Arbeitsmarkt: Welche Berufe bei Unternehmen gefragt sind

Welche Stellen sind derzeit in der Wirtschaft am häufigsten unbesetzt? Die Bertelsmann Stiftung hat für ihren "Jobmonitor" Millionen von Stellenanzeigen analysiert und die Jahre seit 2019 verglichen. Kopf an Kopf liegen bundesweit zwei Bereiche.

Der von der Coronapandemie befeuerte Boom im Onlinehandel hat den Bedarf an Mitarbeitenden in der Lagerlogistik verstärkt. Nach einer Auswertung von rund 45 Millionen online geschalteten Stellenanzeigen der Jahre 2019 bis 2023 sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in dieser Jobsparte bei den Arbeitgebern besonders begehrt. In 162 von 401 Kreisen in Deutschland stehen diese Stellengesuche derzeit auf Platz 1 der Auswertung durch die Bertelsmann Stiftung.

Bürokräfte und Helfer in der Logistik werden am häufigsten gesucht

Vor allem in Ballungsräumen und größeren Städten sind aber Büro- und Sekretariatsfachkräfte am häufigsten gefragt. Zwar liegen sie nur in 101 Kreisen ganz vorne in der Statistik, bundesweit aber gab es im Jahr 2022 mit 254.499 die meisten Stellenanzeigen mit diesem Profil. Knapp dahinter liegen die oben genannten Anzeigen für Helfer in der Logistik mit 253.487.

Minus bei den Fachkräften

Die drei Berufe mit den größten Verlusten zwischen 2019 und 2022 sind Facharbeiter in der Mechatronik (76 Plätze im Ranking verloren), Werkzeugtechniker (minus 54) und Bankkaufleute (minus 43).

"Bei vielen Fachkraftberufen haben sich die Arbeitgeber in den vergangenen Jahren eine gewisse Zurückhaltung auferlegt. Das scheint sich 2023 wieder zu ändern", sagt Studienautor und Stiftungsexperte Gunvald Herdin gegenüber der dpa. Der Anteil an Fachkraftstellen sei von 2020 bis 2022 um mehr als vier Prozentpunkte auf etwa 37 Prozent gesunken. "Im ersten Halbjahr 2023 gibt es aber mit knapp 41 Prozent wieder einen größeren Anteil an Fachkraftstellen."

Steigender Bedarf bei Berufen im Gesundheitsbereich

Das größte Plus unter den gesuchten Arbeitnehmenden kommt aus dem Gesundheitsbereich. Anzeigen für Psychiater und Psychotherapeuten sind im Ranking um 106 Plätze nach oben geklettert, gefolgt von Fachkräften der Papier- und Verpackungstechnik (plus 97), Kinderbetreuern und Erziehern (plus 62) sowie Fachärzten aus der Inneren Medizin (plus 59).

Regionale Unterschiede

Wobei sich ein differenzierter Blick auf die größeren Städte und Kreise lohnt. "Überrascht haben mich die regionalen Unterschiede. In Städten und Kreisen haben es 17 unterschiedliche Berufe auf Platz 1 geschafft", so Studienautor Herdin. "Darum braucht es auch regionalspezifische Maßnahmen", sagt der Leiter des Jobmonitors. "Für die Weiterbildungsakteure ist das eine Herausforderung."

Gesucht werden alle Anforderungsniveaus

Gesucht wird laut Studie auf allen Anforderungsniveaus. "Entgegen der häufigen Ansicht sterben die Helferberufe nicht aus. Stattdessen verändern sie sich im Zuge von Marktentwicklungen und der Digitalisierung kontinuierlich", sagt Herdin. So waren außerhalb der Lagerwirtschaft im ersten Halbjahr 2023 Helferinnen und Helfer vor allem im Reinigungsgewerbe (Platz 5), in der Gastronomie (Platz 15) und auf dem Gabelstapler (Platz 20) gefragt. Auf den höheren Niveaus suchten die Arbeitgeber Meister, Techniker und Bachelor-Absolventen in der Unternehmensorganisation (Platz 4), der Buchhaltung (Platz 9) sowie in Werbung und Marketing (Platz 10). Mit Master-Abschluss werden Stellen im Vertrieb (Platz 7) und für die Softwareentwicklung (Platz 13) häufig geschaltet.


Das könnte Sie auch interessieren:

Der Personalbedarf steigt und steigt

Passungsprobleme bei Höherqualifizierten verschärfen den Fachkräftemangel

Viel Schatten und etwas Licht auf dem Ausbildunsgmarkt

dpa
Schlagworte zum Thema:  Recruiting, Fachkräftemangel