Ausbildung: Initiativen im EU-Ausland gegen hohe Abbruchquoten

Europaweit verlassen junge Menschen vorzeitig das Ausbildungssystem. Das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) hat analysiert, welche Maßnahmen EU-Länder ergreifen, um Lerner zu halten. Die Analyse zeigt auch, welchen Beitrag Unternehmen dazu leisten können.

Deutschland ist nicht das einzige EU-Land, das Probleme damit hat, junge Menschen im (Aus-)Bildungssystem zu halten: EU-weit kämpfen Schulen und Ausbildungsbetriebe mit hohen Abbrecherquoten. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) bedeute dies derzeit Folgekosten in Höhe von 1,25 Prozent des BIP.

In einem Kurzbericht zum Thema "Junge Menschen in der (beruflichen) Bildung halten" stellt das Cedefop Maßnahmen vor, die die EU-Länder entwickelt haben, um die Quote der Ausbildungsabbrüche zu  senken. Die Initiativen zeigen auch Möglichkeiten auf, wie Unternehmen das Ausbildungssystem unterstützen und damit letztendlich auch die Ausbildungsabbrüche im eigenen Betrieb reduzieren können.

  • In der Tschechischen Republik gebe es Unternehmenspartnerschaften mit Schulen. Die Unternehmen böten den Lernern dabei finanzielle Unterstützung, heißt es im Cedefop-Kurzbericht. Die Lerner erhielten einen Arbeitsplatz auf ihrem Qualifikationsniveau, wenn sie sich für einen bestimmten Zeitraum vertraglich an das Unternehmen binden. Ein solches Angebot könne von einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss der Lernenden abhängig gemacht werden. Auch in Großbritannien würden Dienste angeboten, um die Unternehmen mit Lernern zusammenzubringen, die ihrem Bedarf entsprechen.
  • In Litauen würden Unternehmen Arbeitsplätze und Ausbildung für Arbeitslose zur Verfügung stellen und dafür Steuererleichterungen vom Staat erhalten. In dem baltischen Land würden außerdem arbeitspraktische Ausbildungsphasen in der formalen Bildung anerkannt und früheres Lernen beziehungsweise früher erworbene Erfahrung könnten zu einer beruflichen Qualifikation führen.
  • Alternative Ausbildungswege im Rahmen der regulären Berufsausbildung böten Optionen für junge Menschen, die Schule oder Ausbildung frühzeitig verlassen haben und solche, die Gefahr laufen, die Ausbildung abzubrechen. Teilweise seien diese Maßnahmen sogar in die Bildungsgesetze der Länder aufgenommen worden, beispielsweise in Österreich als Teil der "Jugendgarantie".
  • Unter anderem in Spanien und Zypern seien arbeitsplatzbasiertes Lernen und betriebliche Ausbildungsmodelle in Form der Lehre entweder eingeführt oder geändert worden, um junge Menschen anzuziehen, die sonst ihre Ausbildung abgebrochen hätten.
  • Viele Länder richteten in der Berufsbildung besondere Aufmerksamkeit auf Lernende mit Migrationshintergrund, indem sie besonderes Augenmerk auf den Sprachunterricht legten.
  • Einige Länder hätten Überbrückungsprogramme eingerichtet mit Schwerpunkt auf Karriereplanungskompetenzen. Dort könnten junge Menschen Schlüsselkompetenzen erwerben oder aktualisieren. Diese Überbrückungsprogramme bildeten "Pakete", die Ausbildung in Grundkompetenzen, aber auch Arbeitspraktika, Coaching und Mentoring enthielten.
  • Die Länder hätten außerdem damit begonnen, Praktika und Karriereplanungskompetenzen mit in die Curricula für den Pflichtschulbereich aufzunehmen. Außerdem hätten die meisten Länder die Berufs- und Laufbahnberatung bei der Berufsausbildung ausgebaut.

Dass mehr Informationen zur Ausbildung dringend notwendig sind, belegt eine kürzlich veröffentlichte Studie von Ausbildung.de. Darin wurde deutlich, dass viele Azubis ihre Ausbildung deshalb abbrechen, weil sie vorab eine falsche Vorstellung vom gewählten Beruf hatten.

Niederlande erfassen Ausbildungsdaten vorbildlich

Ob die Initiativen der Länder wirklich helfen, die Abbruchquoten zu senken, ist indes ungewiss: Es gebe zu wenige Informationen darüber, inwieweit die Anstrengungen der Länder, Lerner in der Berufsausbildung zu halten, erfolgreich seien, heißt es im Kurzbericht des Cedefop. Manche Länder, wie zum Beispiel die Niederlande, registrierten die Lerner und verfolgten ihren Werdegang genau. Die meisten Staaten erfassten solche Daten jedoch nicht.

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