Unzufriedene Azubis – das muss nicht sein

Nur noch knapp 70 Prozent der Azubis in Deutschland sind mit ihrer Ausbildung zufrieden, ermittelte der Ausbildungsreport 2019 des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). An der repräsentativen Befragung beteiligten sich 16.181 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen. Mit der diesjährigen Zufriedenheitsquote ist erstmals in der Geschichte der Studie die 70-Prozent-Marke unterschritten. Vor zehn Jahren lag der Wert noch bei knapp 76 Prozent.
Ausbildungsreport 2019: Die Ursachen für unzufriedene Azubis
Zu den Ursachen für die Unzufriedenheit zählen regelmäßige Überstunden, die für viele Auszubildende zum Alltag gehören: 36 Prozent müssen regelmäßig Überstunden leisten. Fast jeder achte Jugendliche unter 18 Jahren muss verbotenerweise mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten. Zwölf Prozent der Befragten gaben an, im Betrieb "immer" oder "häufig" ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben zu müssen. Mehr als ein Drittel der befragten Azubis hat keinen betrieblichen Ausbildungsplan. Etwa jeder zehnte Azubi ist mit der Qualität der Ausbildung im Betrieb nicht zufrieden.
Es gibt auch Ausbildungsberufe, die gut ankommen
Die Unzufriedenheit zeigt sich aber nicht in allen Berufen. Industriemechaniker, Zerspanungstechniker, Industriekaufleute, Elektroniker für Betriebstechnik und Verwaltungsfachangestellte bewerten ihre Ausbildungen durchaus gut. Die schlechtesten Bewertungen vergeben die Auszubildenden dieser Berufe: Zahnmedizinische Fachangestellte, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, Friseure, Hotelfachleute, Köche.
Dementsprechend verwundert es nicht, dass laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) die Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk die Liste der Ausbildungsberufe mit den am meisten unbesetzten Ausbildungsplätzen anführt (41 Prozent). Auch Fleischer, Bäcker, Restaurantfachleute und Fachleute für Systemgastronomie zählen zu den Top-Ten der Ausbildungsberufe mit den größten Besetzungsproblemen.
Wo Ausbildungsplätze besonders häufig unbesetzt bleiben
Insgesamt betrachtet hat das Handwerk die größten Besetzungsprobleme. Hier blieben bundesweit elf Prozent der Lehrstellen unbesetzt. Der Bereich Industrie und Handel verzeichnet zehn Prozent unbesetzte Ausbildungsplätze. In den freien Berufen waren 2018 sechs Prozent der Ausbildungsangebote ungenutzt. Im öffentlichen Dienst gab es lediglich zwei Prozent unbesetzte Ausbildungsstellen.
Doch nicht nur der Beruf, sondern auch die Region hat laut BIBB eine Auswirkung darauf, ob Ausbildungsstellen besetzt werden können. Während in den bayerischen Arbeitsagenturbezirken Passau, Schwandorf, Regensburg sowie in Greifswald, Schwerin, Bernburg, Potsdam und Jena mehr als 20 Prozent aller betrieblichen Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, waren es in Hannover, Nordhorn, Kassel und Dortmund noch nicht einmal drei Prozent.
Auszubildenden wird zu wenig digitales Know-how vermittelt
Wie der Ausbildungsreport des DGB weiter zeigt, sehen sich viele Auszubildende nur unzureichend auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet. Zwar geben rund 80 Prozent der Befragten an, dass Digitalisierung und Automatisierung in ihrer Ausbildung wichtig oder sehr wichtig sind. Aber nur 54 Prozent sehen sich während ihrer Ausbildung gezielt darauf vorbereitet, digitale Technologien auch zu nutzen. Enorme Unterschiede gibt es dabei zwischen großen und kleinen Betrieben: 70 Prozent der Azubis in Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern sagen, sie werden gut für digitale Technologien qualifiziert. In Betrieben mit fünf bis zehn Mitarbeitern treffen nur 45 Prozent der Befragten diese Aussage.
Nur ein gutes Drittel (35 Prozent) der Azubis beurteilt die digitale Ausstattung ihrer Berufsschule als sehr gut oder gut. Ein weiteres Drittel (33 Prozent) sieht sich durch den Berufsschulunterricht nur ausreichend oder mangelhaft auf den Umgang mit digitalen Medien und Technologien gerüstet.
Ausbildung kann digital und zukunftsgerichtet sein
Die technische Ausstattung von Berufsschulen ist auch ein Thema in Ausgabe 10/2019 des Personalmagazins. Das Schwerpunktthema "Ausbildung" zeigt auf, wie es um den Einsatz digitaler Medien in den Berufsschulen bestellt ist und leitet daraus Handlungsempfehlungen für eine zeitgemäße duale Ausbildung ab. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek schildert im Interview, welche Verbesserungen das neue Berufsbildungsgesetz bringen kann. Darüber hinaus machen Praxisbeispiele aus Unternehmen deutlich, dass Ausbildung auch zukunftsgerichtet, modern und motivierend sein kann.
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