Arbeitszeit: Überstunden in Deutschland

Die Zahl der Überstunden ist in den vergangenen Jahren gesunken. Dennoch machen Beschäftigte in Deutschland weiterhin zahlreiche Überstunden - und die Hälfte davon wird nicht bezahlt. Das geht aus den aktuellen Daten Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervor.

Überstunden sind für viele Beschäftigte im Arbeitsalltag üblich. In etwa 1,3 Milliarden Überstunden wurden 2022 in Deutschland angehäuft. Das geht aus den aktuellen Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Zwar sei die Anzahl der Überstunden je Arbeitnehmenden in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangen, mehr als die Hälfte der Extraarbeitsstunden bleiben jedoch weiterhin unbezahlt. Laut IAB begründet sich der Rückgang der Überstunden teilweise durch den Effekt von Kurzarbeit und Betriebsschließungen während der Pandemie und der Energie- und Wirtschaftskrise in Folge des Ukraine-Kriegs.

Knapp jeder Dritte macht mehr als 15 Überstunden pro Woche

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Für die meisten Beschäftigten war der Umfang der Mehrarbeit relativ gering und auf wenige Stunden pro Woche begrenzt. Rund ein Drittel (33 Prozent) gab an, weniger als fünf Überstunden geleistet zu haben, bei 59 Prozent waren es weniger als zehn Stunden. Allerdings leistete mehr als ein Viertel (29 Prozent) der Beschäftigten mindestens 15 Stunden Mehrarbeit in der Woche. Dabei kam es bei den Männern mit einem Anteil von 14 Prozent etwas häufiger zu Mehrarbeit als bei den Frauen mit einem Anteil von 10 Prozent. 

Überstunden: bezahlt und unbezahlt

Die Statistik zeigt die Anzahl der bezahlten und unbezahlten Überstunden je Arbeitnehmer / Arbeitnehmerin in Deutschland in den Jahren von 2000 bis 2022. Im Jahr 2022 machten die Beschäftigten in Deutschland im Durchschnitt 14 bezahlte und 16,9 unbezahlte Überstunden.

Bezahlte und unbezahlte Überstunden laut IAB

Überstunden von Fach- und Führungskräften in ihrer Berufslaufbahn

Erkenntnisse zu den Überstunden von Fach- und Führungskräften liefert der etwas ältere "Arbeitszeitmonitor 2021" von Compensation Partner. Für die Studie werteten die Vergütungsanalysten 346.405 Daten aus. Das Ergebnis: Der Durchschnitt an Überstunden sinkt seit der Finanzkrise 2009. Damals betrug die Überstundenzahl 6,5 Stunden pro Woche, laut dem letzten Report kommt der Durchschnitt aller Beschäftigten auf rund drei Überstunden pro Woche.

Während die Fachkräfte leicht unter dem Überstundendurchschnitt liegen, kommen Führungskräfte auf 7,6 Überstunden pro Woche. Unter ihnen erhalten nur 14 Prozent einen Überstundenausgleich, bei den Fachkräften sind es mehr als doppelt so viele.  

Je höher das Gehalt, desto mehr Überstunden

Laut der Untersuchung von 2021 ergibt sich bei Fachkräften eine Korrelation zwischen der Anzahl der Überstunden und der Gehaltshöhe. Während Geringverdiener von bis zu 20.000 Euro im Jahr durchschnittlich 1,7 Stunden pro Woche mehr arbeiten, sind es bei einem Gehaltsniveau von 40.000 bis 60.000 Euro etwa 2,7 Stunden zusätzlich. Fachkräfte mit einem Jahresgehalt von über 120.000 Euro arbeiten im Schnitt sogar rund sechs Stunden länger pro Woche.

Mehr Überstunden im Alter

Auch das Alter der Fachkräfte steht im Zusammenhang mit der Anzahl der Überstunden. Mit zunehmendem Lebensalter steigt auch die Anzahl der Überstunden kontinuierlich an. Beschäftigte unter 20 Jahren machen im Schnitt 1,6 Stunden pro Woche extra, bei den über 60-Jährigen waren es 3,5 Stunden.

Branchenvergleich: Unternehmensberater machen die meisten Überstunden

Bei einem Blick auf die unterschiedlichen Branchen fällt auf, dass Beschäftigte in Unternehmensberatungen die meisten Überstunden leisten. Sie kommen 2021 auf durchschnittlich 4,7 Stunden zusätzlich pro Woche. Hier erhielten nur 20 Prozent aller Berufstätigen einen Ausgleich. Die wenigsten Überstunden verrichten Beschäftigte in der Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung, sie leisten im Schnitt 1,6 Stunden pro Woche zusätzlich.

Regionale Unterschiede fallen kaum ins Gewicht

Der Bundesländer-Vergleich deckt nur minimale Unterschiede auf. Was auffällt – eine leichte Tendenz, dass in Bundeländern mit höherem Lohnniveau etwas mehr Überstunden geleistet werden. In Hessen, Hamburg und Baden-Württemberg sind es drei Überstunden pro Woche, im Vergleich dazu kommen Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern auf 2,8 Stunden. 

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