Behörden brauchen neue Strukturen und nicht mehr digitale Werkzeuge

Allen voran müssten Hierarchien abgeschafft werden, sagt Meuche. "Wir haben eine extrem starke Hierarchisierung. Die Menschen in der öffentlichen Verwaltung arbeiten nach dem Bürokratiemodell von Max Weber, das 100 Jahre alt ist. Wenn ich aber in Richtung agiles Arbeiten denke, geht das nicht in Hierarchien".
Prozessübergreifendes Arbeiten
Seiner Ansicht nach benötige man stattdessen eine "multidimensionale Organisation. Wenn ich mit neuen Tools arbeiten möchte, dann geht es um prozessübergreifendes Arbeiten. Und das geht nicht zusammen mit einer Ein-Linien-Organisation, in der die Kommunikation von oben nach unten und wieder nach oben geht".
Zunehmende Abweichung vom Standard
Gerade in Krisensituationen zeige sich das Problem der fehlenden Flexibilität in den Behörden, sagte Meuche. "Die Verwaltung ist in ihrer Grundstruktur nicht darauf ausgerichtet, mit Adhoc-Situationen umzugehen. Sie ist rein auf Standard-Prozesse ausgerichtet. Aber das Problem ist, wir haben in zunehmendem Maße Abweichungen vom Standard", sagte der Professor für Betriebswirtschaft.
Ausbildung braucht Perspektive von Außen
Wichtig sei es, die Ausbildung zu verändern - denn die öffentliche Verwaltung bilde ihren Nachwuchs selbst aus in eigenen Akademien und Hochschulen. Deshalb schmore man im eigenen Saft: "Die Ausbilder und Ausbilderinnen kommen aus den Organisationen und lehren das, was sie damals selbst gelernt haben. So dreht sich dieses Rad immer weiter. Das ist nicht unbedingt sehr produktiv." Ausbildungsinhalte würden von denen bestimmt, die schon immer in der Verwaltung gearbeitet haben.
Digitalisierung ist kein Selbstzweck
Überhaupt greife das Schlagwort Digitalisierung für die Verwaltung sowieso zu kurz, betonte Meuche. Digitalisierung sei kein Selbstzweck. "Es geht darum, den Nutzen für die Bürger zu erhöhen - und das bitteschön effizient. Das ist das eigentliche Ziel. Dafür muss man sich auch überlegen: Was wollen die Bürgerinnen und Bürger? Was erwarten sie eigentlich von einer Verwaltung - auch was das Thema Kommunikation anbelangt? Und was muss man in der Kultur eigentlich tun, um wegzukommen vom Gedanken: Der Bürger ist ein Bittsteller und hat dann zu kommen, wenn wir uns vorstellen, dass er kommt."
Positiver Blick auf die Zukunft
Doch der Veränderungsprozess sei eingeleitet, sagte der Experte weiter. "In sieben bis zehn Jahren werden wir eine andere Verwaltung haben. Da spielt auch der demografische Wandel eine nicht unerhebliche Rolle. Da kann man dann auch ein bisschen was bewegen. Es gibt ja auch schon öffentliche Verwaltungen, die auf einem guten Weg sind."
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