Trotz Strategieänderungen ist es möglich, negative Auswirkungen durch eine Erhöhung des Working-Capitals zu begrenzen. Die Auflistung zeigt einige Beispiele und soll Ideen liefern:

  1. Prüfung, ob man Preiserhöhungen gegenüber eigenen Kunden durchsetzen kann, die zumindest die steigenden Beschaffungs- und Kapitalbindungskosten ausgleichen. Falls möglich, sollten Verträge mit Preisgleitklauseln abgeschlossen werden.
  2. Einführung und Verbesserung des Forderungsmanagement, z. B. mit Bonitätsprüfungen, Veränderung von Zahlungskonditionen (z. B. kürzere Zahlungsziele, kein Skonto), konsequentes Mahnwesen, zeitnahe Fakturierung, Fokussierung Bar- und Voraus-/Anzahlungen, Vereinbarung (Firmen-)Lastschriften. Es sollte möglichst standardisierte Verträge geben, und Ausnahmen mit für den Kunden besseren Konditionen nur für besonders gute und langjährige Abnehmer.
  3. Verbesserung der Abläufe und Nutzung der Digitalisierung, z. B. E-Rechnungen, Intensivierung der Kommunikation zwischen Vertrieb und Buchhaltung, um z. B. zu vermeiden, dass der Vertrieb einem Kunden andere als die Standard-Zahlungsbedingungen gewährt und die Buchhaltung den Kunden trotzdem mahnt.
  4. Standardisierungen im Einkauf z. B. mit Bündelung von Bestellungen, um in größerem Umfang ordern zu können. Für Lieferanten ist das nach wie vor attraktiver als Kleinaufträge, weil sie hier mit der Lieferung größerer Mengen mehr verdienen können (Stichwort u. a. Reduzierung der Anzahl Lieferungen und von Arbeitszeiten).
  5. Pflege der Lieferantenbeziehungen, etwa besonders pünktliche Begleichung von Rechnungen, Erteilung von Lastschriften oder Verzicht auf „Nachverhandlungen“, um als zuverlässiger Kunde wahrgenommen zu werden.
  6. Kauf kurzfristig verfügbarer Waren, auch wenn sie erst in ein paar Wochen oder Monaten benötigt werden. Faustregel: Je nach Situation sollten 50-60 % des voraussichtlichen Materialbedarfs der kommenden 12 Monate vorrätig gehalten werden. Dabei sollte auch die Materialbeschaffung im (EU-)Ausland in Betracht gezogen werden.
  7. Nutzung Internet-Plattformen wie Materialschuppen (www.materialschuppen.de) oder LEG-Plattform als Unterstützung bei Lieferengpässen und Materialknappheit ⋆ Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau (zentrum-ilmenau.digital), auf denen Nachfrage und Anbieter zusammenkommen können. Oft gibt es in einigen Regionen Engpässe, in anderen hingegen ein ausreichendes Angebot.
  8. Prüfung, ob man Materialreste doch noch einsetzen oder sie gegen andere Teile mit befreundeten Unternehmern tauschen kann.
  9. Abschluss langfristiger Verträge mit Logistikpartnern, um den pünktlichen Transport von Waren gewährleisten zu können. Das erhöht zwar die Kosten, schafft aber zumindest etwas Planungssicherheit.
  10. Nutzung von Darlehen zur Überbrückung finanzieller Engpässe statt Kontokorrent.

Auswirkungen und Veränderungen mit Kennzahlen darstellen

Für die Analyse des Working-Capitals bzw. das Aufzeigen von Veränderungen, können auch Kennzahlen genutzt werden. Neben dem Working-Capital und dem Working-Capital-Ratio können z. B. diese Kennzahlen eingesetzt werden (bei den Formeln handelt es sich um Vorschläge, die geprüft und ggf. angepasst werden müssen).

 
Kennzahl Formelvorschlag Bemerkungen
Operativer Cashflow Gewinn/Verlust + Afa + Abnahme Forderungen / Vorräte + Erhöhung Kreditoren – Zunahme Forderungen / Vorräte – Abnahme Kreditoren  
Umschlaghäufigkeit Gesamtkapital Umsatzerlöse / Gesamtkapital  
Umschlaghäufigkeit Forderungen Umsatzerlöse / Forderungsbestand  
Durchschnittliche Kreditdauer 360 / Umschlaghäufigkeit Forderungen  
Umschlaghäufigkeit Vorräte Materialeinsatz / Lagerbestand  
Schuldentilgungsdauer (Fremdkapital – flüssige Mittel) / (operativer) Cashflow  
Forderungsquote Forderungen * 100 / Bilanzsumme  
Vorratsquote Vorräte * 100 / Bilanzsumme  
Umsatz-/EBIT-Rendite Gewinn/EBIT * 100 / Umsatzerlöse  
Working-Capital Kosten Kosten Working-Capital (z. B. wie oben berechnet) * 100 / Umsatzerlöse oder Gesamtkosten  

Negative Auswirkungen auf Rating möglich

Veränderungen bei den Strategien können dazu führen, dass sich das Rating verschlechtert, weil sich z. B. die Ausprägungen von Kennzahlen, die für das Rating wichtig sind, tendenziell negativ verändern. Ggf. sollte man mit der Bank über die eigenen Planungen und Anpassungen sprechen, die Gründe für die Veränderungen erläutern und gemeinsam prüfen, ob und welche Folgen es beim Rating gibt. Wie Banken und Auskunfteien hier generell reagieren, muss abgewartet werden; verlässliche Aussagen können noch nicht getroffen werden.

Unternehmen können dennoch einiges tun, um zumindest die Basis für ein gutes Rating zu schaffen. So sollten sie u. a. darauf achten, dass es weder Probleme bei der Kontoführung (z. B. Konten möglichst immer ausgeglichen halten) noch Warnsignale (z. B. ungeplante Überziehungen, Lastschriftenrückgaben, Kreditkündigungen durch andere Institute) gibt.

Checkliste Working-Capital-Management

Die Arbeitshilfe enthält eine Checkliste, in der wichtige Inhalte und Fragestellungen aufgegriffen werden und sol...

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