Entscheidungsstichwort (Thema)

Sozialpolitik. Richtlinien 98/59/EG und 2002/14/EG. Massenentlassungen. Unterrichtung und Anhörung der Arbeitnehmer. Berechnung der Schwellenwerte für die Beschäftigtenzahl. Befugnisse der Mitgliedstaaten. Nichtberücksichtigung der Arbeitnehmer, die einer bestimmten Altersgruppe angehören

 

Beteiligte

Confédération générale du travail u.a

Confédération générale du travail (CGT)

Confédération française démocratique du travail (CFDT)

Confédération française de l'encadrement (CFE-CGC)

Confédération française des travailleurs chrétiens (CFTC)

Confédération générale du travail-Force ouvrière (CGT-FO)

Premier ministre

Ministre de l'Emploi, de la Cohésion sociale et du Logement

 

Tenor

1. Art. 3 Abs. 1 der Richtlinie 2002/14/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. März 2002 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Unterrichtung und Anhörung der Arbeitnehmer in der Europäischen Gemeinschaft ist dahin auszulegen, dass er einer nationalen Regelung entgegensteht, die eine bestimmte Gruppe von Arbeitnehmern – und sei es zeitweilig – bei der Berechnung der Beschäftigtenzahl im Sinne dieser Vorschrift unberücksichtigt lässt.

2. Art. 1 Abs. 1 Buchst. a der Richtlinie 98/59/EG des Rates vom 20. Juli 1998 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Massenentlassungen ist dahin auszulegen, dass er einer nationalen Regelung entgegensteht, die eine bestimmte Gruppe von Arbeitnehmern – und sei es zeitweilig – bei der in dieser Vorschrift vorgesehenen Berechnung der Beschäftigtenzahl unberücksichtigt lässt.

 

Tatbestand

In der Rechtssache

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Artikel 234 EG, eingereicht vom Conseil d'État (Frankreich) mit Entscheidung vom 19. Oktober 2005, beim Gerichtshof eingegangen am 24. Oktober 2005, in dem Verfahren

Confédération générale du travail (CGT),

Confédération franÉaise démocratique du travail (CFDT),

Confédération française de l'encadrement (CFE-CGC),

Confédération française des travailleurs chrétiens (CFTC),

Confédération générale du travail-Force ouvrière (CGT-FO)

gegen

Premier ministre,

Ministre de l'Emploi, de la Cohésion sociale et du Logement

erlässt

DER GERICHTSHOF (Zweite Kammer)

unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten C. W. A. Timmermans, des Richters R. Schintgen (Berichterstatter), der Richterin R. Silva de Lapuerta sowie der Richter J. Makarczyk und L. Bay Larsen,

Generalanwalt: P. Mengozzi,

Kanzler: L. Hewlett, Hauptverwaltungsrätin,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 7. Juni 2006,

unter Berücksichtigung der Erklärungen:

  • der Confédération générale du travail (CGT), vertreten durch A. Lyon-Caen, avocat,
  • der Confédération française démocratique du travail (CFDT), vertreten durch H. Masse-Dessen, avocat,
  • der Confédération française de l'encadrement (CFE-CGC), vertreten durch H. Masse-Dessen, avocat,
  • der Confédération française des travailleurs chrétiens (CFTC), vertreten durch H. Masse-Dessen, avocat,
  • der Confédération générale du travail-Force ouvrière (CGT-FO), vertreten durch T. Haas, avocat,
  • der französischen Regierung, vertreten durch G. de Bergues und C. Bergeot-Nunes als Bevollmächtigte,
  • der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, vertreten durch J. Enegren und G. Rozet als Bevollmächtigte,

nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 12. September 2006

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

1 Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung der Richtlinien 98/59/EG des Rates vom 20. Juli 1998 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Massenentlassungen (ABl. L 225, S. 16) und 2002/14/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. März 2002 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Unterrichtung und Anhörung der Arbeitnehmer in der Europäischen Gemeinschaft (ABl. L 80, S. 29).

2 Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen mehrerer von der Confédération générale du travail (CGT), der Confédération française démocratique du travail (CFDT), der Confédération française de l'encadrement (CFE-CGC), der Confédération française des travailleurs chrétiens (CFTC) sowie der Confédération générale du travail-Force ouvrière (CGT-FO) vor dem Conseil d'État erhobener Klagen auf Nichtigerklärung der Ordonnance Nr. 2005-892 vom 2. August 2005 zur Anpassung der Vorschriften über die Berechnung der Beschäftigtenzahl der Unternehmen (JORF vom 3. August 2005, S. 12687, im Folgenden: Ordonnance Nr. 2005-892).

Rechtlicher Rahmen

Gemeinschaftsrecht

3 Art. 1 Abs. 1 der Richtlinie 98/59 sieht vor:

„Für die Durchführung dieser Richtlinie gelten folgende Begriffsbestimmungen:

a) ‚Massenentlassungen’ sind Entlassungen, die ein Arbeitgeber aus einem oder mehreren Gründen, die nicht in der Person der Arbeitnehmer liegen, vornimmt und bei denen – nach Wahl der Mitgliedstaaten – die Zahl der Entlassungen

i) entweder innerhalb eines Zeitraums von 30 Tagen

  • mindestens 10 in Betrieben mit in der Regel mehr als 20 und weniger als 100 Arbeitnehmern,
  • mindestens 10 v. H. der Arbe...

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