Arbeitsmarktprognose: mehr Akademiker, weniger Ausbildung

Die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte steigt und die Erwerbsquote in Deutschland nimmt weiter zu. Trotzdem droht ein Fachkräfteengpass bei Arbeitnehmern mit Berufsausbildung, während es immer mehr Akademiker geben wird. Das zeigt eine Prognose für den Arbeitsmarkt des Jahres 2030.

Grundlage dieser Prognose ist die dritte Welle der Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen, die das Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zusammen durchgeführt haben. Die aktuelle Projektion gibt einen Überblick über die mögliche Entwicklung des Arbeitsmarkts in Deutschland bis zum Jahr 2030. Die Forscher von BIBB und IAB gehen davon aus, dass trotz steigender Zuwanderung und Erwerbsquote in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft Arbeitnehmer mit Berufsausbildung fehlen werden: Ihre Zahl könne bis zum Jahr 2030 um rund drei Millionen zurückgehen, prognostizieren die beiden Institute. Den Grund dafür sehen die Autoren hauptsächlich darin, dass die Erwerbsbevölkerung weiter schrumpfen werde. Zudem lasse sich seit einigen Jahren eine höhere Studierneigung der jungen Generation beobachten. Bis zum Jahr 2030 könnten der Projektion zufolge rund 1,6 Millionen Akademiker zusätzlich zur Verfügung stehen.

Experten erwarten Rückgang bei Meistern und Technikern

Im Einzelnen werden der Projektion zufolge bis zum Jahr 2030 rund 10,5 Millionen Beschäftigte mit Berufsausbildung den Arbeitsmarkt verlassen, mehrheitlich aus Altersgründen. Im gleichen Zeitraum würden aber nur 7,5 Millionen neue Arbeitskräfte, etwa Jugendliche, ins Erwerbsleben eintreten. Auch bei Meistern und Technikern sei mit einem Rückgang zu rechnen: Auch hier werde das altersbedingte Ausscheiden der sogenannten "Baby-Boomer-Generation" ab der Mitte des kommenden Jahrzehnts zu größeren Engpässen führen.

Höher Qualifizierte weichen in andere Tätigkeitsbereiche aus

Im Gegensatz dazu erwarten die Experten von BIBB und IAB künftig bei den Akademikern einen Zuwachs: Den etwa 3,1 Millionen mit einem akademischen Abschluss, die bis zum Jahr 2030 aus dem Erwerbsleben ausscheiden werden, stünden dann rund 4,7 Millionen neue Absolventen gegenüber. Der Bedarf an Hochschulabsolventen werde zwar auch künftig weiter steigen - nach Auffassung der Autoren aber nicht im gleichen Umfang wie das Angebot. Es sei also nicht sicher, ob die zusätzlichen Akademiker auch im oberen Qualifikationssegment beschäftigt werden können. Die Autoren gehen davon aus, dass ein Teil dieser formal höher Qualifizierten in andere Tätigkeitsbereiche – wie zum Beispiel büro- und kaufmännische Dienstleistungsberufe – ausweichen könnten.

Forscher sagen Überangebot in den lehrenden Berufen voraus

Die Projektion gibt auch Aufschluss darüber, in welchen Branchen es künftig zu einem Überangebot oder Mangel an Arbeitskräften kommen könnte: Werde das Ausbildungsverhalten auf dem momentanen Status quo fortgeführt, sagen die Forscher von BIBB und IAB voraus, werde es ein Überangebot an Arbeitskräften in den Berufsfeldern "Lehrende Berufe" und "Büro- und kaufmännische Dienstleistungsberufe" kommen. Rekrutierungsschwierigkeiten würden sich hingegen vor allem in den Gesundheits- und Sozialberufen und den be-, verarbeitenden und instandsetzenden Berufen ergeben.

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