wie vor sind sie dabei meist völlig abgeschnitten von den digitalen Kommunikationskanälen ihres Unternehmens. 

Eine Mitarbeiter-App der Flip GmbH ermöglicht es Unternehmen nun, ihre operativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter digital zu erreichen – ganz einfach über ihr privates Smartphone, auf das sie sich die App herunterladen. Binnen weniger Sekunden und nach nur zwei Klicks erhalten sie dann neue Nachrichten aus ihrem Unternehmen oder greifen direkt auf die für sie relevanten Unternehmensprozesse zu. Das alles findet unter hohen Sicherheitsmaßnahmen statt, die je nach Unternehmen variieren und eine Zwei-Faktoren-Authentifizierung beinhalten. 

Kommunikation als erster Schritt der App

Gestartet ist die Flip-App mit Anwendungen rund um die Unternehmenskommunikation. Um ihre operativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erreichen, kommunizieren die meisten Betriebe nach wie vor über die Aushänge an Schwarzen Brettern oder die gute alte Mitarbeiterzeitung. Das verändert sich über die App von Grund auf: Jetzt informiert das Unternehmen seine operativ Beschäftigten digital über Push-Nachrichten, sobald die App auf ihr Smartphone geladen ist.  

Das Ganze läuft schnell und direkt: "Mit unserer Mitarbeiter-App können unsere Kunden Videobotschaften erstmals mit allen Beschäftigten teilen. Gleichzeitig haben sich die Kommunikationswege verändert. Jetzt können auch operative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Themen und Feedback nach oben spielen", sagt Regina Craja, Leiterin Corporate Communications bei der Flip GmbH. Dabei habe Corona der App einen großen Schub gegeben: "Denn Unternehmen mussten ihre Regelungen rund um Corona schnell und direkt an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommunizieren."

Zudem können sich die Beschäftigten über die in der App integrierten Chats untereinander austauschen. Das beschleunige Prozesse, da die Mitarbeitenden Dinge jetzt direkt lösen: "Die App ist zu einem Arbeitstool geworden. Wer Fragen hat, stellt sie in den Chat und die richtigen Akteure antworten", so Regina Craja.

Digitale Schichtplanung

Jenseits der kommunikativen Anwendungen hat die Mitarbeiter-App von Flip weitere Felder erschlossen und bildet nun auch Unternehmensprozesse und Selfservices digital ab. So können Mitarbeitende ihren Urlaub beantragen, Krankmeldungen versenden und die eigene Lohnabrechnung einsehen. Zudem sind die Zeiten, in denen die Schichten mit Stift und Papier geplant wurden, passé. Denn auch die Schicht lässt sich digital planen, ohne dass alle anwesend sein müssen. Das alles vereinfacht den Arbeitsalltag der operativ Beschäftigten. 

Alles Wissenswerte aus der Organisation, wie Trainings, Onboarding-Videos oder Dokumentationen, ist ebenfalls in der App abgelegt: "Wir digitalisieren alle Schnittstellen der Frontline-Beschäftigten mit ihrer Organisation. Da sie nun das gesamte Unternehmen in ihrer Hosentasche haben, können sie selbstbestimmter und effizienter arbeiten," resümiert Regina Craja. 

Die Flip-App ist wie ein Baukasten aufgebaut. Jedes Unternehmen entscheidet selbst, wie es die App auf seine Bedürfnisse modular zuschneidet. Technisch ist die App in die vorhandene IT-Infrastruktur der Unternehmen integriert. Dafür gibt es auf der Plattform Schnittstellen zu den internen HR-Systemen, wie SAP oder Workday. Zudem können Kunden auf der Flip-Plattform eigene Lösungen entwickeln und in die App integrieren. 

Benutzeroberfläche ist "Social-Media-like"

Wie die Benutzeroberfläche der App aussehen soll, wird während der Implementierung entschieden. Die Mitarbeitenden selbst können die Ansicht nicht verändern. Aber sie bekommen auf ihrem Smartphone nur die Daten angezeigt, die für sie oder ihr Team relevant sind, zum Beispiel den aktuellen Schichtplan. Wichtig sei auf jeden Fall, dass die Benutzeroberfläche intuitiv und einfach ist, so Regina Craja: "Die App muss sofort verstanden werden, sonst ist sie gleich durch: Wir haben sie daher von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus gedacht und sie Social-Media-like gestaltet."

