Beschäftigung in der Pflege: Tipps von Inqa

Im Rahmen der Inqa-Themenwochen hat Dr. Natalie Lotzmann, Themenbotschafterin der Initiative Neue Qualität der Arbeit, die eingereichten Fragen zum Thema "Beschäftigung in der Pflege" beantwortet. Wir haben drei spannende Fragen und Antworten für Sie ausgewählt.

Anfang Dezember konnten Interessierte auf www.inqa.de ihre Anliegen rund um das Leitthema "Hilfe für Helfende! Herausforderungen und Lösungsansätze für eine neue Qualität der Pflege" einreichen. Die Haufe Online-Redaktion hat drei Fragen ausgewählt, die Natalie Lotzmann beantwortet hat.

Frage 1: Wie kann der Pflegeberuf attraktiver gestaltet werden, so dass Kollegen über Jahre dort bleiben können und auch genügend junge Menschen den Beruf überhaupt ergreifen?

Natalie Lotzmann: Der Pflegeberuf ist anspruchsvoll. Wir wissen, dass die Einsatzbereitschaft und das Engagement der Beschäftigten in der Pflege überdurchschnittlich hoch sind. Fragt man Menschen in pflegenden Berufen, was ihren Beruf noch attraktiver machen kann, kommen folgende Antworten: mehr Zeit im Arbeitsalltag (mehr Zeit für die zu pflegenden Menschen), flexiblere Arbeitszeiten, bessere Bezahlung, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mehr Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit der Initiative Neue Qualität der Arbeit wollen wir die Aufmerksamkeit auf diese Punkte lenken und im Austausch mit wichtigen Akteuren oder auch durch eigene Projekte Antworten entwickeln. So fördert die Initiative Neue Qualität der Arbeit Projekte, die sich unter anderem dafür einsetzen, dass Arbeitsbedingungen auch für ältere Beschäftigte verbessert werden und dazu Handlungskonzepte, Methoden und Instrumente entwickeln. Um den Pflegeberuf für junge Menschen attraktiver zu machen, brauchen wir aber auch Menschen, die positive Botschafter für Pflege sind. Das Projekt „Care 4 Future“ etwa möchte Schülerinnen und Schülern einen möglichst authentischen, aber motivierenden Einblick in die Pflegeberufe geben und lässt dabei auch Auszubildende zu Wort kommen, die ihre eigene Motivation für den Pflegeberuf darstellen. Insgesamt bedarf es einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, damit das Thema Pflege eine angemessene Wertigkeit erhält.

Frage 2: Wie sind die Pausen der Pflegekräfte sicher zu stellen – auch bei einer Unterbesetzung von Personal und der gleichzeitigen Herausforderung, die Pflege der zu Betreuenden zu gewährleisten?

Lotzmann: Der Anspruch auf Pausen ist grundsätzlich im Arbeitszeitgesetz geregelt. So steht Beschäftigten bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten zu, bei einer Arbeitszeit von mehr als neun Stunden muss die Pause mindestens 45 Minuten betragen. Im Pflegealltag kann es eine Herausforderung sein, die Pausen umzusetzen. Es ist jedoch die Pflicht der Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass Pausen gemacht werden können, zum Beispiel durch ausreichende Planung der Personalkapazitäten. Und es sind auch Reserven zu berücksichtigen: Auch Pflegekräfte fallen aus wegen Krankheit oder aus anderen Gründen. Planungsgrundlage wäre daher auch zum Beispiel die durchschnittliche Krankheitsquote. Wichtig sind zudem die gelebte Kultur in einer Einrichtung und die Vorbildfunktion der Führungskräfte: Achtet die Pflegedienstleistung auf das Einhalten von Pausenzeiten und macht sie selbst Pausen? Insgesamt betrachtet, halte ich jedoch nicht nur das Thema Pausen, sondern die Gestaltung der Arbeitszeitmodelle insgesamt für einen wesentlichen Faktor, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern.

Frage 3: In Deutschland werden ja zunehmend auch Pflegekräfte aus dem Ausland eingesetzt. Halten Sie das für sinnvoll? Wie gelingt es uns, diese schnell und gut zu integrieren?

Lotzmann: Eine der Strategien in Deutschland, dem demografischen Wandel zu begegnen, ist die Integration von Fachkräften aus dem Ausland. Die Bundesregierung unterstützt dies durch die Fachkräfte-Offensive, die sich dafür einsetzt, den Fachkräftebedarf in Deutschland zu sichern. Damit die Integration ausländischer Fachkräfte erfolgreich gelingt, ist es wichtig, insbesondere am Anfang in die Sprachkompetenz zu investieren und Fort- und Weiterbildung zu gewährleisten. Wir müssen allerdings auch sicherstellen, dass die Pflegebetriebe sich kulturell öffnen und die Integration von beiden Seiten vorangetrieben und unterstützt wird. Grundsätzlich kann das Anwerben von Fachkräften nicht unsere einzige Strategie sein, um Fachkräfteengpässe in der Pflege zu lösen. Wir müssen auch ungenutzte Potentiale in Deutschland aktivieren; Menschen in den Beruf zurückholen oder neue gewinnen – und das geht nur über attraktive Rahmenbedingungen.

Schlagworte zum Thema:  Pflege, Pausen, Employer Branding