Arbeitskräftelücke gefährdet deutsche BIP-Wachstumsraten

Um den Mangel und Überschuss an Arbeitskräften für die Jahre 2020 und 2030 zu prognostizieren hat die Boston Consulting Group (BCG) in der Studie "The Global Workforce Crisis" die Angebots- und Nachfragetrends in 25 führenden Volkswirtschaften – darunter die G 20 – untersucht. Die Analyse zeigt, dass generell bis 2020 in vielen Ländern noch ein Überschuss bestehen wird; doch bis 2030 werden selbst solche Länder, die zuvor einen großen Überhang an Arbeitskräften auf- wiesen, von Arbeitskräftemangel betroffen sein.
"Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit vieler Länder sind erheblich", sagt Rainer Strack, Senior Partner bei BCG und einer der Studienautoren. "Staaten, Unternehmen und andere Institutionen müssen jetzt handeln, wenn sie langfristig Schaden von ihrer nationalen und regionalen Wirtschaft, aber auch von der Weltwirtschaft abwenden wollen."
Größter Arbeitskräftemangel für Brasilien prognostiziert
Dabei fallen die Ausprägungen von Mangel und Überschuss an Fachkräften in den einzelnen Regionen bisher höchst unterschiedlich aus. Die Ergebnisse liefern die Daten für einige wichtige Wirtschaftsnationen:
- In Deutschland werden bis zum Jahr 2020 bis zu 2,4 Millionen Arbeitskräfte fehlen, im Jahr 2030 könnten es bereits zwischen 8,4 und zehn Millionen sein. Ohne Einleitung entsprechender Maßnahmen werde die Bundesrepublik ihre historischen BIP-Wachstumsraten nicht erreichen, so die Studienautoren.
- Für Brasilien prognostiziert die Studie eine Lücke von bis zu 8,5 Millionen Erwerbstätigen im Jahr 2020, die bis 2030 auf 40,9 Millionen ansteigen könnte; das entspricht 33 Prozent der Arbeitskräfte und ist damit im Jahr 2030 die größte Arbeitskräftelücke der 25 untersuchten Volkswirtschaften.
- Chinas Überschuss von 55,2 Millionen bis 75,3 Millionen Arbeitskräften im Jahr 2020 könnte sich in einen Mangel von bis zu 24,5 Millionen im Jahr 2030 umkehren.
- Die USA werden voraussichtlich einen Überschuss von 17,1 Millionen bis 22,0 Millionen Erwerbstätigen im Jahr 2020 aufweisen – und auch im Jahr 2030 über ein Plus von dann mindestens 7,4 Millionen Arbeitskräften verfügen.
- Für Frankreich, Großbritannien und Italien ergibt sich ein Überschuss im einstelligen Bereich im Jahr 2020, in der darauffolgenden Dekade jedoch ein Mangel.
- Der größten Herausforderung sieht sich Südafrika mit einem voraussichtlichen Überhang von 36 Prozent im Jahr 2020 gegenüber, der bis 2030 sogar auf 39 Prozent ansteigen wird.
Die Probleme, die sich aus einem Überschuss an Arbeitskräften ergeben, sind bekannt: Eine hohe Arbeitslosenquote senkt das Steueraufkommen und erhöht die Kosten für Sozialausgaben sowie die Risiken für soziale Instabilität. Auf lange Sicht kann ein Überschuss an Erwerbstätigen zu einer Abwanderung von Kompetenzen führen und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und dessen Attraktivität für Investoren mindern.
Ebenso schädlich für die Wirtschaft seien jedoch die Probleme, die mit einem Mangel an Arbeitskräften einhergehen, zeigen die Studienautoren auf: Wenn offene Stellen nicht besetzt werden können, begünstigt das die Lohninflation; vor allem aber werden Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit behindert.
Maßnahmen gegen die Arbeitskräftelücke in Deutschland
Um zwei unterschiedliche Szenarien zu berechnen, nutzten die BCG-Experten die BIP- und Produktivitätsraten für zwei Zeitspannen: die zurückliegenden zehn Jahre und die vergangenen 20 Jahre. Auf dieser Grundlage prognostizierten sie die Anzahl der Arbeitskräfte, die jedes Land benötigt, um das BIP- und das Produktivitätswachstum für 2020 und 2030 auf historischem Niveau zu halten.
Zur Schließung der Arbeitskräftelücke in Deutschland von über acht Millionen im Jahr 2030 müsste nach Einschätzung der BCG-Experten eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet werden. Danach würde ein mögliches Szenario folgende Maßnahmen beinhalten:
- Eine Erhöhung der Erwerbstätigenquote der 65-Jährigen und Älteren von aktuell 4,1 Prozent auf zehn Prozent
- Eine Erhöhung der Erwerbstätigenquote von Frauen im erwerbsfähigen Alter von derzeit 71 auf 80 Prozent. Die offizielle Statistik unterscheidet nicht zwischen Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigung; viele Frauen in Deutschland arbeiten in Teilzeit, wodurch die Erwerbstätigenquote erhöht wird. Ein weiterer Ansatz zur Schließung der Arbeitskräftelücke bestände daher darin, mehr Frauen in Vollzeitstellen zu bringen.
- Eine Erhöhung des Wachstums der Arbeitsproduktivität von aktuell 0,87 Prozent auf 1,15 Prozent, was enorme Investitionen in Bildung und Qualifizierung bedingen würde.
Eine Erhöhung des Wachstums der Arbeitsproduktivität von aktuell 0,87 Prozent auf 1,15 Prozent, was enorme Investitionen in Bildung und Qualifizierung bedingen würde.
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