Dass die App wirkt, zeigen die bei den Anwenderfirmen erhobenen Daten. Bei Europart, einem Großhändler für Fahrzeugersatzteile, ist die Mitarbeiterbindung beispielsweise innerhalb von einem Jahr um 25 Prozent gestiegen. In die Kommunikation integriert zu sein, bindet sie besser, die Fluktuation sinkt. Zudem sparen die Unternehmen Zeit und Geld, da die App unnötige Wege vermeidet und mithilft, Themen schneller zu lösen.  

Auf einen weiteren Aspekt weist Regina Craja hin: Operativ Beschäftigte seien aufgrund ihrer Tätigkeiten kaum in New Work einbezogen. Die App helfe ihnen, dass auch sie an einem neuen Arbeiten teilnehmen könnten: "Sie wollen genauso in die digitale Welt einbezogen und nicht abgehängt werden", sagt sie. Dass die App den Nerv vieler Unternehmen trifft, zeigt ein Blick auf die Kundenliste, auf der unter anderem Porsche, Bosch, Mahle, Rewe, McDonald‘s oder Rossmann stehen. Kein Wunder, dass Flip binnen drei Jahren von 20 auf 160 Mitarbeitende gewachsen ist.


Onyo sorgt für gesundes Arbeiten im Homeoffice

Die Onyo GmbH wurde 2021 gegründet und setzt sich für Ergonomie im heimischen Büro ein. Das bewerkstelligt das Startup unter anderem über Büromöbel "as a service" und über Content zu gesunder Heimarbeit.

Wer im Homeoffice arbeiten wollte, musste diesen Wunsch bis ins Jahr 2020 hinein gut begründen. Denn das Home­office war eher verpönt denn gewünscht – bis die Coronapandemie die Arbeitswelt vor völlig neue Herausforderungen stellte. Innerhalb weniger Tage wurde das eigene Zuhause zum neuen Arbeitsdomizil vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allerdings waren die allermeisten Menschen nicht darauf vorbereitet, was die Ausstattung der heimischen Büros betraf. Homeoffice hieß, schlecht beleuchtet mit normalen Stühlen am Küchen- oder Esstisch zu sitzen. Ergonomisches Arbeiten sieht anders aus. Kein Wunder, dass im Jahr 2020 laut der DAK-Krankenkasse die Zahl der Krankheitstage wegen Rückenschmerzen deutlich gestiegen ist.

Diese Ausgangslage veranlasste die Onyo GmbH, eine ganzheitliche Lösung für ein gesundes und sicheres Home­office aufzusetzen. Dazu entwickelte das Startup zuerst eine Plattform, die einem Zweck diente: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihrer Kunden schnell mit den notwendigen Gegenständen für ihre Heimarbeit auszustatten, wie einem verstellbaren Schreibtisch, einem ergonomischen Stuhl und weiterem Equipment für ein gesundes Arbeiten.

Auf der Plattform sind seither 20 Hersteller von Büromöbeln mit über 3.000 Produkten vertreten, führt Katja Gadalla aus, die das Marketing und die PR des Startups verantwortet: "Was früher HR, Office Manager und Einkauf mehrere Wochen kostete, erledigt unsere Plattform in wenigen Minuten. Denn sie verbindet alle Stakeholder und vereinfacht den Prozess erheblich." Die von den Mitarbeitenden ausgesuchten Möbel werden von den Kundenunternehmen geleast und das Startup sorgt dann dafür, dass sie direkt im Homeoffice ankommen.

Abwicklung der gesamten Logistik

Welches Leasing-Budget für die Mitarbeitenden bereitsteht und welche Möbel in das Portfolio aufgenommen werden, legt jedes Unternehmen selbst fest. Danach suchen die Beschäftigten ihre Möbel eigenständig aus. Die HR-Verantwortlichen des Unternehmens geben den Auftrag mit einem Mausklick frei. Alles weitere übernimmt Onyo und koordiniert sowohl die Lieferung als auch die Installation des Equipments: "Wir wickeln über unsere Plattform die gesamte Logistik ab. Unsere Kunden müssen sich um nichts mehr kümmern", beschreibt Katja Gadalla den Prozess. 

In einem zweiten Schritt werden die rechtlichen Anforderungen abgeklärt. Denn auch im Homeoffice müssen Unternehmen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeitenden gesund und sicher arbeiten. Es gibt 35 Vorschriften zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit beim mobilen Arbeiten. Um diese zu erfüllen, führt Onyo für jedes Homeoffice eine virtuelle Gefährdungsbeurteilung durch. 

