Die Anwendung des KEPs-Ansatzes führt zu zahlreichen Vorteilen. Im Wesentlichen entstehen diese durch 3 Lerneffekte in der Unternehmenssteuerung. Zur Veranschaulichung haben wir diese Effekte in einem Regelkreismodell abgebildet (s. Abb. 5).

Der erste und wichtigste Effekt (leaning to react) resultiert aus der entstehenden Transparenz über mögliche Planabweichungen und deren Auswirkungen. Dies ermöglicht dem Management, geeignete Gegensteuerungsmaßnahmen (responsive actions) proaktiv einzuleiten.

Abb. 5: Lerneffekte des KEPs-Ansatzes im Regelkreis der Unternehmenssteuerung

Der zweite und dritte Lerneffekt wirken indirekt. Durch die routinemäßige Auseinandersetzung mit Planungen und Planungsannahmen werden die Mitglieder des Management-Teams für Planung und Planungsprozesse sensibilisiert. Die Orientierung an den Werttreibern und zunehmendes Verständnis über die Sensitivitäten verbessern und beschleunigen den Planungsprozess sowie die Güte der Planung. Durch die kritische Reflexion der Annahmen wird die Wahrscheinlichkeit von individuellen oder kollektiven Verzerrungen reduziert (learning to plan).

Zudem durchläuft das Führungsteam durch die routinemäßige Verankerung einen strategischen Lernprozess. Die laufende Auseinandersetzung mit Strategiefragen und die Bereitschaft, kritische Ereignisse in den Blick zu nehmen und strategisch relevante Prämissen zu hinterfragen, hebt den Diskurs über zukunftsrelevante Fragen auf ein nachhaltig höheres Niveau. Durch den strategischen Gruppendiskurs kann die Komplexität und Veränderungsdynamik besser erfasst, die Vernetzung von Wissen und Information sichergestellt und Lerneffekte etabliert werden. Forecasting wird regelkreisgestützt zum ganzheitlichen Lernprozess mit stetigem Rückkoppelungsprozess zu den Grundannahmen der Strategie (learning to strategize).[1]

 
Achtung

Grenzen der KEPs-Steuerung

Die Anwendung der KEPs-Steuerung weist jedoch auch Grenzen auf. Der Ansatz ersetzt keineswegs notwendige, halbjährige Strategie-, Planungs- und Risikomanagementprozesse, die weitere Auszeiten benötigen. Der Ansatz stellt lediglich eine Erweiterung der Steuerung und des Controllings dar. Auf detaillierte Hochrechnungen wird bewusst verzichtet.

Zudem ist die Implementierung des Ansatzes voraussetzungsvoll. Eine Einführung der KEPs-Steuerung bedingt zunächst den Willen und den Wunsch der Geschäftsleitung und des Controllings, die KEPs-Steuerung als disziplinierte Routine einzuführen. Zudem ist es erfahrungsgemäß notwendig, den Team-Mitgliedern in Kurzschulungen die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge zu vermitteln. Bewährt haben sich hierzu z. B. Sensitivitätsanalysen und das Aufzeigen der vielfältigen Fallen und Verzerrungen im Planungs- und Forecasting-Prozess. Entscheidend ist jedoch die Entwicklung einer Kommunikations- und Diskurskultur. Ohne diese ist ein konstruktiver und offener Austausch im Team nicht oder kaum möglich.

[1] Vgl. Nagel/Wimmer, 2009, S. 66ff.; Probst/Gomez, 1999, S. 2010ff.

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