Krisenmanagement ohne Internet ist heute nicht mehr denkbar. Dies wird auch für die Künstliche Intelligenz (KI) gelten. Denn genauso wie das Internet in den vergangenen zehn Jahren Wirtschaft und Gesellschaft weitgehend durchdrungen hat, wird KI in den nächsten zehn Jahren genau so präsent und selbstverständlich sein. Niemand, der in der Wirtschaft tätig ist, wird diese Entwicklung ignorieren können.

KI ist eine Art "kollektive Intelligenz". Es geht um maschinelles Lernen, das tiefe Lernen (deep learning) mit neuronalen Netzen (deep neural networks). Neuronale Netze werden mit für einen Menschen unvorstellbar großen Mengen von Daten gefüttert. Diese Daten werden analysiert, um so Muster zu erkennen. Die neuronalen Netze besitzen viele verborgene Schichten (hidden layers), in denen sich Wahrscheinlichkeitswerte herausbilden. Anders ausgedrückt: Der KI-Code wird nicht von Programmierern geschrieben, sondern aus den Daten entwickelt. Eingabe und Ausgabe stehen in einem definierten mathematischen Verhältnis zueinander. Das Verhältnis beruht nicht auf logischen Schlussfolgerungen, sondern auf statistischen Berechnungen. Damit ist die Identifikation von Krisenstadien deutlich einfacher und "vorurteilsfreier" als mit einer programmierten und damit vom Programmierer und dessen Fach- und Sachkenntnissen sowie logischem Denken abhängigen Software.

Der Fortschritt in der Forschung zu KI hängt von der Verfügbarkeit von strukturierten Daten im Internet ab. Bei Kapitalgesellschaften, gleichgültig welcher konkreten Rechtsform und gleichgültig, welcher Größenklasse, gibt es wegen der Offenlegungspflichten diese strukturierten Daten im Internet. Je nach Größenklasse müssen Kapitalgesellschaften ihre Jahresabschlüsse teilweise oder ganz im elektronischen Handelsregister veröffentlichen (§§ 325 ff. HGB). Der Nachteil: Diese Daten sind solche, die sich auf einen Stichtag, den Bilanzstichtag, in der Vergangenheit beziehen. Allenfalls im Lagebericht befinden sich verbale Äußerungen zur Zukunft. Dennoch können auch aus vergangenheitsorientierten Zahlen und Daten Abweichungen zu den Normalfällen herausgelesen und Trends abgeleitet werden. Die kritische Würdigung der Ergebnisse ist – und bleibt bis in die weitere Zukunft – dem menschlichen Verstand vorbehalten.

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