Anhand eines von Experten entwickelten Fragebogens wird geprüft, ob der Heimarbeitsplatz sicher ist und dass gesundheitliche Aspekte berücksichtigt sind: "Wir werten den Fragebogen aus, beurteilen und dokumentieren die Ergebnisse. Danach geben wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Tipps, was sie ändern sollten", so Katja Gadalla. Natürlich müssten die Unternehmen nachhaken, ob sie die Tipps realisiert haben. In jedem Fall sorge die virtuelle Gefährdungsbeurteilung dafür, dass Office Manager nicht mehr jeden Arbeitsplatz vor Ort inspizieren müssten. 

Online Sessions und Trainings zum Wohlbefinden 

Um das eigene Wohlbefinden geht es im dritten Baustein. Hierfür stellt das Start­up Content zu vielen Themen bereit – von einer gesunden Ernährung über Bildschirmpausen und Work-Life-Balance bis hin zu gezielten Sportübungen. Zusätzlich gibt es auch die Option, Eins-zu-Eins-Sessions mit Fachleuten zu bestimmten Themen zu buchen oder an 15-minütigen Round Tables teilzunehmen. Zudem können die Beschäftigten an Online-Sessions für Rückenübungen oder geführte Meditationen teilnehmen. Diese Angebote bezahlt das Unternehmen, vorausgesetzt, es hat diesen Baustein gebucht.

Der vierte Baustein wendet sich an diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neben dem Homeoffice weiter auch im klassischen Büro präsent sind. Er ermöglicht es ihnen, vorab einen bestimmten Arbeitsplatz im Büro online zu buchen, um zum Beispiel direkt beim eigenen Team zu sitzen.

Hybrides Arbeiten in Homeoffice und im Büro 

Bisher, so Katja Gadalla, nutzen die Unternehmen vor allem den Baustein der Ausstattung der Homeoffices mit Möbeln as-a-Service: "Damit steigen sie in aller Regel ein, denn es ist ihnen am wichtigsten, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund arbeiten und die Risiken von Rückenbeschwerden minimieren." Darüber hinaus suche sich jedes Unternehmen aus, was es sonst noch benötige und was in den zur Verfügung stehenden Budgetrahmen passe.
"Es geht nicht in erster Linie darum, Bürokosten zu sparen. Vielmehr wollen unsere Kunden ihre Mitarbeitenden mit einem gut ausgestatteten Homeoffice binden und für Stellensuchende attraktiv sein. Dabei hilft ihnen unser Service, ohne viel Ressourcen zu binden", bringt sie den Nutzen der Plattform auf den Punkt. Mit einem professionellen Arbeitsplatz im Homeoffice verbessere sich gleichzeitig die Produktivität und Gesundheit der Beschäftigten. 

Die Krankmeldungen reduzieren

Allein durch höhenverstellbare Arbeitstische reduziert sich die Anzahl der Krankmeldungen aufgrund muskuloskelettaler Beschwerden um bis zu 50 Prozent, fand das IPA Fraunhofer Institut 2019 heraus. Zudem erhöht eine bessere Ergonomie am Arbeitsplatz die Produktivität im Durchschnitt um 25 Prozent. 

Noch ist einiges zu tun, damit Menschen im Homeoffice gesünder arbeiten. Mit dem bisher Erreichten ist das Startup gleichwohl zufrieden: "Wir haben Kunden aus verschiedenen Bereichen und arbeiten mit allen Größen zusammen", bilanziert Katja Gadalla. Natürlich gebe es noch jede Menge Luft nach oben, damit die 30 bis 50 Prozent aller Beschäftigten weltweit, die heute remote arbeiten, dies künftig noch gesünder tun.


Attensi macht die Arbeit spielerisch erlebbar

Die Attensi GmbH, Anbieter einer digitalen Trainingsplattform, nutzt Gamification, um E-Learning attraktiver zu gestalten. In inter­aktiven 3D-Szenarien trainieren die Mitarbeitenden authentische Arbeitssituationen. 

