Change Management: Wie viel Wandel im Job verträgt man?

Change ist kein Projekt mehr, sondern der neue Normalzustand. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Unternehmensorganisationen können diese Herausforderungen meistern, wenn sie dem Wandel positiv begegnen und ihn nutzen.

Die Ausnahmesituation, von der man im Frühjahr 2020 glaubte, in wenigen Monaten werde alles wieder wie früher sein, hält an und der Glaube an die "alte" Normalität schwindet allmählich. Die Pandemie ist ein andauernder Stresstest, ihre Auswirkungen auf den Menschen sind mal größer, mal kleiner. Diese Schwankungen, die ständige Ungewissheit über die sozialen und wirtschaftlichen Folgen stressen jede Unternehmensorganisation. Ist diese Unsicherheit die "neue" Normalität? Bleibt das jetzt so? Wie viel Wandel im Job verträgt der Mensch? Wie kann man, anstatt in den Überlebensmodus zu schalten, daran wachsen?

Corona macht Transformation zur Pflichtaufgabe

Die Sorge um den Arbeitsplatz, die Angst vor einer Rezession oder die Furcht, dass der Wohlstand verloren gehen könnte - das alles beherrscht gegenwärtig vermehrt die Gedanken. Gleichzeitig prägt es die Motivation, die Energie und den Tatendrang. Es ist eine belastende Situation, die neben dem beruflichen Kontext bei vielen Menschen auch Auswirkungen auf das Privatleben hat. Mit diesem Wissen und in der Annahme, dass Veränderungen im Grunde zum Normalzustand geworden sind, gilt es, die Zukunft zu gestalten. Mittlerweile leben wir in Zeiten, die so massiv vom Wandel geprägt sind, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Transformation zur Pflichtaufgabe geworden ist.

Vertrauen schaffen als Grundlage für Veränderungssituationen

Nun ist es aber zunächst einmal so, dass sich der Mensch von Natur aus ungern freiwillig verändert, sich an das Gewohnte klammert und daran festhalten mag. Die Angst vor dem Ungewissen ist oftmals größer als das Realisieren einer Chance daraus. Es geht also um die Bereitschaft, sich von vermeintlichen Sicherheiten zu verabschieden. Das wiederum gelingt am besten durch eine bewusste Einstellungsänderung, die auf Vertrauen gründet. Und Vertrauen baut sich am besten unter Menschen auf – von Angesicht zu Angesicht. Verantwortungsträger müssen sich dessen bewusst sein und nicht nur mit Fakten, sondern mit Emotionen auf die Veränderungssituation reagieren. Sonst passt der Emotionshaushalt beider Seiten nicht zusammen, die Inhalte kommen schlechter an. Darüber hinaus geht es aber auch um Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in einer Veränderungssituation – und die wächst mit jeder Situation, die man durchlebt und gemeistert hat.

Veränderungskommunikation braucht keine Meilensteine und Projektpläne

Aber zurück zum Unternehmen: Wichtig ist der fortwährende und offene Dialog miteinander. Dabei sollte die Veränderungskommunikation adressaten- und nicht absendergerecht sein. Nicht jeder versteht alle betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge, aber jeder muss wissen, worum es gerade geht, was das Unternehmen vorhat und was er selbst anders machen sollte als zuvor. Da in dieser pandemiebedingten Veränderungssituation alles sehr schnell gehen kann, müssen die Kommunikationsmaßnahmen kurzzeitig umgesetzt werden, pragmatisch sein und sofort greifen. Zu ausgefeilte Konzepte und Prozesse stehen einer schnellen Umsetzung nur im Weg. Mitarbeitende brauchen keine Meilensteine und Projektpläne, sie brauchen aber wohl ein Gefühl für die Situation und ein Verständnis für die Konsequenzen daraus. Und natürlich kann Kommunikation nicht alles heilen: Die Angst vor Veränderungen ist individuell verschieden und Angst hat die fatale Eigenheit, sich mit Argumenten nicht in Luft aufzulösen. Es bleibt also ein Rest an Sorge, mit dem wir alle leben müssen in einer Organisation.

Rituale und Veränderungskultur etablieren

Der Dialog an sich ist aber wichtig und die gemeinsame Erarbeitung der Zukunft lässt das Team, die kritische Masse an Befürwortern, Überzeugungstätern und Mitgestaltern wachsen. Es wird zunehmend darauf ankommen, dass sich in Organisationen die entsprechenden Rituale und die entsprechende Kultur etablieren, damit Teams im Zuge der Veränderung funktionieren. Jetzt braucht es Transformationsmanagement, also das ganz bewusste Hinterfragen der Sinnhaftigkeit und der Funktionsweise eines Teams. Wie begegnen wir gemeinsam diesen Herausforderungen? Was macht uns als Team aus? Wo genau braucht es uns als Team? Brauchen wir neue Teamregeln, neue Strukturen der Zusammenarbeit, neue Formen der Kommunikation und Interaktion? Woran machen wir fest, ob es uns als Team gut geht? Wie messen wir das?

Veränderung als Chance begreifen

Um an dieser Situation zu wachsen, ist es Voraussetzung, dass man der Zukunft, die anbricht, etwas Positives abgewinnen kann. Dass man ein lohnendes Zielbild skizziert, das motiviert, die Veränderung als Chance zu begreifen. Denn sind wir ehrlich: Die Pandemie ist zwar die größte Krise seit Jahrzehnten, sie hat aber gleichsam Fähigkeiten zutage gebracht, die den Umgang mit kommenden Krisensituationen und Herausforderungen wie Klimawandel oder Digitalisierung erleichtern werden. Flexibilität ist etwa eine enorm wichtige und notwendige Eigenschaft, um den anspruchsvollen Zukunftsaufgaben erfolgreich zu begegnen. Wer flexibel ist und sich der wachsenden Komplexität und Veränderungsgeschwindigkeit stellt, der oder die ist maximal handlungsfähig. Und wer bereit ist, in einer vergleichbaren Herausforderung mit ähnlich hoher Geschwindigkeit Prozesse und Strukturen zu hinterfragen, der oder die wird sein/ihr unternehmerisches Potenzial in der Zukunft bestmöglich ausschöpfen können.


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