Der Wechsel von der Schulbank ins Unternehmen fällt den meisten Jugendlichen schwer. Von heute auf morgen verändert sich ihr Tagesablauf, das neue Umfeld wird als gewöhnungsbedürftig wahrgenommen, die neuen Azubi-Kollegen sind noch unbekannt und Vorgesetzte und Ausbildungsverantwortliche sprechen eine Fachsprache, die den Jugendlichen nicht geläufig ist.
Warum gutes Onboarding für Azubis wichtig ist
Wenn sich Arbeitgeber in dieser Phase nicht um die Berufsanfänger kümmern und sie aktiv in ihr neues kollegiales Umfeld einbinden, können schnell Probleme oder Konflikte entstehen. Die ersten Wochen und Monate sollten deshalb immer eine Zeit der besonderen Betreuung und aktiven Einbeziehung sein.
Die Maßnahmen für erfolgreiches Azubi-Onboarding unterscheiden sich nicht grundlegend von den allgemeinen Empfehlungen für das Onboarding. Aber das jugendliche Alter, die fehlende Berufserfahrung und andere Kommunikationsvorlieben der jungen Generation machen es ratsam, einige Schwerpunkte speziell für Azubis zu setzen. Die neuen Auszubildenden sollten in "ihrer Welt" abgeholt und in "ihrer Sprache" angesprochen werden. Das erleichtert den Übergang von der Schule ins Berufsleben.
Beispiele für erfolgreiches Azubi-Onboarding
Bei einer eigens organisierten Azubi-Veranstaltung zum Ausbildungsstart können die Neuzugänge das Unternehmen, ihre Betreuer und die älteren Azubis kennenlernen. Einzelne Präsentationen, vielleicht sogar von Auszubildenden höherer Ausbildungsjahre, erleichtern den Einstieg in die Ausbildung, helfen Firmenstrukturen und Fachtermini zu verstehen. Eine solche Onboarding-Veranstaltung für Azubis trägt dazu dabei, den neuen Auszubildenden auf die künftigen Anforderungen und Ausbildungsstationen vorzubereiten.
In den ersten Wochen sollten die Ausbildungsverantwortlichen auf ihre Auszubildenden zugehen und in Onboarding-Gesprächen mögliche Probleme offen ansprechen. Diese aktive Ansprache sorgt dafür, dass sich die jungen Mitarbeitenden wahrgenommen und im Unternehmen willkommen fühlen.
Besondere Wertschätzung drückt ein Arbeitgeber aus, wenn sich die Geschäftsleitung, ein Vorstandsmitglied oder andere "hochrangige" Personen aus dem Unternehmen Zeit für einen "Welcome Day" nehmen. Das kann ein halber Tag sein oder sich auf eine bis zwei Stunden beschränken, sollte aber signalisieren, dass sich das Management Zeit für die neuen Azubis nimmt und ein offenes Ohr für fragen hat.
Die älteren Azubis sind die besten Botschafter für Unternehmen und helfen den neuen Azubis, sich im Unternehmensalltag zurechtzufinden. Gezielte Patenprogramme unterstützen dabei, Unsicherheiten zu nehmen und die richtigen Ansprechpartner in den Fachabteilungen kennenzulernen.
Auszubildende brauchen darüber hinaus einen festen Ansprechpartner im HR-Bereich, der die Ausbildung plant und sich um alle organisatorischen Fragen kümmert. Diese Person sollte die "Neuen" auch in alle wichtigen Regeln der Ausbildung und des betrieblichen Alltags einführen, zum Beispiel über Arbeitszeitregelungen und tarifvertragliche Regelungen, Krankmeldungen und Urlaubsanträge, Betriebsvereinbarungen und den Berufsschul-Besuch.
Zudem sollte es selbstverständlich sein, dass für die neuen Azubis zum Start ein Ausbildungsplan vorliegt und dass sie in ihren Abteilungen einen Arbeitsplatz und das benötigte Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt bekommen.