Dass wir in der heutigen Arbeitswelt ständig lernen müssen, ist uns bewusst. Doch welche Lernformen sind am besten geeignet, um unser Wissen mit den schnelllebigen Märkten zu synchronisieren?  Zwar dankt das analoge Lernen langsam ab. Aber viele digitale Lernprogramme sind noch nicht so gut gestaltet, dass sie wirklich zünden. Die Abbruchraten sind hoch. Zudem scheint es schwierig zu sein, das digital Gelernte in die analoge Praxis zu transferieren. 

Deshalb setzt die Attensi GmbH beim Thema Training und Weiterbildung neu an und verbindet E-Learning mit Gamification-Elementen: "Computerspiele sind gut darin, Menschen reinzuholen und zu begeistern. Ihre Belohnungssysteme fördern die intrinsische Motivation von Mitarbeitenden und erhöhen so den Lerneffekt. Daher wenden wir ihre Mechanismen auf digitale Trainings an", erklärt Felix Doepke, Leiter der deutschen Niederlassung. 

Für die Schulungen bildet die Plattform den Arbeitsalltag der Lernenden in einer 3D-Umgebung ab und bindet darin die inhaltlichen Anforderungen der Firmen an das Training ein: "Wir simulieren für das Lernen realistische und interaktive 3D-Szenarien aus dem Alltag der Lernenden in ihrer vertrauten Arbeitsumgebung", sagt Felix Doepke. So lasse sich die Kluft zwischen Lernen und realer Welt gut überbrücken. 

Die Kluft zwischen Lernen und Arbeitswelt überbrücken

Aber der Anbieter setzt nicht nur Spieltechnologien ein, sondern nutzt auch Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, immersive Simulationen und Avatare. Während sie trainieren, erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt Feedback, das ihnen hilft, sich zu verbessern, und das zudem mit Belohnungen gekoppelt ist. 

In aller Regel schneidern die Beraterinnen und Berater von Attensi die ersten Trainings für ihre Kunden nach Maß. Während sie die virtuellen Umgebungen designen, liefern die Kundenfirmen den inhaltlichen Input zu den gewünschten Lernzielen – beispielsweise Dialoge mit schwierigen Auftraggebern, die auf spielerische Weise in die Schulungen integriert sind: "Wir gehen dabei iterativ vor, entwickeln erste Module und der Kunde spiegelt uns dann, ob die Tonalität und das Setting passen. Das fließt dann in das weitere Projekt ein", skizziert Felix Doepke den Prozess. 

Verschiedene Trainingsprodukte 

Die Plattform lässt sich in bestehende Lern-Management-Systeme einbinden und unterstützt alle digitalen Endgeräte. Eines der Schulungspakete ist im Sinne von "mobile first" vor allem für Smartphones und Tablets konfiguriert, um möglichst viele Mitarbeitende zu erreichen. Das Paket "Skills" konzentriert sich auf klar umrissene Fachgebiete, seien es konkrete Fertigkeiten oder Sicherheits- und Compliance-Themen. Auf IT-Systemtrainings ist das Paket "Process" fokussiert. Idealerweise lernen die Mitarbeitenden neue Anforderungen und Werkzeuge auf demselben Gerät, das sie auch in ihrem Alltag nutzen, um möglichst realitätsnah zu sein. 

"Behaviour" ist die Bezeichnung des umfangreichsten Pakets. Es dient zum Beispiel dazu, das Verhalten von Verkäuferinnen und Verkäufern in einer 3D-Welt zu trainieren. Diese bildet den Verkaufsraum virtuell ab, sodass sie lernen, in welchen Bereichen der Räume sie oft Kunden antreffen. Der Baustein "Portal" ist ein kompaktes Lernmanagementsystem, das Lernpfade für Mitarbeitende abbildet oder browserbasierte Spiele ermöglicht. Zudem können die Kundenunternehmen über den "No Code Tool Creator" eigene Trainingsmodule für ihre individuellen Bedarfe erstellen. 

In kleinen Häppchen lernen

Grundsätzlich gilt für alle Trainingspakete, dass sie sich aus kleinen Modulen zusammensetzen: "Lernende können grundsätzlich nur eine begrenzte Kapazität ihres Arbeitsgedächtnisses nutzen. Ist dieses durch zu viele Inhalte überlastet, läuft Lernen weniger effektiv ab", erläutert Felix Doepke. Die Module sind daher auf eine kurze Spielzeit – meist drei bis vier Minuten – begrenzt und inhaltlich komprimiert. So müssten die Beschäftigten ihren Arbeitsalltag nicht für längere Zeit unterbrechen. 

