3.1.1 Beurteilungsdimensionen

Liquiditäts- und Rentabilitätsdimension

Als finanzwirtschaftliche Beurteilungsdimensionen, die es im Rahmen der Sanierungsfähigkeitsprüfung genauer zu analysieren gilt, sind die Liquidität und die Rentabilität des Krisenunternehmens zu unterscheiden:

  • Unter Liquidität wird im Allgemeinen die Fähigkeit eines Unternehmens verstanden, seinen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachkommen zu können.
  • Die Rentabilität bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, die aus dem Wirtschaftsprozess entstehenden Aufwendungen respektive Kosten durch entsprechende Erträge — mindestens — abzudecken.[1]

Zur Herstellung des finanziellen Gleichgewichts ist die Liquidität der Unternehmung unter Beachtung der Rentabilitätsdimension sicherzustellen.

Bei gefährdeter Liquidität dominiert grundsätzlich das Liquiditätskriterium vor dem Rentabilitätskriterium.[2] Bei ungefährdeter Liquidität tritt die Bedeutung des Liquiditätsarguments gegenüber der Aufgabe, die Überschüsse rentabel anzulegen, zurück. Der klassische Konflikt zwischen Liquidität und Rentabilität zeigt sich an dieser Stelle besonders deutlich. So geht mit einer höheren Rentabilität i. d. R. auch die Liquiditätsnähe zurück. Ein Zuwachs an (spekulativen) Gewinnchancen wird darüber hinaus mit dem Risiko steigender Kapitalverluste eingekauft. Der innere Zusammenhang zwischen Rentabilität und Liquidität wird ferner daran deutlich, dass bei geringer, keiner oder gar negativer Rentabilität des Unternehmens über kurz oder lang die Liquidität bedroht sein wird.

Ausgangspunkt der Sanierungsfähigkeitsprüfung

Im Sanierungsverfahren erlangt die Liquidität des Unternehmens eine besondere Bedeutung. Ausgangspunkt der Begutachtung der Sanierungsfähigkeit eines Krisenunternehmens bildet demnach zunächst die Liquiditätsdimension. Zu beantworten sind dabei insb. die beiden folgenden Fragestellungen:

  • Besteht die Möglichkeit, durch Umsetzung von Sofortmaßnahmen die derzeitig bestehenden Probleme der Zahlungsbereitschaft zu überwinden?
  • Kann durch die Umsetzung weiterer operativer und strategischer Sanierungsmaßnahmen auch die zukünftige Liquidität, d. h. in kurz-, mittel- und langfristiger Zeitdimension, wieder hergestellt bzw. gewährleistet werden?
[1] Vgl. Schierenbeck/Wöhle, Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 19. Aufl. 2016, S. 74.
[2] Vgl. Perridon/Steiner/Rathgeber, Finanzwirtschaft der Unternehmung, 17. Aufl. 2016, S. 14-15.

3.1.2 Beurteilungsinstrumentarium

Finanzplanung

Es ist zu überprüfen, ob die gegenwärtige und zukünftige Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sichergestellt werden kann. Zur Bearbeitung dieser Aufgabe der Sanierungsfähigkeitsprüfung eignet sich das Instrumentarium der Finanzplanung. Die Finanzplanung hat die Aufgabe, die zukünftige Entwicklung der finanziellen Unternehmenssphäre in Form von Vorschaurechnungen abzubilden.[1] Dabei sind, wie in Abb. 2 dargestellt, stets die Interdependenzen zu den übrigen betrieblichen Teilbereichen und Teilplänen zu berücksichtigen.

Abb. 2: Interdependenzen zwischen den betrieblichen Teilplänen[2]

Der Gesamtfinanzplan zerfällt, wie in Abb. 2 ersichtlich, in den Kapitalbedarfs- und den Liquiditätsplan, die über die Bilanzplanung und die Planung der Erfolgsrechnung miteinander in Verbindung stehen.

Zeitliche Dimension der Finanzplanung

Um die Liquidität eines Unternehmens in jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, müsste der Finanzplan alle zukünftigen Einzahlungen und Auszahlungen taggenau abbilden. Mit zunehmender Reichweite der Planung wird die exakte Bestimmung der Ein- und Auszahlungen jedoch sowohl in zeitlicher als auch in betragsmäßiger Hinsicht immer schwieriger. Zur Lösung dieses Konflikts, einerseits eine lange zeitliche Reichweite, anderseits aber auch eine hohe inhaltliche Präzision zu erreichen, werden verschiedene Teilfinanzpläne aufgestellt, die sich jeweils auf einen Ausschnitt des gesamten Planungszeitraumes beziehen.[3] Bei einem längerfristigen Planungshorizont bietet es sich an, das zeitliche Raster der Planungseinheiten gröber zu wählen. Umgekehrt ist es bei einer kurzfristigen Planung sinnvoll, kürzere Planungseinheiten zu definieren. Nach der zeitlichen Differenzierung werden i. d. R. die in Abb. 3 dargestellten Arten von Finanzplanungsrechnungen unterschieden.

Abb. 3: Arten von Finanzplanungsrechnungen[4]

Aktualisierungsaufwand

Mit zunehmender Länge des Planungszeitraums sinkt im Allgemeinen der Aktualisierungsbedarf. Während die Liquiditätsplanung nur für einen kurzen Prognosezeitraum Gültigkeit besitzt, bleiben die Daten der mittel- bis langfristigen Finanzplanung stabil und werden nur halbjährlich bzw. jährlich oder bei wesentlichen Ereignissen aktualisiert.[5] Demnach existieren unterschiedliche Teilfinanzpläne, die ineinander greifen und mit ihren unterschiedlichen Betrachtungsweisen in ihrer Gesamtheit den Gesamtfinanzplan bilden (vgl. Abb. 3).

Plangleichgewicht

Zur Sanierung eines Krisenunternehmens ist es erforderlich, sowohl die kurzfristige als auch die mittel- und langfristige wirtschaftliche Überlebensfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Nu...

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