Digitale Formate als Trends im Azubi-Onboarding
Die junge Generation ist mit mobilen Endgeräten und Social Media aufgewachsen. Die Jugendlichen chatten, diskutieren, suchen und tauschen online Informationen aus. Daher ist für diese Zielgruppe ein digitaler Onboarding-Prozess ideal. Bildet das Unternehmen das Onboarding über eine Software ab oder stellt es eine Onboarding-App zur Verfügung, haben die künftigen Azubis leichten Zugriff auf die wichtigsten Informationen sowie die Termine der ersten Info- und Welcome-Veranstaltungen.
Ein besonderer Vorteil: Über digitale Onboarding-Formate können Auszubildende bereits vor dem eigentlichen Ausbildungsstart ins Unternehmen eingebunden und auf den wichtigen ersten Tag vorbereitet werden. Damit kann das Unternehmen erheblich das Risiko senken, dass ein neuer Ausbildender oder eine neue Ausbildende noch vor dem eigentlichen Ausbildungsbeginn abspringt. Als Preboarding-Maßnahmen bieten sich zum Beispiel Online-Spiele an, die einen spielerischen Blick in das Unternehmen gewähren. Auch Videos oder Virtual-Reality-Anwendungen, die einen ersten Eindruck geben, wie die Tätigkeiten im Unternehmen aussehen und welche Kolleginnen und Kollegen vor Ort arbeiten, sind sinnvoll.
Weitere Trends beim Azubi-Onboarding
Wie schon beschrieben, sollten beim Onboarding von Azubis die Maßnahmen speziell auf die Zielgruppe der jungen Menschen, ihre Informationsbedürfnisse und Kommunikationsvorlieben zugeschnitten sein. Dies führt dazu, dass die angebotenen Azubi-Onboarding-Maßnahmen mit den bei den Jugendlichen angesagten Medien Schritt halten sollten. Aktuell können vier Kommunikations-Trends hervorgehoben werden:
Trend 1: Corporate Blogs unterstützen die Integration neuer Azubis. Was früher das schwarze Brett war, sind heute Mitarbeiterportale oder Mitarbeiter-Apps. Dort kann sich das Unternehmen mit seinen Themen präsentieren und aktuelle Informationen bekanntgeben. Auch Mitarbeitende können dort aktiv kommunizieren. Schön ist zum Beispiel ein Unternehmens-Blog von (älteren) Azubis für (neue) Azubis.
Trend 2: Videos mit den wichtigsten Infos für neue Azubis. Wer es gewöhnt ist, sich die Welt auf Tiktok oder Youtube erklären zu lassen, schätzt auch Unternehmens-Infos per Video. Das können zum Beispiel von älteren Azubis aufgenommene Ausbildungssituationen sein. Diese Videos müssen nicht hochprofessionell erstellt sein, sollten aber von einem Ausbildungsverantwortlichen abgenommen werden.
Trend 3: Individualisierte Lernangebote für Azubis. Wenn alles neu ist, muss viel dazugelernt werden. Ideal ist es, wenn die neuen Auszubildenden die Möglichkeit haben, sich Schritt für Schritt in kleinen Lern-Nuggets in die unternehmensrelevanten Themen einzuarbeiten – jeder in seinem eigenen Tempo und mit seinem eigenen Lernbedarf.
Trend 4: Firmeninternes Networking per App. Mitarbeiter-Apps ermöglichen es, dass sich Azubis (und alle anderen Mitarbeitenden) vernetzen und sich miteinander per Chat austauschen. Das ist vor allem dann vorteilhaft, wenn die Azubis über mehrere Standorte oder Abteilungen verteilt sind. Wichtig ist, dass die Nutzeroberfläche attraktiv und bedienungsfreundlich ist.
Lesetipp: Worauf es bei Ausbildungsmarketing und Azubi-Recruiting ankommt, erfahren Sie hier.