Im ersten Projekt mit neuen Kunden erstellt Attensi ein Trainingsprogramm, das sich auf rund zehn Module beschränkt. Danach bauen viele Unternehmen die Trainings selbst weiter aus. Um alle Module erstmalig durchzuspielen, benötigen die Lernenden zwischen 30 bis 45 Minuten. Und sie brauchen meist mehrere Durchläufe, um die notwendige Punktzahl für das Zertifikat zu erhalten: "Wir wollen sie absichtlich in schwierige Situationen bringen, damit sie Fehler machen und dazu direktes Feedback erhalten. Das erhöht die Intensität, mit der Lernende das Programm spielen und somit auch ihre Lerneffekte", so Felix Doepke.  

Spaß und Erfolg beim Training

Die Ergebnisse, die Unternehmen mit dieser Form des Lernens erzielen, sprechen für sich: Oft schließen über 90 Prozent der Teilnehmenden die Module ab und 85 Prozent melden zurück, dass ihnen die Art des Trainings gefallen hat. Zudem zeigen die Daten, dass die Trainierten die identifizierten Wissenslücken zwischen dem ersten und dem letzten Durchgang signifikant schließen. Und eigene Studien von Attensi haben ergeben, dass sich auch die reale Welt durch die Schulungen verändert: "So wollten mehrere Kunden in ihrem Vertrieb die durchschnittliche Einkaufskorbgröße steigern. Die Filialen, die unsere Trainings abschlossen, erzielten anschließend bessere Ergebnisse als Filialen, die sie nicht beendet hatten", bilanziert der Leiter der deutschen Attensi-Niederlassung.

Zum weltweiten Kundenstamm gehören mittlerweile zahlreiche bekannte Arbeitgeber, etwa Bosch Siemens Hausgeräte, Boehringer Ingelheim, Mercedes-Benz, und Zurich Insurance oder BCG. Und das Interesse an der Plattform steigt weiter. Derzeit wächst der Lizenzumsatz pro Jahr um knapp 50 Prozent weltweit. Inhaltlich will man sich künftig noch stärker Virtual-Reality-Lösungen in seine Plattform einbinden. Gerade für Trainings, in denen Emotionen wichtig sind, bieten sie vielfältige Optionen, so Felix Doepke.


Jomigo, ein etwas anderer Recruiting-Marktplatz

Die 2020 gegründete Jomigo GmbH will die dringendsten Vakanzen in kürzester Zeit besetzen – durch eine kuratierte Community von spezia­lisierten Freelancern, durch intelligentes Matching und objektive Performance-Daten.

Eines hat der Fachkräftemangel immerhin bewegt: Es entstehen neue Ansätze rund um das Recruiting. So setzen viele Unternehmen intern neue Prozesse auf, setzen mehr auf Active Sourcing und nutzen erste KI-Ansätze. Auch jenseits der Unternehmenswelten entstehen neue Plattformen, die das Recruiting innovativer gestalten. Dazu zählt Jomigo, ein neuer Recruiting-Marktplatz, der das Headhunting verändern will und sich auf Vakanzen in den zentralen Digitalisierungsfeldern Marketing, Sales und Tech/IT fokussiert.

Die Plattform verbindet mitarbeitersuchende Unternehmen mit geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten – allerdings nicht direkt, sondern über ein Netzwerk freiberuflicher Recruiterinnen und Recruiter, die auf diese drei Felder spezialisiert sind und über ein breites Netzwerk verfügen. Meldet sich ein Unternehmen mit Personalbedarf, sucht die Plattform die am besten geeigneten Freelancer aus, die das Startup Talent Scouts nennt.

Das Performance Level gibt den Ausschlag

Bei diesem Matching bezieht die Plattform verschiedene Kriterien ein: Natürlich müssen die Talent Scouts das Fachgebiet der Stellenausschreibung  kennen. Zudem bewertet das Matching die bisherigen Leistungen der Talent Scouts: "Anschließend wählen wir die Recruiterinnen und Recruiter aus, die für diese Kandidatensuche den höchsten Score erzielen", sagt Tobias Grieb, der das Unternehmen gemeinsam mit Jonathan Muhr und Jannis Eller gründete. Im Schnitt aktiviert Jomigo drei Talent Scouts pro Jobsuche und achtet darauf, dass sie ein breites Recruiting-Spektrum abdecken. "Unser Ansatz sorgt für eine hohe Qualität bei den Kandidatinnen und Kandidaten und beschleunigt gleichzeitig den Prozess bis zu ihrer Vorstellung bei den Kunden. Oft sind das nur wenige Tage", so Tobias Grieb.

