Frauenförderung: Auf der Führungsetage kaum Neues

Die Zahl weiblicher Chefs wächst langsamer als noch vor 15 Jahren, hat eine DIW-Studie ergeben. Doch nicht nur im Büro, auch zuhause gibt es demnach weiterhin Defizite in Sachen Gleichberechtigung: Auch an Frauen mit Führungsverantwortung bleibt meist die Hausarbeit hängen.   

Im Jahr 2013 waren der Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge 29 Prozent der leitenden Angestellten in der Privatwirtschaft Frauen – nur rund sieben Prozentpunkte mehr als im Jahr 2001. Der Abstand zwischen Ost, wo der Frauen-Anteil höher ist, und West wächst seit 2008 wieder.

Verheiratete Chefinnen sind am stärksten belastet

Haben sich Frauen beruflich emanzipiert und es in eine Führungsposition geschafft, bedeutet das jedoch noch lange nicht, dass auch ihre häuslichen Aufgaben gleichberechtigt verteilt werden: In Haushalten von Führungskräften lebten traditionelle Rollenverteilungen stärker fort als insgesamt, so ein weiteres Ergebnis der Studie.

"Insbesondere verheiratete Frauen in Führungspositionen übernehmen mehr Hausarbeit und Kinderbetreuung als ihre Männer", sagt Co-Studienautorin Anne Busch-Heizmann von der Uni Hamburg. Karriere-Frauen mit Kindern engagieren demnach auch häufiger Haushaltshilfen.

Darüber hinaus machen der Studie zufolge Frauen in Führungspositionen für ihre Karriere  privat mehr Abstriche als Männer: Sie sind demnach seltener verheiratet und haben seltener Kinder als Männer in vergleichbaren Positionen. 68 Prozent leben - mit oder ohne Trauschein - mit ihrem Partner zusammen, bei den Männern sind es 77 Prozent. 29 Prozent der Frauen haben Kinder bis 16 Jahre, bei den Männern sind es 37 Prozent.

Frauen finden nicht aus Teilzeitmodellen heraus

Eine aktuelle Allensbach-Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums bestätigt, dass für Frauen Familie und Karriere nach wie vor deutlich schwerer zu vereinbaren sind als für Männer. Demnach arbeiten bei 71 Prozent aller kinderlosen Paare beide Partner in Vollzeit. Bei den Paaren mit Kindern sind es nur 15 Prozent – vorwiegend, weil die Frauen nach der Geburt des ersten Kinds in Teilzeit arbeiten, so die Ergebnisse.

Die Krux dabei: Die große Mehrheit der Frauen mit Kind, die in Teilzeit arbeiten, finden aus der einmal etablierten Arbeitsteilung und damit aus ihrem Arbeitszeitmodell nicht mehr heraus. Ein knappes Fünftel der Frauen scheidet demnach sogar ganz aus dem Berufsleben aus.

Beruf ist vielen wichtig, die zu Hause bleiben

Dass sie das wohl häufig in Ermangelung besserer Alternativen tun, legt ein weiteres Ergebnis der Studie nahe: Danach erklärten 57 Prozent der nicht arbeitenden Mütter von Kindern unter sechs Jahren, Berufstätigkeit sei für sie "ziemlich wichtig".

Das hat laut Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig auch mit der immer noch nicht ausreichenden Flexibilität vieler Arbeitgeber zu tun. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack forderte: "Damit Mütter und Väter künftig gleichermaßen und partnerschaftlich Erwerbs- und Familienarbeit leisten können, muss die Arbeitszeit anders verteilt werden."

dpa
Schlagworte zum Thema:  Diversity, Mitarbeiterführung, Work Life Balance