Der Vorteil für Arbeitgeber: Die Talent Scouts greifen auf Netzwerke zu, die den Firmen meist verschlossen sind. Die Vermittlungsgebühr liegt im unteren 20-prozentigen Bereich, bezogen auf das Jahresgehalt der Kandidatinnen und Kandidaten. Auch das Gebührenmodell ist neu. Der Talent Scout, dessen Kandidatin oder Kandidat eingestellt wird, erhält den größten Anteil. Aber auch die anderen Talent Scouts können sich einen kleinen Anteil verdienen – vorausgesetzt, der Kunde hat mit der von ihnen vorgeschlagenen Person persönlich gesprochen. 

Transparenter Headhunting-Prozess 

Ohnehin sei der ganze Prozess für alle Beteiligten transparent, so Tobias Grieb: "Ein Talent Scout weiß immer um die Aktivität der anderen Talent Scouts und kann so die eigenen Aktivitäten entsprechend aussteuern: Lohnt es sich noch, weitere Personen vorzustellen oder sind andere Kandidatinnen oder Kandidaten bereits kurz davor, eingestellt zu werden?"

Darüber hinaus gilt: Je höher die Performance des Talent Scouts bewertet ist, desto öfter wird er eingesetzt und desto mehr Anteile der Vermittlungsprovision erhält er. Ähnlich gilt das für Unternehmen: "Wenn uns Unternehmen schnell Feedback geben und sich dadurch der Rekrutierungsprozess beschleunigt, erhalten sie einen Rabatt", so Tobias Grieb.

Automatisierte Prozesse sorgen für Effizienz

Die Prozesse rund um die Vakanz laufen über digitale Tools oder die Jomigo-Plattform und sind meist automatisiert. Das sorgt für effiziente Abläufe. Um die Kandidatensuche zwischen allen Beteiligten zu koordinieren, stellt das Startup für jeden Auftrag interne Recruiting Consultants ab. Parallel werden die Leistungsdaten aller Beteiligten wie Liefergeschwindigkeit und Kandidatenqualität gesammelt, verarbeitet und analysiert. Daraus errechnet sich ein Performance Level für jeden Talent Scout, das bei weiteren Recruiting-Aufträgen genutzt wird.

Das Startup fokussiert sich auf Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen Mitarbeiterzufriedenheit und legt hierfür unter anderem Bewertungen bei Glassdoor und Kununu zugrunde: "Wir wollen gerade diesen Unternehmen helfen, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Und umgekehrt Kandidatinnen und Kandidaten an Unternehmen vermitteln, bei denen sie auf eine gute Kultur treffen und dadurch länger bleiben", betont Tobias Grieb. Auch für die Reputation der Talent Scouts sei es hilfreich, wenn sie Kandidatinnen und Kandidaten an Unternehmen vermitteln, in denen sie sich wohlfühlen.

Bei der Kundenansprache setzt Jomigo nicht nur auf die Funktionalitäten der digitalen Plattform, sondern auch auf einen angenehmen menschlichen Umgang: "Es soll sich anders anfühlen, mit uns zu arbeiten. Persönlich und locker", sagt Tobias Grieb. Denn man wolle innovative Technologie mit einer hohen Qualität in der zwischenmenschlichen Zusammenarbeit verbinden und auch in der eigenen Unternehmenskultur leben.

Die Zukunft des Unternehmens sieht Thomas Grieb, der früher als Berater bei Kienbaum und der Boston Consulting Group in HR-Projekten unterwegs war, durchweg positiv. Im Zuge des globalen Trends hin zu mehr nebenberuflichen und selbstständigen Tätigkeiten rechnet er damit, dass die Zahl der digital agierenden Freelance-Recruiterinnen und -Recruiter weiter ansteigt. Dies werde sich positiv auf das eigene Geschäftsmodell auswirken. Bereits heute sind über 300 vorqualifizierte Talent Scouts im Pool, Tendenz steigend.

Dieser Beitrag ist erschienen in Personalmagazin Ausgabe 10/2023. Lesen Sie das gesamte Heft auch in der Personalmagazin-App.


Schlagworte zum Thema:  Award, Innovation